Der Fremde aus dem Meer
nicht, dass irgendjemand wusste, woher sie kam. Warum also quälte sie ihn damit? Die Möglichkeiten, die er anführte, waren wirklich zu lächerlich, um sie ernst nehmen zu können.
»Nein«, sagte sie schließlich.
»Bist du dir sicher?« Er stieß den Löffel in eine undefinierbare Masse. »Du brauchtest ziemlich lange dafür.« Ram kostete. Er hörte schon auf zu kauen, bevor er richtig angefangen hatte. »Was, um Himmels willen, ist das denn?«, murmelte er.
Penny blickte kurz zu der Platte hin. »Was?« Sie lächelte teuflisch. »Brauchst du mehr Salz?« Seine Augen flehten um Gnade. »Es ist mit Salz eingepökeltes Schweinehirn.« Hilflos stöhnte er auf und sah sich verzweifelt nach einem Platz um, wo er ausspeien konnte. Sie hielt ihm ein Papiertuch hin.
Ramsey spuckte die graue Masse in das Papier, während er sie scharf ansah. Sein Stuhl schabte über den Boden, als er aufsprang und zum Waschbecken rannte. Ihr Gelächter erfüllte die Küche, und seine Hände schwebten frustriert über dem Wasserhahn, bis ihm wieder einfiel, wie man ihn aufdrehte. Er hielt den Mund darunter. »Bäh!«, stieß er hervor und spülte sich den Mund aus. »Du genießt es, Organe von Tieren zu verzehren?«
»Es ist eine Gewohnheit.«
»Wenn ich mich erst noch an den Geschmack gewöhnen muss, werde ich wohl auf die Herausforderung verzichten.«
»Dann bleibt mehr für mich übrig.« Sie nahm einen Löffel von der schleimigen Masse und hielt ihn an ihre Lippen. Ramsey stellte das Wasser ab und wartete. Sie lächelte, ließ den silbernen Löffel in die Schüssel fallen und schob sie zur Seite. »Das war nur ein Scherz. Hank ist derjenige, der das Zeug mag.«
Ramsey schauderte und begann damit, das Durcheinander aufzuräumen. Er hielt inne, als er ein Fondant-Geschirr abräumte. »Bist du fertig, äh ...« Er suchte nach dem richtigen Wort, »mit deinem Mittemachtsessen?«
»Ja.« Wieder gähnte Penny und stützte den Kopf in die Hand. »Du musst das nicht machen. Dieses Chaos habe ich angerichtet.«
Ramsey sagte ihr nicht, dass er sich mit etwas beschäftigen musste, bevor er sie in sein Bett trug. Er stöberte in der Küche herum und öffnete dabei eine silberfarbene Tür. Überrascht stellte er fest, dass es in der Kiste mit Esswaren und Getränken ganz kühl war. Wie die Klimaanlage, dachte er, und berührte die glatten, kühlen Wände. Er stellte die Platten und Schüsseln auf die Gitter und versagte es sich, die Küche, die voller Maschinen war, jetzt noch zu durchforschen. Er musste sie untersuchen, wenn niemand ihn dabei stören konnte. Er warf einen verstohlenen Blick in einen Schrank, in dem sich schmutziges Geschirr stapelte. Als er sich schließlich umwandte, beugte sie sich gerade nach vorne, die Fingerspitzen im Blaubeerkuchen.
Ramsey lächelte, ging zu ihr hinüber und wischte ihre Hände ab, bevor er sie umarmte. Sie schmiegte sich an ihn und schlang die Arme um seinen Hals. Die Bewegung war so natürlich, dass es Ramsey einen Stich ins Herz versetzte. Er drückte ihr einen
Kuss aufs Haar und trug sie die Treppe hinauf. Auf dem Absatz hielt er verwirrt inne. Er hatte nie gesehen, wie sie aus einer der Türen kam, die auf der rechten Seite, parallel zum Balkon, lagen. Seine Zimmer befanden sich am entgegengesetzten Ende über der Dienertreppe. Sein Blick ging nach links, und sofort trat er auf die angelehnte Tür zu, die er mit der Schulter aufstieß. Im selben Augenblick wusste er, dass es ihr Zimmer war, obwohl es unerwartet lebhaft wirkte. Tiefes Blaugrün mit Akzenten von blassem Taubengrau herrschte vor. Vornehm eingerichtet mit weichen Tagesdecken, rüschenbesetzten Kissen, sanft schwingenden Vorhängen und samtenen Sofas und Sesseln war es der Inbegriff von weiblichem Geschmack. Und es herrschte ein katastrophales Durcheinander.
Ramsey bahnte sich seinen Weg um Stapel von Kleidern, Schuhen, Damenhandtäschchen und schmutzigen Handtüchern herum. Sanft legte er sie mitten auf ihr Bett. Sein Blick ging über einen Vorhang, der aus einem grau getüpfelten Maschennetz bestand, das an Schnüren von der Decke hing wie im Harem eines Sultans, und kehrte dann zu der Frau im Bett zurück. Sie ist nicht so, wie sie scheint, dachte er und steckte ihre nackten Füße unter die gestreifte Überdecke. Sie murmelte zusammenhangsloses Zeug, rollte sich auf die Seite und stopfte sich ein Kissen unter die Wange. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und sah sich im Zimmer um.
Auf der gegenüberliegenden Seite
Weitere Kostenlose Bücher