Der Fremde aus dem Meer
nicht an.
»So schlimm kann es nicht sein.«
»Du würdest es nicht verstehen, Penny.« Er sah sie unschlüssig an. »Bitte, vertrau mir.« Sie mit seinen Sorgen zu behelligen, war nicht ehrenhaft und zu kompliziert.
»Nur zu.« Sie neigte den Kopf, um ihm in die Augen zu blicken.
Langsam wandte er den Kopf und sah sie an. Rasch brachte Penny ihren Gesichtsausdruck unter Kontrolle. Mein Gott, er sah aus, als habe er eine große Niederlage erlitten.
»Lass dir helfen. Ich sehe doch, dass du Probleme hast.«
Mit einem schnellen, schiefen Lächeln brachte er sie aus der Fassung. »Wie kommst du zu einem solchen Schluss, nachdem du mich letzte Nacht mit einer so unbeschreiblichen Leidenschaft beglückt hast?« Allmächtiger, sie war jede Qual wert.
Penny errötete bis an die Haarwurzeln. Ihr Versuch, nicht in diese dunklen, etwas selbstgefällig funkelnden Augen zu blicken, misslang kläglich. In diesen Augen stand die Erinnerung daran, wie sie sich entblößt und begierig seinen geschickten Verführungskünsten hingegeben hatte. Warum war er so erfreut über die vergangene Nacht, wenn sie ihn doch leidend zurückgelassen hatte? »Vielleicht könntest du dich etwas besser benehmen.«
»Das liegt nicht in meinem Wesen«, sagte er halb lächelnd. Der seidenweiche Ton in seiner Stimme sprach Bände, während sein Blick liebkosend über ihre nackten Schultern fuhr. Ihr gelbes Kleid breitete sich um sie wie die Blütenblätter der Butterblume, und Ramsey freute sich, dass eine Liebesnacht aus ihr eine so strahlende, glühende und unglaublich entspannte Frau gemacht hatte. Das musste er sich merken.
»Mir hat es nicht so viel bedeutet.«
Er beugte sich näher. »Mir schon«, sagte er. Scharf zog sie den Atem ein, und mit einer plötzlichen Bewegung strich sie ihm das Haar von der Schulter. Ein paar dünne rote Streifen zogen sich über seine Haut. Ihre Fingernägel, ging es ihr durch den Kopf, während sie vor Verlegenheit rot wurde.
»Es ist ein bisschen so, als wäre man gebrandmarkt«, neckte er, und ihr Blick schoss zu ihm herüber. Bevor sie sich entschuldigen konnte, fragte er: »Wirst du dich wieder in mein Zimmer schleichen und es mir gewähren...?«
Sie presste ihm die Hand auf den Mund. »Bitte, sag es nicht. Darum bitte ich dich.«
In seinen Augen stand ein funkelndes Lachen.
Noch immer hielt sie die Hand auf seinen Mund. »Und ich werde nichts erzählen.«
Fragend hob er die Augenbrauen.
»Ich möchte, dass du weißt«, fuhr sie fort, »dass ich so etwas sonst nicht tue. Niemals! Überhaupt nicht!« Stirnrunzelnd betrachtete sie einen Punkt hinter ihm. »Das passt nicht zu meinem Charakter.«
Er schob ihre Hand zur Seite. »Was passt zu deinem Charakter? Die Wildkatze, die ich gestern Abend verführt habe?«
Ihre Haut wurde rosig, seine heisere Stimme ließ sie erschauern.
»Oder die Eisprinzessin, die selbstbewusst über ihr Reich herrscht? Oder vielleicht die lustige Maid, die mich mit Zuckerwerk und Schweinehirn um zwei Uhr in der Frühe füttert?« Er zog ihre Hand an seine Lippen, benetzte ihre Handfläche und die Innenseite der Gelenke mit Küssen, während seine sanften Worte ihre kühle Haut erhitzten. »Ich gestehe, dass mir alle drei lieb und teuer sind, besonders aber die stürmische Sirene, die mir das Siegel ihrer brennenden Leidenschaft aufgedrückt hat.«
Sie gab einen gequälten Laut von sich. Während sie sich schmerzlich danach sehnte, dass er ihren Hunger stillte, wusste sie doch, dass sie nicht weitergehen durfte. »Ramsey, bitte, tu es nicht.« Sie versuchte, sich zu befreien.
Er wollte sie einfach nicht loslassen. »Was soll ich nicht tun? Dich in meinen Armen halten? Fühlen, wie dein Körper unter meiner Berührung aufblüht?« Er zog die Luft zwischen zusammengebissenen Zähnen ein, während sein Geist und sein Körper sich jede Kleinigkeit von ihr mit vollständiger Klarheit in Erinnerung rief. »Das wird nicht geschehen. Denn da ich nun einmal gekostet habe«, kam es mit tiefer, gequälter Stimme, »sehne ich mich nach mehr.« Dunkle Augen glitten zärtlich über ihr Gesicht, ihre nackten Schultern. »Bei Gott, Penelope«, flüsterte er mit rauer Stimme. »Selbst dein weiblicher Duft hat mich bis in meine Träume verfolgt.«
Penny schluckte unsicher, zugleich begierig nach mehr. Noch nie hatte jemand mit einer solchen Inbrunst zu ihr gesprochen. »Es hätte nicht passieren dürfen, und es tut mir Leid...«
»Pst«, beschwichtigte er sie. »Entschuldige dich nicht.«
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