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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Penelope eine gewisse Zuneigung zu diesem Mann hatte, würde Ramsey ihr Urteil fürs Erste respektieren.
    »Kommen Sie zum Essen, bevor Margaret in die Luft geht.« Anthony schob ihn über die Schwelle. »Sie hat noch nie so viel gekocht. Denken Sie daran: Es wird erwartet, dass Sie den Teller leer essen.«
    Als Ramsey eintrat, stand Penny schon am anderen Ende des blank polierten, derben Holztisches und sah bewundernd auf den Sitz seiner weißen Hemdbrust mit den Knöpfen und dem eng anliegenden Bündchenkragen aus Baumwolle. Die hochgerollten
    Ärmel entblößten kräftige, gebräunte Unterarme, und die Jeans mit den Knöpfen zeigten nur allzu deutlich, dass er ein vor Gesundheit strotzender Mann war.
    Wenn die Frau jetzt nicht aufhört, mich anzustarren, dachte Ramsey, wird mein Zustand für alle Anwesenden sichtbar werden. Und man hätte ihm seine Revanche für diese Blicke nicht vorwerfen können. Um sich abzulenken, atmete er tief ein und grinste über beide Ohren.
    »Ah, Meggie, meine Rose. Welche Gaumenfreuden hast du hier zubereitet?«
    »Setz dich, Ramsey.« Sie deutete auf einen Stuhl und stellte einen gefüllten Teller vor ihn hin. Anthony nahm Platz und bediente sich selbst.
    Ramsey legte die Serviette auf seinen Schoß und nahm die Gabel in die Hand. Er war ausgehungert; der mitternächtliche Imbiss hatte ihm erst richtig Appetit gemacht. Und er ließ Margarets Bemühungen Gerechtigkeit widerfahren, strich Butter auf Muffins, die ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen, tunkte Toast in Eier und ließ sich den Speck schmecken. Und Penny konnte sich nicht erinnern, jemanden gesehen zu haben, der so viel auf einmal verspeisen konnte. Sie beschäftigte sich in Gedanken damit, wie viele Kalorien ein zweihundertvierzig Pfund schwerer Mann zu sich nehmen musste.
    »So lächelst du nie, wenn ich esse«, sagte Penny zu Margaret, setzte sich auf einen Stuhl und nahm sich einen Muffin.
    »Du isst weniger als ein Vögelchen, und immer das Falsche.« Die Haushälterin beugte sich zu Ramsey. »Hierauf habe ich lange gewartet«, sagte sie spitz und goss Penny Kaffee ein.
    Penny runzelte die Stirn, als ihr der Doppelsinn aufging, und hätte zu gern Margarets mütterliche Hoffnungen gedämpft.
    Mitten in der Mahlzeit machte Ramsey eine Verschnaufpause, lehnte sich zurück und leerte das große Glas Saft in einem Zuge. »Meggie O’Hallaran, du bist eine Zauberin.« Er stellte das Glas zurück. »So ein gutes Mahl hätte mein eigener Koch nicht zustande gebracht.« Er rieb sich den Bauch, und Margaret freute sich riesig und goss ihm frischen Kaffee ein, während sie Penelope eine Grimasse schnitt. Ramsey aß weiter.
    »Dein Koch?«, ließ sich Penny vernehmen. »Du hattest einen Koch?«
    Ramsey blickte auf und sah drei Augenpaare auf sich gerichtet. Er nahm die Gabel aus dem Mund und kaute langsamer. »Jawohl.« Er schluckte. »Auf meinem Schiff.«
    »Wenn du ein Schiff hattest, wie kam es, dass du mitten auf dem Atlantik triebst? Nein, ich muss mich verbessern: gerade dabei warst, im Atlantik zu ertrinken?«
    »Das Schiff fuhr ohne mich.« Ramsey spießte ein Stück Ei auf die Gabel und schob es in den Mund. Es war keine Lüge, überlegte er sich. Bevor sie auf Phillip stießen, segelte Tritons Will ohne ihn, und Danes Sea Witch wurde 1798 zurückgelassen.
    »Ich dachte, du seist ausgesetzt worden oder so etwas.«
    Ramsey lächelte spitzbübisch. »Ich glaube, über dieses Thema haben wir schon gesprochen.«
    »Und du hast immer noch nicht erklärt...« Die Türglocke läutete, und Pennys Stirnrunzeln vertiefte sich. »Wie kommt es, dass die Alarmanlage nicht angegangen ist?«
    Ramsey legte die Gabel aus der Hand, wischte sich den Mund mit der Serviette ab und erhob sich, bevor Anthony sagte: »Ich habe das Tor offen gelassen und die Alarmanlage abgestellt.«
    Ramsey erstarrte, dann ging er um ihn hemm. »Sie haben was?«
    Jesus Maria!, dachte Anthony, als Ramsey langsam zum Stehen kam. Wenn Blicke töten könnten!
    »Haben Sie vergessen, dass die Lady gestern Morgen mitten im Ort beinahe angegriffen wurde?« Er ballte die Faust und hatte Lust, diesem Engländer den Hals umzudrehen. Penny erkannte die unterdrückte Wut. Genau wie letzte Nacht, erinnerte sie eine Stimme.
    Sie trat zu ihm. »Ramsey, nimm es nicht so ernst.« Sie tätschelte seinen Unterarm. »Tony ist kein Narr, und verrückte Fans haben selten den Mut, bis an die Vordertür vorzudringen.« Er nahm ihre Hand in seine, und der Wutanfall war

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