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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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vor. »Wie hieß das amerikanische Schiff, das in der Nacht vom 30. Juni 1789 in dem karibischen Hafen vor Anker lag?«
    »Die Barstow«, sagte Ramsey beinahe geistesabwesend. »Eine gekaperte amerikanische Schaluppe.«
    Scharf zog Bailey den Atem ein, während sein Blick in die Höhe schoss.
    »Wer saß während des Dinners am vorhergehenden Abend zur Rechten von Captain Blackwell?« Seine Stimme klang, als traue er Ramsey die Antwort nicht zu.
    Vor Konzentration wurden Ramseys Augen zu schmalen Schlitzen. Er stellte sich die Sitzordnung am Tisch an Bord der Sea Witch vor. »Der erste Offizier der Tritons Will, David Cameron.« Er würde jetzt Kapitän sein ... nein, damals, oh, verflucht noch mal! Ram rutschte in seinem Sessel hin und her, und einen Augenblick lang musterte Bailey ihn prüfend. Dann fuhr er fort.
    »Wer befehligte das Kriegsschiff Chatam?«
    Rams Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. »Bennet.« Eine ungeheure Abscheu lag in dem einen Wort.
    Bailey ließ das Papier sinken, setzte sich zurück, zog ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Oberlippe ab. Er konnte es immer noch nicht glauben.
    »Gibt es ein Problem, Mann?«
    »Nein, nein.« Sebastian rückte seine Krawatte zurecht. »Aber ich gestehe, Mister O’Keefe, ich habe mir nie vorgestellt, diese drei Briefe zu öffnen, zumindest nicht zu meinen Lebzeiten.« War er ein Verwandter? Die Blackwells hatten diese Schenkung ausgeklügelt. Doch selbst wenn es so ein raffinierter Plan gewesen war, um sicherzustellen, dass ein Verwandter den Familienbesitz erhielt, erklärte das immer noch nicht, wieso O’Keefe diese Antworten wusste. Es sei denn, die Briefe waren kopiert worden und er wusste davon aus einem Erbstück, das in seinem Besitz war. Wie konnte jemand vor zweihundert Jahren gewusst haben, dass er hier sein würde, um es anzunehmen? Dass die Beschreibung des Äußeren so genau war, konnte er sich nicht erklären. Sebastian wusste zweifelsfrei, dass diese Briefe nie geöffnet worden waren.
    Sie waren in der Tat nie aus dieser fest verpackten Originalkiste herausgenommen worden, bis ihn gestern das britische Konsulat angerufen hatte. So verwirrt wie seit Jahren nicht mehr, griff Bailey nach dem dritten Umschlag und brach das Siegel auf.
    »Wo haben Sie ...« Baileys Blick wechselte rasch zwischen dem Brief und dem vor ihm sitzenden Mann hin und her.
    »Fahrt fort, Mister Bailey«, sagte Ram mit sanfter, ermutigender Stimme. »Wir sind schon zu weit vorgedrungen, als dass wir jetzt noch zögern sollten.«
    »Wo haben Sie Captain Dane Blackwell kennen gelernt?«
    Rams Lippen zuckten, als er sich erinnerte. »Ich glaube, es war während einer Auseinandersetzung in einer Taverne.«
    »Hier steht, es sei eine Schlägerei in einer Bar gewesen.«
    Ram hob die Augenbrauen und wartete darauf, bis der Mann sich wieder gefangen hatte.
    »O ja, ich verstehe.« Welcher Blackwell war das?, wollte Sebastian fragen, doch stattdessen tat er seine Arbeit und las weiter.
    »Welches Geschenk erhielten Captain Blackwell und seine Frau an dem Abend nach ihrer Hochzeit?«
    Ram verzog die Lippen in der Erinnerung. »Ein Gemälde, ein Porträt von Mistress Blackwell, wie sie am Strand spazieren geht.«
    Bailey warf das Pergament zur Seite und sank auf seinen Stuhl zurück. Wortwörtlich, als habe der Mann die Antworten selbst geschrieben! Unglaublich! Sebastian stand auf, und nachdem er die abgegriffenen Seiten des Hauptbuchs bis zum Anfang zurückgeblättert hatte, deutete er mit zitterndem Finger auf die Stelle, wo Ramsey unterschreiben sollte. Ram nahm das Schreibgerät und untersuchte zuerst den goldenen Zylinder, drehte dann das Mittelstück, wie der Engländer es getan hatte, voller Staunen über den glatten, geruchlosen, nicht spritzenden Strich der Feder, als er seinen Namen schrieb.
    Sebastian verglich die Unterschrift mit einem Stück Papier, das seinen Anweisungen beigefügt war, und bevor er es wegpackte, erkannte Ramsey, dass es ein Teil seines Logbuches war. Bailey schloss die Kiste, die der Kurier gebracht hatte, zog eine große Lederschachtel heraus und stellte sie auf den Schreibtisch. Kurz darauf fügte er ein unförmiges Päckchen hinzu, das in geölter Tierhaut eingewickelt und außerdem mit Kordel verschnürt war.
    Rams Herz schlug wie wild, als er sich langsam aus dem Sessel hochwand. Die Schachtel und die Verpackung waren schmerzlich vertraut, als ob er sie erst vor Tagen berührt hätte. Er ging zum Schreibtisch, glättete mit den

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