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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Schlüssel. »Dein Kummer ... wird mit der Zeit nachlassen.«
    Ihr Blick schoss in die Höhe. »Was weißt du darüber, wie ich mich fühle? Meine beste Freundin, meine einzige Freundin ist von mir gegangen, sie ist tot, ertrunken, von Haien gefressen.
    Mein Gott, ich werde es niemals erfahren.« Sie tat einen tiefen Atemzug. »Aber ich habe es doch nun akzeptiert. Warum hindert mich denn jetzt jeder daran, sie endlich zu begraben?«
    »Keine Menschenseele kann dich daran hindern.«
    »O doch«, sagte sie trotzig. »Du, die diese blöden Blackwells und ihre mysteriöse Kiste.« Sie stand auf. »Nun, von mir aus kann sie weitere hundert Jahre verschlossen bleiben.« Sie warf den Schlüssel hin, ging um den Schreibtisch herum auf die Tür zu. »Ich hasse sie dafür.«
    Ram stürzte auf sie zu und griff nach ihrer Hand, aber sie würdigte ihn keines Blickes, wand sich aus seinem Griff und verließ das Arbeitszimmer.
    Er folgte ihr nicht, sondern gewährte ihr die Einsamkeit, nach der sie wortlos verlangt hatte.
    »Eine Frau kann nicht von einem voll besetzten Kreuzschiff springen, ohne dass es Zeugen dafür gibt«, sagte Penny ins Telefon. »Die Polizei wird jedes Besatzungsmitglied und jeden Gast befragen, Captain. Die Schifffahrtsgesellschaft wird dafür verantwortlich gemacht werden und, seien Sie versichert, dass ich herausfinden werde, warum Sie es zugelassen haben, dass ein Passagier von Ihrem Schiff gesprungen und sie ihn dann den Haien zum Fraß gelassen haben.« Es entstand eine Pause, und obwohl sie vor unterdrücktem Zorn zitterte, war ihre Stimme beherrscht und eiskalt. »Wirklich? Wie günstig. Ermöglichen Sie der Polizei der Bahamas und der USA, den Fähnrich zu vernehmen.« Ohne einen weiteren Kommentar legte sie auf, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte zu Boden. Verlier jetzt bloß nicht die Beherrschung, sagte sie sich.
    Als sie sich schließlich wieder gefangen hatte, blickte sie auf und sah, dass Ramsey davonging.
    Anthony steuerte seinen Mercedes vorsichtig eine ruhige, von kleinen Palmen und Orangenbäumen gesäumte Straße entlang. Die Zweige hingen über den Bürgersteig und spendeten Schatten vor der sengenden Sonne. Neben ihm saß Ramsey und betrachtete ruhig die vorübergleitende Szenerie. Anthony wusste, dass er wütend und in seinem Stolz verletzt war. Die vergangenen zwei Stunden hatten sie in Anthonys Bank zugebracht und versucht, Ramseys Scheck einzulösen. Es war unmöglich gewesen. Eigentlich hätte Anthony das voraussehen müssen. Denn ohne sich ausweisen zu können, konnte Ramsey seine Identität nicht beweisen und kein Konto eröffnen. Die ganze Angelegenheit fiel unter das Bankgeheimnis, und bevor die Bankleute auch nur vorschlagen konnten, Penelope anzurufen und Ramsey damit noch mehr zu demütigen, leistete Anthony eine Unterschrift für ein gemeinsames Konto, was bedeutete, dass Ramsey nicht ohne seine Anwesenheit und Unterschrift an sein eigenes Geld kommen konnte.
    Er selbst wäre schon lange an die Decke gegangen, dachte Anthony, doch als Ramsey schließlich den Scheck überreichte und den Leuten von der Bank klar wurde, wie viel sie daran verdienen würden, sahen sie verdammt komisch aus der Wäsche. Sie entschuldigten sich ein ums andere Mal, und Ramseys eisiger Abschied vom Bankdirektor war eine Lehrstunde darin, wie man es jemandem am Ende heimzahlt.
    Penelope hätte es nicht besser machen können.
    Verdammt noch mal, aber der Mann war wirklich ein völliges Geheimnis. Er sagte Antony statt Anthony und verriet nicht, wo er die ganzen Jahre über gewesen war und warum er es geheim hielt. Er wollte fragen, was der Agent von Lloyds gesagt und ihm gegeben hatte, aber sogar nach einem Bier in seinem Lieblingspub hatte Ramsey nichts verraten. Obwohl er, Anthony, so seine Vermutungen hatte.
    Fast wäre er in lautes Lachen ausgebrochen, als er sich die
    Szene im Pub ins Gedächtnis rief und an die Frauen dachte, die sich beinahe um die freien Plätze an ihrem Tisch geschlagen hätten. Das schien Ramsey zu schockieren, obwohl er höflich blieb, eine Runde ausgab und sie alle mit seiner seltsamen Redeweise und seinen ritterlichen Manieren begeisterte. Aber er nahm keine Angebote an, obwohl Anthony mitbekam, dass seine Hosentasche voll mit Streichholzschachteln war, auf denen Namen und Nummern standen. Seine Ungeduld, Penelope wiederzusehen, war offensichtlich, und er fragte sich, ob das Mädchen ahnte, wie treu ergeben ihr dieser Mann war, wo er das doch keineswegs

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