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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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wahrscheinlich erscheinen. Verängstigt, wie sie ganz sicher waren, dürften sie das Vorhandensein einer Putzfrau sofort zugegeben haben, als sie gefragt wurden. Sehr zu Recht zitterten sie schließlich um ihr Leben. Es könnte aber auch sein, dass der Täter eben doch etwas besser Bescheid wusste über die Abläufe im Hause Lenowsky. Was wieder zu der Theorie führen würde, dass es sich um einen Bekannten handelte. Schließlich musste er ja auch nicht einmal einbrechen. Er wurde ohne Schwierigkeiten eingelassen oder verfügte sogar über einen Schlüssel.«

    Karen war noch etwas anderes aufgefallen. »Die Putzfrau wurde angerufen? Aber dann hätte doch deren Nummer in der Wahlwiederholung sein müssen, nicht unsere!«
    »Die Putzfrau wurde von Fred Lenowskys Handy angerufen. Ebenso wie der Pizzaservice einen Tag später. Der Täter hat sich das Handy wahrscheinlich gleich zu Anfang geschnappt. Wenn wir davon ausgehen, dass es sich um nur eine Person handelt – was wir nicht sicher wissen, aber es wurde jedenfalls nur eine Pizza bestellt –, so musste er die ganze Zeit über zwei Menschen bewachen. Das erzeugt Stress, und so war ein schnurloser Apparat, mit dem er sich frei bewegen konnte, für ihn sicher sinnvoller als das Festnetztelefon, für das es nur den einen Apparat im Wohnzimmer gab.«
    Karen musste an den Pizzakarton denken, den Pit so entgeistert in den Händen gehalten hatte.
    »Da wurde wirklich noch Pizza bestellt«, sagte sie, »ganz normal, als wäre nichts geschehen.«
    »Sie haben beim Pizzaservice den Ausfahrer ermittelt, der die Pizza an jenem Tag – Dienstagmittag letzter Woche – zu den Lenowskys gebracht hat. Man kannte sie dort nicht als Kunden, es war das erste Mal, dass sie bestellten. Der junge Mann erinnert sich, dass ihm eine alte Frau öffnete, der Beschreibung nach Greta Lenowsky. Es hatte allerdings lange gedauert, er hatte mehrfach geklingelt und war schon fast so weit gewesen, unverrichteter Dinge wieder zu gehen. Er sagt, die alte Frau habe wie ein Gespenst ausgesehen. Er dachte, sie sei krank. Sie trug einen Morgenmantel, hatte ungekämmte, struppige Haare und ein kalkweißes Gesicht. Sie öffnete die Tür nur einen Spalt breit. Sie sprach kein Wort, und ihre Hand zitterte, als sie die Pizza entgegennahm. Sie gab ihm das genau abgezählte Geld und schloss sofort wieder die Tür.«
    »Und das kam ihm nicht seltsam vor?«, fragte Karen.

    Kronborg zuckte mit den Schultern. »In gewisser Weise schon, aber er meinte, alte Menschen seien oft seltsam, gerade wenn jemand Unbekanntes an der Haustür klingelt. Er hatte es eilig, er musste weiter – er hat einfach nicht länger über Greta Lenowsky nachgedacht. Er sagt, dass es natürlich möglich sei, dass jemand schräg hinter ihr gestanden habe. Der winzige Spalt der geöffneten Haustür habe es für ihn unmöglich gemacht, etwas zu sehen.«
    Karen strich sich die Haare aus der Stirn. Sie merkte, dass sie schwitzte. »Sie hatten keine Chance«, sagte sie leise, »in ihrem eigenen Haus, umgeben von Nachbarschaft, hatten die Lenowskys keine Chance, mit dem Leben davonzukommen.«
    »Und wir werden uns nicht gerade leicht tun, ihren Mörder zu fassen«, meinte Kronborg. Er sah müde und frustriert aus. »Ein altes Ehepaar, seit langem nicht mehr berufstätig, ohne Verwandte und ohne Freunde, in größtmöglicher Distanz auch zur Nachbarschaft lebend und überdies seit vier Jahren erst am Ort des Geschehens zu Hause – das ist wie eine glatte Felswand. Wenig Möglichkeiten, die Füße zu setzen und Halt für die Hände zu finden.«
    »Am ehesten bieten sich wohl noch Gelegenheiten über Fred Lenowskys Beruf«, sagte Karen. »Ein so erfolgreicher Anwalt muss viele Menschen gekannt haben.«
    »Er muss sie aber nicht an sich herangelassen haben«, sagte Kronborg. »Ein Mann kann höchst erfolgreich seinen Beruf ausüben und dennoch von niemandem gekannt werden. Aber Sie haben natürlich Recht. Seine berufliche Zeit ist unser einziger Einstiegspunkt.« Er erhob sich und baute sich dabei zu seiner überaus imposanten Größe auf. »Ich hoffe, ich muss Sie nicht mehr so oft belästigen«, sagte er. »Wissen Sie, ich komme so oft hierher, weil ich wohl immer noch hoffe, Ihnen fällt irgendetwas äußerst Wichtiges ein. Sie sind neben dem Gärtner der einzige Mensch, dem etwas dort drüben
seltsam vorkam, und Sie haben zudem auch noch das Haus zehn Tage lang intensiv beobachtet. Sie haben es beobachtet, während der Mörder darin sein Unwesen

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