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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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eingehen. Er würde keinen Tropfen Alkohol mehr trinken und noch einmal nach einem Chefarztposten streben. Er würde ein schönes Haus kaufen mit einem großen Garten, und er war nicht zu alt, dann auch noch Vater zu werden. Kinder, die fröhlich im Garten tobten. Ein Hund, der zwischen ihnen spielte. Eine Frau, die ihn in die Arme schloss, wenn er abends nach Hause kam.
    Leben. Einfach leben.
    Die Bilder, die vor ihm abliefen, waren so schön, so warm, dass er hätte weinen mögen.
    Dann hatte er in der Menge plötzlich Sabrina Baldini entdeckt. Sie war mit ihrem Mann gekommen und sichtlich darum bemüht, ihrem Liebhaber nicht zu begegnen. Unangenehme Situation für sie. Sie sah schlecht aus, aber er hatte sich ja auch seit mindestens zwei Wochen nicht mehr bei ihr gemeldet. Und in Anwesenheit ihres Mannes konnte sie ihm deswegen nicht eine ihrer tränenreichen Szenen machen. Armes, frustriertes Wesen. Wenn sie wüsste, wie satt er sie hatte. Dennoch war sie von unschätzbarem Wert gewesen. Er hatte alles aus ihr herausgefragt, was es an Wissenswertem über Rebecca gab. Zunächst in der unbestimmten Absicht, etwas gegen sie in der Hand zu haben für den Fall, dass ihn dies zu irgendeinem Zeitpunkt der Erfüllung seiner sie betreffenden Wünsche näher bringen könnte. Doch nun hatte er einen Plan, einen wundervollen Einfall, und plötzlich war es ganz klar für ihn, wie es weitergehen würde. Gedanken blitzten in ihm auf und füllten sich mit immer neuen Ideen
und genialen Schachzügen, und er musste richtig aufpassen, dass ihn seine Gesichtszüge nicht verrieten, denn sicher begannen seine Augen zu leuchten, und man konnte ihm ansehen, wie schnell und freudig es hinter seiner Stirn arbeitete.
    Schnell und freudig, schnell und freudig, schnell und freudig …
    Hatte er diese Worte gerade stakkatoartig wiederholt? Oder nur gedacht? Er wischte sich mit der Hand über die Stirn. Diese hellen Streifen hinter den Scharnieren der geschlossenen Fensterläden - der Tag schritt voran.
    Er musste sich beeilen. Er sah Rebecca an, sie hatte wirre Haare, wirkte bleich, übernächtigt, hatte aufgesprungene Lippen, aber war so schön, so überirdisch schön. Er musste ihr von Marius erzählen, ehe er sie tötete. Er musste ihr erzählen, was er mit Marius’ Pflegeeltern getan hatte. Er musste ihr einfach alles erzählen. Es war wichtig. Aber ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Und die wollte er mit ihr allein verbringen. Nur er und sie.
    Wie es immer, von Anfang an, hätte sein sollen.
    Er starrte Inga an. Sie störte. Sie störte ganz entschieden. Warum war die dumme Person nicht im Auto geblieben?
    »Lästig«, sagte er, »du bist so lästig.«
    Er stand auf. Inga starrte ihn aus schreckgeweiteten Augen an.
    6
    Inga wusste, dass sie sterben mussten, sie und Rebecca, am Ende dieses Schauspiels. Maximilian hatte es oft genug erwähnt, während seiner langen wirren Reden, die von seiner unerfüllten Liebe handelten und von den Fehlschlägen in seinem
Leben, für die er in vollem Umfang und ausschließlich Rebecca verantwortlich machte. Die Zeit, die ihnen blieb, war die Zeit, die er brauchte, seine kranke Seele vor ihnen auszubreiten. Danach kam das Ende. Und als er sie plötzlich fixierte mit diesen kalten, starren Augen, war sie überzeugt, dass es für sie jetzt so weit war.
    »Ich will mit Rebecca allein sein«, sagte er, »dich geht das alles eigentlich überhaupt nichts an.«
    Weshalb er sie nicht sofort abknallte, wusste sie nicht. Weshalb er sich die Mühe machte, Rebecca mit der Wäscheleine, aus der sich Inga Stunden vorher befreit hatte, zu fesseln, und dann grob Ingas Arm zu greifen, sie auf die Füße zu ziehen und aus dem Zimmer zu bugsieren, konnte sie sich nicht erklären. Sie dachte zuerst, er werde sie in den Garten zerren und dort erschießen, aber er hastete mit ihr die Treppe hinauf, zog sie hinter sich her den Gang entlang zu Rebeccas Schlafzimmer, in dem der schwer verletzte Marius auf dem Fußboden lag. Die ganze Zeit über dachte sie nur: Lieber Gott, lass ihn das Handy nicht entdecken! Lass es nicht runterfallen. Wenn er mich nicht gleich tötet, ist es unsere einzige Chance.
    In der Zimmertür gab er ihr einen kräftigen Stoß, und sie torkelte gegen Rebeccas Frisierkommode, stieß schmerzhaft mit dem Oberschenkel an die Kante und schrie auf. Zum Glück klemmte das Handy an ihrer anderen Hüfte. Sie konnte gerade noch die Hand darauf pressen, sonst wäre es zu Boden gefallen.
    »Um euch beide«, sagte

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