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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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dass Ihr Hund ständig das Haus anbellte? Er wusste genau, dass dort etwas Schreckliches passiert war.«
    Sie starrten einander an.

    »Wir müssen jetzt nach seiner«, Pit machte eine Kopfbewegung in Richtung Bad, »nach seiner Frau suchen.«
    »Oder gleich die Polizei rufen.«
    »Ich gehe jetzt die Treppe hinunter«, sagte Pit. Vorsichtig balancierte er zwischen all den Gegenständen hindurch, die über die Stufen verstreut lagen. Karen folgte ihm nach einem Moment des Zögerns.
    Unten sah es nicht besser aus als oben, es herrschte die gleiche willkürliche Zerstörung. Auf einem Tisch standen zwei Gläser, zur Hälfte mit eingedicktem gelbem Fruchtsaft gefüllt. Eine fast leere Weinflasche befand sich auf einem Wandbord und war zur Fliegenfalle geworden; die Leichen mehrerer Fliegen schwammen darin herum. Pit bückte sich und hob, entgegen ihrer beider Vorsatz, nichts anzufassen, einen flachen Karton auf. »Ich glaub das nicht«, sagte er entgeistert.
    Karen erkannte, dass es sich um einen Pizzakarton handelte, und zwar von einem italienischen Service, der ins Haus lieferte. Sie, Wolf und die Kinder hatten selbst schon oft dort bestellt. Auf der Pappe lagen noch ein paar abgenagte Teigränder herum, die vermutlich inzwischen knochenhart waren.
    »Die haben sich noch Pizza hierher bestellt!«, sagte Pit. »Haben die Alten umgebracht, sich hier eingenistet und sich sogar noch ihr Essen liefern lassen.«
    Karen dachte an ihre Beobachtungen. Die Lichter in der Nacht, geöffnete und dann wieder geschlossene Rollläden, dabei keinerlei Reaktion auf ihr Klingeln. Das Haus war vielleicht längere Zeit bewohnt gewesen, aber nicht von den beiden Menschen, die hier tatsächlich lebten. Die hatte man längst ermordet. Längst?
    Ihr kam ein furchtbarer Gedanke, aber sie schob ihn rasch von sich. Hatten die beiden alten Leute noch eine Zeit lebend mit ihren Mördern verbringen müssen?
    Pit betätigte den Lichtschalter neben der Tür, und es wurde
so plötzlich hell, dass Karen entsetzt zusammenzuckte. »Nicht«, sagte sie, »an den Lichtschaltern sind bestimmt Fingerabdrücke.«
    »Ja, aber in diesem Dämmerlicht kann man kaum etwas richtig erkennen.« Pit betrachtete nachdenklich den Pizzakarton. »Eine Pizza. Spricht für einen Täter, oder?«
    »Oder die anderen haben ihre leeren Kartons sonst irgendwo im Haus liegen gelassen«, meinte Karen, »sehr ordentlich waren sie ja wohl nicht.«
    Pit machte einen raschen Schritt auf die Haustür zu und riss sie auf. Sie war nicht verschlossen gewesen. Vor ihnen lag der verwilderte Vorgarten, das helle Sonnenlicht des Hochsommertags und, als erstaunlich beruhigender Anblick, Pits grüner Lieferwagen vor dem Tor, bemalt mit Blumen und Früchten.
    »Wieso …?«, begann Karen, aber Pit erklärte gleichzeitig. »Ich wollte uns nur einen Fluchtweg nach draußen sichern. Wer weiß …«
    Sie begriff, was er meinte, und ihr wurde kalt vor Entsetzen. »Sie glauben … die sind noch hier?«
    »Ich glaube es eigentlich nicht«, sagte Pit. Sie schwiegen beide ein paar Momente, lauschten in die absolute Stille des dunklen, kühlen Hauses hinein. Draußen zwitscherten Vögel und brummten Bienen. Drinnen herrschte tiefes Schweigen.
    »Ich glaube es nicht«, wiederholte Pit, »aber sicher ist sicher. «
    Rechter Hand von ihnen lag ein großes, gänzlich abgedunkeltes Zimmer, dessen Umrisse sowie die Schatten der Möbel nur vage erkennbar waren. Von ihrem Besuch her wusste Karen, dass es sich um das Wohnzimmer handelte. Zögernd trat sie ein.
    »Wir brauchen Licht«, sagte Pit hinter ihr. Er berührte den Schalter nur mit seinem Fingernagel, als er ihn anknipste.

    Das Licht enthüllte auf einen Schlag das ganze Drama.
    Greta Lenowsky lag bäuchlings auf dem Teppich vor der verschlossenen Terrassentür. Ihre Beine waren grotesk verdreht. Sie trug eine hautfarbene, knielange Unterhose, darüber ein geblümtes Nachthemd, das bis zur Taille hinaufgerutscht war. Um ihren Hals lag ein grünes Hundehalsband, daran befestigt eine ebenfalls grüne Leine. Die Hände an ihren über den Kopf ausgestreckten Armen umklammerten einen Telefonapparat, der allem Anschein nach auf dem verschnörkelten Biedermeiertischchen neben der Tür gestanden hatte. Die eine Hand lag auf der Gabel, die andere hielt den Hörer fest. Greta Lenowsky war tot, aber sie hatte in den letzten Momenten ihres Lebens offenbar versucht, um Hilfe zu telefonieren. Vielleicht hatte ihre Kraft nicht mehr gereicht, eine Nummer zu wählen. Oder

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