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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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gewesen. Nun, da er Fragen stellte, fühlte sie sich bedrängt. Sie sah keinen Sinn mehr in einer Klärung.
    »Ich weiß gar nichts«, sagte Wolf, »ich vermute nur, dass du noch immer dieser verrückten Theorie anhängst, ich hätte ein Verhältnis mit der Mitarbeiterin, die mich neulich zum Mittagessen begleitet hat, und ich kann dazu nur sagen, dass …«
    »Das ist gar nicht mehr wichtig«, sagte Karen, »ob du ein Verhältnis hast oder nicht. Du hast mich verlassen. Innerlich. Schon vor langer Zeit. Dabei ist es unerheblich, ob du zu einer anderen Frau abgewandert bist oder ohne Beziehung lebst. Du hast für mich nur noch Kälte und Verachtung übrig. Und damit kann ich nicht leben.«

    »Kälte und Verachtung? Könntest du mir mal erklären, woran du das festmachst?«
    Sie seufzte. Er würde es ja doch nicht verstehen.
    »Es ist … dieser Eindruck setzt sich aus vielen Kleinigkeiten zusammen«, sagte sie, bereits im Vorfeld erschöpft, weil sie wusste, dass er ihre Worte zerpflücken würde und es daher im Grunde sinnlos war, sie überhaupt zu sagen. Er würde es nicht zulassen, dass aus dem, was sie Kleinigkeiten genannt hatte, ein Gesamtbild entstand, er würde vorher jeden einzelnen Punkt widerlegen und bagatellisieren, sie würden sich im Kreis drehen, und am Ende würde kein Ergebnis stehen.
    »Am Sonntag, zum Beispiel. Du verbringst den ganzen Tag mit den Kindern im Schwimmbad, und …«
    »Ach! Das machst du mir jetzt zum Vorwurf? Das muss man sich wirklich mal anhören! Weißt du eigentlich, wie viele Frauen darum betteln, dass ihre Männer etwas mit den Kindern unternehmen, und weißt du, wieviele Männer dazu nicht die allergeringste Lust haben? Aber ich, der ich nach einer verdammt harten Woche meinen kompletten Sonntag opfere, damit die Kinder ein bisschen Spaß haben, werde dafür noch beschimpft!«
    Sie hatte ihn nicht beschimpft, aber es würde nichts bringen, darauf hinzuweisen.
    »Niemand hat mich gefragt, ob ich nicht vielleicht auch mitkommen möchte. Immerhin gehöre ich ja auch zur Familie. «
    »Oh, Verzeihung! Dann habe ich dich bislang wirklich falsch eingeschätzt! Ich hätte nie gedacht, dass es dir Spaß bereitet, einen ganzen Tag bei glühender Hitze in der absolut drangvollen Enge eines öffentlichen Schwimmbads zu verbringen! Auf der Liegewiese konnten wir kaum unser Handtuch ausbreiten, so voll war es dort, und im Wasser war es
schlechthin unmöglich, auch nur einen einzigen Schwimmzug zu tun. Aber bitte, ich werde es mir merken. Du liebst derartige Freizeitvergnügungen, und beim nächsten Mal trete ich dir meinen Part nur zu gern ab.«
    Sie hätte ihn darauf hinweisen können, dass er von abtreten gesprochen hatte, nicht von Gemeinsamkeit, aber auch das kam ihr sinnlos vor, und sie ließ es sein.
    »Am Abend«, sagte sie, »du hast die Kinder abgesetzt und bist verschwunden. Es gab keine Erklärung für mich, nichts. Kein Hinweis, wann du wiederkommen würdest, ob du vorhattest, mit uns zu essen … du warst einfach weg.«
    Er verdrehte die Augen. »Großes Sakrileg, ich weiß. Ich vergesse immer, dass ich mich bei dir an – und abzumelden habe, und dass meine Schritte deiner Zustimmung bedürfen. Gelegentlich habe ich dennoch das Bedürfnis, mich als freier und erwachsener Mann zu fühlen, kannst du dir das vorstellen? So war es zum Beispiel am Sonntagabend. Ich war fix und fertig nach diesem Tag! Müde, geschlaucht, kaputt. Wie du weißt, gibt es für mich kaum etwas Schöneres, als mich in großen, lärmenden Menschenmengen aufzuhalten, vor allem, wenn sie so dicht sind, dass du in einer Woge von Schweiß stehst, ständig angerempelt wirst und alle zwei Minuten einen Federball an den Kopf bekommst. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte allein sein. Ich konnte das Geplapper meiner eigenen Kinder nicht mehr ertragen. Und auch nicht …« Er sprach nicht weiter.
    Karen erriet, was er hatte sagen wollen. »Und mich konntest du auch nicht ertragen«, ergänzte sie.
    Wolf rührte in seiner Tasse. Der Kaffee darin musste längst kalt sein. »Sei ehrlich, Karen. Was hätte mich denn erwartet? Du hättest gequengelt, weil du den ganzen Tag allein warst, du hättest mich aus vorwurfsvollen Augen angesehen, und als Krönung hättest du schließlich wieder mit den verschwundenen
Nachbarn angefangen und herumlamentiert, dass man etwas tun müsse … Und wenn ich ganz großes Glück gehabt hätte, wärst du auch noch mit meinem angeblichen Verhältnis angekommen. Ich hätte das an jenem

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