Der Fremde ohne Gesicht
Fettnäpfchen finden.«
Er lachte. »Vielleicht. Ich kann Idioten nun mal nicht ertragen.«
»Sie können überhaupt niemanden ertragen.«
Sharman lachte wieder. Er genoss Sams Gesellschaft. »Ich ertrage Sie, oder?«
Sie nahm einen Schluck von ihrem Tonic Water. »Wissen Sie, dass Sie noch nie so nahe daran waren, mir ein Kompliment zu machen?«
»Kosten Sie es aus, es kommt wahrscheinlich nie wieder vor.« Er sah sie an. »Sie hätten nicht zufällig Lust, mir ein bisschen zu helfen? Ich glaube, ich könnte Hilfe gebrauchen.«
»Tut mir Leid, Stan, ich würde ja gern, aber ich habe mir schon genug Ärger eingehandelt. Außerdem habe ich keine große Lust, noch einmal mit Adams aneinander zu geraten.«
Er wandte sich ab. »Haben Sie etwa Angst vor ihm?«
Der Trick war alt, aber immer noch wirkungsvoll. Doch Sam durchschaute ihn sofort und fiel nicht darauf herein.
»Netter Versuch, Stan, aber vergessen Sie’s.«
Sharman leerte sein Glas und sah sie an. »Noch einen?«
Sie nickte und er stand auf, um an die Theke zu gehen.
»Diesmal bin ich dran. Laufen Sie mir nicht weg.«
Es kam nicht oft vor, dass Trevor Stuart Sam so kurz vor Feierabend noch zu sich bestellte. Sie gingen häufig etwas zusammen trinken oder essen, um sich nach einem langen Tag in der Leichenhalle zu entspannen. Wenn die Arbeit jedoch überhand nahm, kamen sie nicht mehr so oft dazu. Als Sam sein Büro erreichte, war seine Sekretärin bereits gegangen und es war nur noch Trevor da. Sie klopfte an seine Tür und trat ein.
»Abend, Trevor. Du wolltest mich sehen?«
Trevor erhob sich hinter seinem Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers. »Ich will dich immer sehen, Sam, aber du hast ja ständig so viel zu tun.«
»So ist das nun mal. Höherer Rang, mehr Verantwortung.«
»Kenne ich. Setz dich.«
Sie setzte sich auf das niedrige Sofa, das Trevor in seinem Büro aufgestellt hatte. Seine Räume sahen allmählich einer Luxussuite in einem Fünf-Sterne-Hotel ähnlicher als dem Büro eines Abteilungsleiters. Als Trevor sich setzte, entdeckte Sam die Zeitung in seiner Hand und wusste plötzlich, worum es sich drehte.
»Aha, du hast also die Zeitung gelesen. Ich wusste gar nicht, dass du dich für die Regenbogenpresse interessierst?«
Er betrachtete die Zeitung. »Tue ich auch nicht. Normalerweise würde ich so was nicht mal mit einer Zange anfassen, das weißt du.«
»Aber?«
»Aber wenn jemand von meinen führenden Leuten darin auftaucht, dann betrifft das auch mich.«
»Und wie äußert sich deine Betroffenheit? Bereitet es dir Kopfschmerzen, dass das Bild auf der Titelseite ist und nicht auf Seite drei?«
Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, keineswegs. Ich denke daran, eine Beschwerde an die Presseaufsicht zu schreiben. Das ist ja absolut widerlich.«
»Die zittern sicher schon vor dir, Trevor.«
Er sah sie stirnrunzelnd an. Die Sache war zu ernst, um so leichtfertig damit umzugehen, dachte er. »Es geht mehr um den Inhalt.«
»Genauso empörend wie das Bild, nicht wahr, Trevor? Ich hatte gehofft, dass du dich auch darüber beschweren wolltest.«
Er stand auf und begann im Büro auf und ab zu wandern. Das war immer ein Zeichen, dass er nervös und seiner Sache nicht sicher war. »Nun, das wollte ich auch – bis Tom Adams hier saß und mir erzählte, dass die Sache im Wesentlichen stimmt.«
Sam fuhr hoch. »Was?! Ich hoffe, du hast ihm gesagt, er soll sich verpissen.«
Trevor blieb einen Moment stehen. »Wäre nicht sehr geschickt von mir, einem Superintendent der Polizei zu sagen, er solle sich verpissen, oder?«
»Was hat er denn gesagt?«
»Dass wegen eurer früheren Beziehung deine Einstellung zu ihm und damit auch zu den Ermittlungen, sagen wir, nicht ganz professionell sei.«
»Und du hast mich natürlich verteidigt?«
Er setzte sich wieder in Bewegung. »Es endete ziemlich übel, Sam. Bist du sicher, dass du dich in deinem Urteilsvermögen nicht von deiner persönlichen Abneigung gegen Adams beeinflussen lässt?«
Sie spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. »Ich habe keine persönliche Abneigung gegen Adams. In Wahrheit empfinde ich überhaupt keine Gefühle für ihn.«
Er blieb wieder stehen und sah sie an. »Dann hast du dich also davon beeinflussen lassen?«
»Was?!«
»Sam, Leute, die so etwas sagen, haben eine riesige Abneigung gegen die betreffende Person. Das weißt du so gut wie ich.«
»Stimmte irgendetwas nicht mit meiner Arbeit in diesem Fall?«
»Nein, darum geht es
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