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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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ihr die Umstände des Falles geschildert und, wichtiger noch, erzählt hatte, was Adams im Schilde führte, war Marcia sofort voll und ganz auf ihrer Seite gewesen. Die beiden waren wie Schwestern – wer die eine beleidigte, musste damit rechnen, von der anderen die Augen ausgekratzt zu bekommen.
    Marcia sah Sam an. »Also, wo soll ich anfangen? Du weißt ja, ich habe nur einen Tag Urlaub genommen und selbst da haben sie mich schon schief angesehen.«
    Sam drückte ihr dankbar den Arm. »Glaub nicht, dass ich das nicht zu schätzen weiß, Marcia.« Die beiden Frauen lächelten sich an. »Wühl doch mal ein bisschen im Müll herum und schau, ob du nicht etwas Interessantes findest. Im Moment weiß ich noch nicht so genau, wonach wir suchen.«
    »Aber ich merke es schon, wenn ich es finde?«
    Sam nickte.
    »So klar und präzise wie immer, Sam.«
    Marcia zog ihren weißen Schutzanzug und ihre Schuhe über und arbeitete sich durch den Unrat.
    Sam ging hinüber zu Sharman, der unten am Bahndamm stand und über die Felder hinweg in Richtung Cambridge schaute. »Woran denken Sie?«
    Er sah sie an. »Ich frage mich gerade, warum sie eigentlich hier war. Warum ausgerechnet hier?«
    Sam blickte sich um. »Ja, das frage ich mich auch. Das hier ist mehr als nur ein stilles Örtchen, um sich einen Schuss zu setzen. Davon gibt es jede Menge, die leichter zu erreichen sind. Es muss etwas anderes dahinter stecken. Vielleicht war sie hier mit jemandem verabredet.«
    Sharman nickte. »Mit ihrem Mörder. Aber wer ist das?«
    »Ihr Dealer?«
    »Diese Arschlöcher machen nicht einen so weiten Weg, wenn nicht eine Menge Geld im Spiel ist.«
    »Aber vielleicht war das der Fall. Vielleicht hat sie ihn bei einem Deal hintergangen und das war die Folge. So etwas passiert dauernd.«
    »Vielleicht, aber ich bin noch nicht überzeugt.«
    »Wenn wir den Grund wüssten, Stan, dann hätten wir den Fall gelöst. Wäre doch schrecklich langweilig, oder?«
    »Stimmt.« Er schaute hinüber zu Marcia, die sorgfältig Proben einsammelte und sie in Beweismittelbeuteln verstaute. »Wie kommt Ihre Freundin vorwärts?«
    »Sie wird ihr Bestes tun, mir wäre jedoch wohler, wenn wir Colin Flannery und seine Leute hier haben könnten. Aber Marcia hat eine gute Nase, wenn sie erst einmal in Fahrt ist. Ich hatte daran gedacht, Colin zu fragen, und ich glaube, er würde es für mich auch machen.«
    »Hat ein Auge auf Sie geworfen, was?«
    Sams Erwiderung fiel schärfer aus, als sie beabsichtigt hatte. »Ich dachte eher an professionelle Wertschätzung.«
    Allmählich wurde Sharman klar, dass sie ihm nicht viel durchgehen lassen würde.
    »Außerdem«, fuhr sie fort, »je weniger Leute wissen, was wir vorhaben, desto besser. Das gilt besonders für Adams.«
    Sharman nickte. »Da haben Sie Recht.« Er sah sie an. »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie mir helfen. Ich weiß, Sie lehnen sich weit aus dem Fenster.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Was hat Ihre Meinung geändert?«
    Sam überlegte einen Moment. »Mein Sinn für Gerechtigkeit und der Ausdruck auf Ihrem Gesicht.«
    Das war gelogen, aber die Wahrheit war schwer einzugestehen, auch vor sich selbst. Sie stand ihr nicht gut zu Gesicht. Das Problem war: Sharman wusste vermutlich, dass sie log. Sie schämte sich selbst dafür, aber jetzt war es zu spät. Sie hatte sich darauf eingelassen, und ihre Neugier war erwacht. Jetzt würde sie die Sache auch durchziehen.
    »Fertig!«
    Sharman und Sam blickten auf und sahen Marcia aus dem Müllhaufen herausklettern. Sie gingen zu ihr hinüber. Sharman betrachtete die Beweismittelbeutel in ihrer Hand. »Fündig geworden?«
    Marcia zuckte die Schultern. »Hier gibt es einen Haufen Ratten. Scheußliche Viecher. Was ich nicht alles für dich tue, Sam.«
    Sam zuckte zusammen. »Tut mir Leid, Marcia.«
    »Und außer Ratten? Sonst noch etwas?«, hakte Sharman nach.
    »Das weiß ich noch nicht.« Sie betrachtete die Klarsichtbeutel. »Kann gut sein, dass hier drinnen etwas schlummert. Aber im Moment ist alles nur Spekulation. Wer weiß?«
    Sharman war verwirrt. »Was bedeutet das?«
    »Falls Sie mir nicht etwas beschaffen können, womit ich meine Proben vergleichen kann, verschwende ich vielleicht nur meine Zeit, verstehen Sie?«
    Er nickte. »Dann müssen wir also schauen, was wir Ihnen sonst noch besorgen können, richtig?«
    Marcia lächelte und schaute zurück zu den alten Fässern unter der Unterführung. »Würde mich interessieren, was da aus diesen Tonnen sickert.

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