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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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vorbei in den Raum und sahen selbst, was ihn so aus der Fassung gebracht hatte. Die Büste lag auf der Seite auf dem Boden, das Gesicht mit einem Tonmesser so zerschnitten, dass es nicht mehr zu erkennen war.
    Sharman fluchte leise vor sich hin. Sam kniete sich neben den verzweifelten Hudd.
    »Haben Sie eine Idee, wer das gewesen sein könnte?« Sie sah, dass er Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht die geringste.«
    »War Ihr Zimmer verschlossen, als sie weg waren?«
    Er nickte. »Sie haben eben gesehen, wie ich es aufgeschlossen habe.«
    »Wer hat sonst noch einen Schlüssel?«
    Hudd schüttelte wieder den Kopf. Er hob ein paar tönerne Bruchstücke auf und wiegte sie in der Hand.
    »Niemand. Überhaupt niemand.«
    »Was ist mit Fiona?«
    »Die würde so etwas nicht tun. Ich weiß, sie kann manchmal ziemlich hitzig sein, aber sie ist nicht bösartig. Außerdem hat sie keinen Schlüssel.«
    »Sind Sie sicher? Könnte es vielleicht sein, dass Sie ihr früher einmal einen geliehen haben und sie ihn noch nicht zurückgegeben hat?«
    »Ja, da bin ich ganz sicher. Wissen Sie, ich habe öfter mal Aktmodelle hier oben. Ich wollte nicht, dass Fiona hier hereinplatzt und auf falsche Gedanken kommt.«
    Oder auf richtige, dachte Sam zynisch.
    Sharman wanderte durch das Zimmer. »Fehlt sonst irgendetwas?«
    Hudd sah sich um. »Auf den ersten Blick nicht.« Er ging hinüber zu einem großen Sessel auf der anderen Seite des Zimmers und hob ein rotes Kissen hoch, das darauf lag. Darunter befand sich eine Kamera mit einem hochwertigen Objektiv. »Die Kamera ist noch da, das ist gut.« Er sah Sam an. »Ich habe ein paar Bilder von der Büste gemacht. Sie müssten noch hier drinnen sein.«
    Sam nahm ihm fast instinktiv die Kamera ab, als fürchtete sie, ihren wertvollen Inhalt zu verlieren. »Ist es Ihnen recht, wenn ich sie entwickeln lasse?«
    Hudd nickte. Ihm blieb auch keine Wahl. Sam war entschlossen, die Kamera und den Film darin nicht wieder herzugeben.
    Sharman sah sich immer noch stirnrunzelnd im Zimmer um. »Sind Sie sicher, dass nichts gestohlen wurde?«
    Hudd folgte seinem Blick. »Absolut.«
    »Dann ist also jemand hier eingedrungen, einzig und allein um die Büste zu zerstören. Sieht aus, als hätte uns jemand im Visier. Wir müssen herausfinden, wer.«
    Hudd machte ein beunruhigtes Gesicht. »Ich bin doch nicht etwa in Gefahr?«
    »Jetzt nicht mehr. Wer immer das hier war, er hat erreicht, was er wollte. Aber Sie hatten Glück, dass Sie nicht da waren, sonst hätte man Sie vielleicht auch noch umgebracht.«
    Hudd ließ sich auf das Sofa sinken, als die Erkenntnis, wie dieser Vorfall hätte ausgehen können, seine Beine in Wackelpudding verwandelte.
    »Gut, dass er nichts von den Fotos wusste, sonst hätte er sich vielleicht länger hier aufgehalten. Dann hätten wir Sie zusammen mit dem Ton vom Boden aufkratzen können.«
    Sam, die sah, wie angeschlagen Hudd war, wandte sich an Sharman. »Das reicht, Stan, lassen sie ihn in Ruhe. Er hat uns immerhin einen Gefallen getan.«
    Er hob die Hände und nickte einlenkend.
    Sam durchquerte den Raum und setzte sich neben Hudd. »Hören Sie nicht auf dieses Monster, Sie sind überhaupt nicht in Gefahr. Wenn dieser Unbekannte hinter jemandem her ist, dann hinter Stan und mir. Hoffen wir, dass er Stan als Erstes erwischt.« Sharman grinste sie an. »Ich glaube nicht, dass er noch einmal hierher kommen wird. Sehen wir lieber zu, dass wir diese Fotos entwickelt bekommen. Vielleicht bringt uns das einen Schritt weiter bei der Identifizierung und dann kommen wir möglicherweise auch ihrem Mörder auf die Spur.«
    Hudd sah sie an. »Könnte ich auch Abzüge bekommen?«
    Sie nickte. »Kein Problem.«
    »Sollten Sie tatsächlich herausfinden, wer sie ist«, fuhr Hudd fort, »und es gibt Bilder von ihr, dann würde ich sie mir gerne ansehen.«
    Aus den Augenwinkeln sah Sam, wie Sharman heftig den Kopf schüttelte, doch sie ignorierte ihn. »Natürlich. Hoffen wir, dass es bald so weit ist.«
     
    Während sie langsam über die Trinity-Brücke auf die Straße zufuhren, die an der Rückseite der Colleges entlangführte, schaute Sam nach links und genoss den majestätischen Anblick des John’s College. Aus dieser Perspektive erschien es ihr immer wieder als das schönste College in Cambridge. Kein Wunder, dass Hitler geplant hatte, nach einer Invasion in England hier sein Hauptquartier einzurichten. Freilich gab es kaum ein College in Cambridge,

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