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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Gehöften, die Medjai hocken viele Tagesreisen entfernt um ihre Feuer. Außerdem«, und bei diesen Worten schenkte er Ahmose ein freudloses Lächeln, »hat in der Familie keiner mehr den Mut zu kämpfen. Nicht jetzt. Dazu ist es noch zu früh.« Ahmose nickte zustimmend.
    »Wir müssen unsere Strafe hinnehmen«, sagte er. »Gewiss wird selbst Apophis einsehen, dass es dumm wäre, ägyptische Fürsten von Geblüt hinzurichten! Was er wohl mit uns vorhat?«
    »Ich will nicht darüber nachdenken«, gab Kamose zurück. »Wozu sollte das gut sein? Hor-Aha, ich möchte, dass du mit allen Hauptleuten nach Wawat gehst und nicht eher zurückkommst, bis ich dich rufe. Uns wird Apophis am Leben lassen, aber dich möchte er gewiss hinrichten.«
    »Ist er dazu klug genug?«, fragte Hor-Aha herablassend.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Kamose nachdenklich. »Er ist für uns immer unsichtbar gegenwärtig gewesen, bisweilen bedrohlich, immer ungeliebt und irgendwie geheimnisvoll. Vater hat ihn gekannt. Er ist einmal hergekommen, als ich noch klein war. Du, Ahmose, wirst dich nicht an ihn erinnern. Ich übrigens auch nicht sehr gut. Ich bilde mir gern ein, dass er faul und dumm ist.«
    »Selbst das ist nicht wichtig«, sagte Hor-Aha unverblümt. »Was zählt, ist der Charakter seiner Generäle und Berater.«
    »Wir müssen ihm klar machen, dass wir unsere Lektion gelernt haben«, warf Ahmose besorgt ein. »Haben wir das, Kamose?«
    Haben wir das wirklich? Kamose blickte von einem zum anderen. Haben wir das? Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß nur, dass uns Apophis lieber in den Staub treten sollte, damit wir nie wieder das Haupt erheben.
    Die Kunde vom bevorstehenden Besuch des Königs löste im Haus Groll und Furcht aus. Das milderte die Traurigkeit über den Verlust, und bei der Aussicht, Apophis in Fleisch und Blut hier in Waset zu haben, irrte keiner länger in der Vergangenheit umher. Tetischeri hatte trotz ihres Hasses auf den König vor, ihn mit der ganzen Pracht zu empfangen, die Waset zu bieten hatte. Etwas anderes erlaubte ihr Stolz nicht, und sie und Aahotep kümmerten sich um die Vorbereitungen.
    Tani verbrachte viel Zeit mit Kamose, und der gewöhnte sich an ihr keckes, hübsches Gesicht neben sich. Er hatte von Ramose nicht wirklich eine Antwort erhofft, und als die Tage ins Land gingen, wartete er auch nicht mehr darauf. Er grollte dem Mann wegen seiner Wankelmütigkeit, obwohl er wusste, dass Tetis Wort im eigenen Haus Gesetz war, und das Herz tat ihm wegen Tani weh, die sich selten in Selbstmitleid erging und sich tapfer bemühte, ihm immer wieder zu helfen.
    Je näher der Tag von Seqenenres Bestattung rückte, desto angespannter und verschlossener wurde er, denn jener Tag würde der letzte friedliche sein. Apophis würde kommen, und als erster Verwaltungsbeamter Wasets wusste er, dass ihn die volle Wucht des königlichen Zorns treffen würde. Alle endgültigen Entscheidungen würden ihm zufallen. Jedes Wort würde gewogen werden, jede Geste bemerkt. Er spürte seine Einsamkeit, seine zunehmende Entfremdung vom häuslichen Leben, das langsam wieder seinen gewohnten Gang ging.
    Eines schönen Tages hörte er Aahmes-nofretari und Tani lachen, als sie mit dem Kleinen spielten, und da wusste er, dass sich der Schmerz, unter dem sie alle gelitten hatten, verflüchtigt hatte. Nur noch die Wehmut blieb. Nichts, was Apophis ihnen antun konnte, war so schrecklich wie das, was sie durchlebt hatten. Nur er kam sich völlig verändert und abgesondert von ihnen vor. Das also ist Autorität, dachte er oft. Daraus erwächst Macht.
    Zur Zeit von Seqenenres Bestattung hatte die Überschwemmung ihren Höhepunkt erreicht, und unterschwellig war der Feierlichkeit der Teilnehmer, die den Sarg zu seiner letzten Ruhestätte begleiteten, Erleichterung anzumerken. Kamose, der mit seinem Bruder auf der Bootstreppe wartete, während Uni auf und ab schritt und Plätze in den Barken zuwies, die alle zum westlichen Ufer bringen sollten, starrte verdrossen in die trüben Tiefen des Flusses. Zwar wusste er, dass dieser Tag Seqenenre gehörte und er an die Jahre der Fürsorge und Ausbildung denken sollte, die ihm sein Vater geschenkt hatte, dennoch wanderten seine Gedanken nach Norden. War der König schon aufgebrochen? Wie viele Tage blieben ihnen, ehe der Herold, der Apophis’ Ankunft meldete, an derselben Bootstreppe ausstieg, die jetzt jungfräulich in der heißen Sonne leuchtete?
    Ahmose neben ihm verlagerte das Gewicht. »Die Schlitten

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