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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Die Diener begannen, sie mit Speisen zu bedienen.
    Nichts geht über das hier, dachte Kamose, als er das Brot brach und man eine Scheibe rosa Melone vor ihn hinstellte. Nichts bei Osiris kann für mich den Verlust dieses Himmels wettmachen, dieses Lichts, dieser heißen Luft, die nach trockener Wüste duftet, dieser müden Palmen, die sich über dem seichten Fluss wiegen. Die Stimmen der Speisenden ringsum waren für ihn der Rhythmus des Lebens schlechthin, etwas ungeordnet, aber dennoch sehr tröstlich. Er dachte an Si-Amun und schob sich die Melone in den Mund.
    Am frühen Abend war alles vorbei. Die Tempeldiener hatten die Tür zu Seqenenres Grabmal fest zugemacht, die Schnüre geknüpft und sie mit Lehm versiegelt, in den sie das Siegel vom Haus des Todes drückten, den Schakal und neun Gefangene. Amunmose stimmte die Schutzgebete an. Die Barken dümpelten in den sanften Wellen, die eine leichte Brise kräuselte, und im Schein der untergehenden Sonne gingen Familie und Trauergäste endlich an Bord, während die Diener die Essensreste vergruben, wie es Brauch war.
    Si-Amuns Sarg stand noch immer auf dem Schlitten und wurde unauffällig zu dem kleinen Grabmal gezogen, das nun für immer unvollendet bleiben würde. Aahmes-nofretari wollte hinter ihm herlaufen, denn mit ihrer Fassung war es endgültig vorbei, als sie sah, wie er roh über den felsigen Untergrund rumpelte. Sie hatte schon ein Bündel Rohrkolben auf den Deckel geworfen, ehe Kamose sie schnappte, sie hochhob und sie rasch zum Fluss trug. »Das darfst du nicht«, sagte er scharf und lauter als ihr Wehgeschrei, doch mehr mochte er sie nicht schelten.
    Auch er dachte an seinen Bruder, der jetzt blind, taub und stumm dalag, während sein Sarg einfach zu den Steinbrocken gestellt wurde, die die Maurer zurückgelassen hatten, als man ihnen befahl, die Arbeit einzustellen. Da lagen er und sein Sohn nun zusammen, und auf die Wände war kein Bericht ihres Lebens gemalt. So würden die Götter nie auf Si-Amuns Taten aufmerksam gemacht werden. Es war furchtbar, aber noch furchtbarer wäre es gewesen, wenn man den Leichnam einfach der Verwesung preisgegeben und die Seele dem Nichts überlassen hätte. »Er hat doch den kleinen Si-Amun«, versuchte Kamose sie zu beruhigen, als er sie in die Barke und in die Arme ihrer Mutter legte. »Wenigstens ist er nicht allein. Ich lasse seinen Namen auf die Felsen in der Wüste einmeißeln, Aahmes-nofretari. Mach dir keine Sorgen. Die Götter werden ihn schon finden.«
    Ein schwacher Trost, das war ihm klar, als er seinen Platz neben Tani einnahm und zusah, wie die rot gefärbten Wellen auf das östliche Ufer zuliefen. Hinter den üppigen Büschen und Bäumen des Gartens erhob sich das Haus wie ein Bollwerk der Sicherheit und Vernunft, und etwas weiter entfernt lag Waset am Ufer, ein ungeordnetes Gewirr, das Re auf seinem Weg gen Westen rosig anstrahlte.
    Auf dem gepflasterten Hof stand jemand mit verschränkten Armen und wartete gelassen, und Tani legte den Kopf an Kamoses Brust. »Es ist vorbei«, flüsterte sie. »Jetzt können wir wieder anfangen zu leben, auch wenn das noch mehr Schmerz bedeutet. Aber immer noch besser als der Frieden des Todes, nicht wahr, Kamose?«
    »Ja, so ist es«, bestätigte Kamose und drückte sie an sich, während er den Blick auf den wartenden Ramose richtete. »Ja, so ist es.«
    Kamose musste noch auf seine Unterhaltung mit Ramose warten. Tani bat ihn um Erlaubnis, den jungen Edelmann allein zu sprechen, und Kamose brachte es nicht übers Herz, ihr das abzuschlagen. »Es gehört sich nicht«, hatte Tetischeri aufgebracht protestiert, als sie selbst nach Ramose schickte und man ihr sagte, er und Tani seien zusammen im Boot in den Sümpfen verschwunden. Tetischeri hatte nach Kamose gesucht und ihn im Empfangssaal gefunden, wo er, das Kinn in die Hand gestützt, am Kopf der Treppe saß, die in den Garten führte. »Wir sind doch keine Bauern«, hatte sie geschimpft, während er ihr beim Hinsetzen behilflich war. »Wir haben strenge Vorschriften, die das Benehmen junger Frauen regeln.«
    »Tani braucht ihn«, hatte Kamose fest gesagt. »Sie macht keine Dummheiten, und das weißt du sehr wohl. Sie hat sehr gelitten. Außerdem, Großmutter, bin ich jetzt das Familienoberhaupt, und mein Wort ist Gesetz.« Sie hatte verächtlich gemurrt, aber nachgegeben.
    »Als Familienoberhaupt und als Fürst von Waset könntest du dich ruhig um deine anderen Verpflichtungen kümmern«, hatte sie schroff gesagt. »Die

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