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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Raum verteilt standen, war groß und ergoss sich noch in den Vorbau, die Stufen hinunter und in den Garten. Dutzende von schwitzenden Dienern gingen mit Tabletts voll dampfender Gerichte und mit Weinkrügen hin und her. Andere reichten den Höflingen Girlanden aus frühem blauem und rosigem Lotos, Ketten aus blauen Perlen und Duftkegel, die man auf dem Kopf festbinden konnte. Das Stimmengewirr von Hunderten von Menschen war ohrenbetäubend, der vermischte Duft von Essen, Blumen und schmelzenden Duftkegeln überwältigend. Gelegentlich wehte eine Brise Nachtluft aus dem Garten herein, doch die bewegte die duftgeschwängerte Luft kaum. In dem Getöse ging das Spiel der königlichen Musikanten unter.
    Kamose und die Familie saßen weit hinten an der Wand, vor sich ein stürmisches Meer lachender und trinkender Höflinge, und wurden größtenteils übersehen. Sie nahmen ihr Essen still ein. Zwar hatten sie ihren ganzen Schmuck angelegt, fühlten sich aber dennoch unbehaglich und fehl am Platz, altmodisch und langsam. Sie hatten schnell gespeist und saßen da, ihre Becher vor sich, und der liebliche Duft ihrer Lotoskränze mischte sich mit dem Duft des Öls, das ihnen träge an den Wangen herunterrann. »Was ist das für ein sonderbares Instrument?«, erkundigte sich Tani und zeigte auf die Musikanten, die vergeblich zupften. »Harfen und Trommeln kenne ich und natürlich die Fingerzimbeln.«
    »Es heißt Laute«, antwortete Tetischeri. »Die haben die Setius mitgebracht. Wenn der Tanz beginnt, kannst du sie hören. Der Klang ist kräftiger als der der Harfe, aber nicht so weich.«
    »Das ist Charu-Wein«, warf Ahmose ehrfürchtig ein und leckte sich nachdenklich die Lippen, »der beste Wein auf der ganzen Welt.«
    »Und der Duft in den Kegeln ist Myrrhe«, sagte Aahotep. »Sind wir denn Kinder, dass man uns mit solchen Dingen beeindrucken muss? Gold kauft alles und bedeutet nichts.«
    »Dennoch ist es schwer, hinter all dem Gold die zu erkennen, durch deren Hände es geht«, sagte Aahmes-nofretari und hatte dabei die Königin im Blick, die ihrem Mann zuhörte und dabei das Kinn in die hennarote Hand stützte.
    »Wir müssen uns bemühen«, drängte Kamose. »Wir sind jemand, Aahmes-nofretari. Das Ganze hier«, und damit deutete er auf die Menge, in der es hoch herging, »das Ganze geschieht unseretwegen. Der König ist hier, weit fort von Auaris, weil wir wichtiger sind als alle Edelleute in diesem Raum. Vergiss das nicht.«
    »Ich hätte den Besuch eines Herolds mit einer Rolle vorgezogen«, beschwerte sich Tetischeri. »Die da essen an einem Tag mehr auf als wir in einem ganzen Monat. Uni bangt schrecklich um unsere Mehl-und Honigvorräte. Bis zur Ernte ist es noch lange.« Niemand brachte es übers Herz, sie daran zu erinnern, dass die Ernte wahrscheinlich keine Bedeutung mehr für sie haben würde. Sie schwiegen jetzt, ein kleines, sorgenvolles und nüchternes Rund inmitten einer zunehmend bezechten Gesellschaft.
    Zu guter Letzt winkte der König. Der Krach wurde zum erwartungsvollen Gemurmel. Diener entfernten die Tische, und die Gäste drängten sich längs der Wände. Die Musikanten nutzten die Gelegenheit, tranken einen Schluck Bier und wischten sich das Gesicht. Dann begannen die Lustbarkeiten. Als Kamose später in seinem beengten Quartier auf seine Pritsche fiel, erinnerte er sich an diesen Teil des Abends als einen verschwommenen Vorgang aus grellen Farben, nackten Leibern und exotischer Musik. Im Gedränge eingezwängt, mit rasenden Kopfschmerzen musste er das wilde Verlangen unterdrücken, aufzuspringen und in die Wüste zu laufen, wo es frische Luft und Sternenschein gab. Tetischeri lehnte mit geschlossenen Augen in ihren Polstern und döste. Aahotep hatte Aahmes-nofretari in die Arme genommen. Tani saß mit angezogenen Knien und beobachtete stumm das Leben und Treiben. Ahmose war verschwunden, aber Kamose sah ihn ein Weilchen später im Gespräch mit dem Fürsten von Mennofer und den Männern seines Gefolges. Alle lächelten.
    Der Tanz begann mit einem dröhnenden Trommelwirbel und dem hellen Klick-klack der Fingerzimbeln. Kamose, dem die Freuden und Feinheiten einer solchen Vorstellung nicht fremd waren, nahm wenig davon wahr. Jedermann mochte tanzen, und die Tänzerinnen des Königs tanzten vollendet. Ihre Haut schimmerte von Öl, das mit Silberkugeln beschwerte Haar schwang gefällig mit. Die geschmeidigen Leiber beugten und wiegten sich. Doch die letzten Tänzer waren schwarz, trugen Federn von

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