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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Recht«, sagte er. »Ich traue dir nicht, aber deswegen musst du nicht beleidigt sein. Ihr Taos seid viel zu stolz.« Kamose unterdrückte ein Schaudern. Die Beschränkungen, die ihnen der König auferlegte, brachten ihn tatsächlich auf. »Hoffentlich wird man mich heute Abend gut beköstigen und unterhalten«, fuhr Apophis fort. »Wir wollen die Angelegenheit, die mich aus den Lustgärten meines Palastes hierher geführt hat, nicht vor morgen besprechen. Dann hörst du, welches Schicksal ich dir zugedacht habe.« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern ließ Yku-Didi rufen, dass er seinen Stab schwenke. Die Dienerschaft lag schon mit dem Gesicht auf dem Boden, als sich Apophis auf das Haus zubewegte. Ihm folgte ein langer Zug aus Sänften, Läufern und Höflingen.
    »Das müssen seine Ehefrauen sein«, sagte Aahmes-nofretari leise zu Tani, als die Sänften vorbeischwankten. »Jedenfalls einige von ihnen.« Kamose schenkte den üppig ausgestatteten Beförderungsmitteln kaum einen Blick, denn in der Nachhut und bewacht von einer weiteren Soldatenphalanx kam eine Sänfte, in der ein verhüllter Gegenstand ruhte, der nur der prächtige Horusthron sein konnte. Kamose schluckte und dachte an seinen Vater, als er vorbeischaukelte. Der Horusthron, auf dem niemand außer Ägyptens Götter sitzen durfte. Neben ihm schritt ein kleiner Mann mit einem großen Kasten im Arm. Doppelkrone, Krummstab und Geißel. Kamose verneigte sich ehrerbietig und gesellte sich zur übrigen Familie.
    »Was für eine Menge Menschen!«, staunte Aahotep. »Die bringen wir nie im Leben alle im Haus unter!«

»Und wir können sie auch nicht alle beköstigen, diese Schmarotzer!«, fauchte Tetischeri. »Ich freue mich direkt auf mein Urteil, damit sie nach Auaris zurückziehen, ehe sie uns kahl gefressen haben. Die sind wie die Heuschrecken!«
    »Er scheint dich wirklich zu mögen, Großmutter«, warf Aahotep ein. »Eins steht fest, dich behandelt er mit Achtung.«
    »Na hoffentlich!«, gab Tetischeri zurück. »Aus irgendeinem Grund hatten wir einige Gemeinsamkeiten, als er vor elf Jahren hier war. Starke Frauen faszinieren ihn, glaube ich. Entweder das, oder er hat die gebührende Achtung vor dem Alter.«
    »Schwer zu sagen, was er achtet«, überlegte Kamose laut. »Ich glaube, hinter seinem hochfahrenden Stolz verbirgt sich Unsicherheit, vielleicht ist er sogar neidisch auf uns, und das macht ihn doppelt gefährlich. Falls es sich so verhält, wird unsere Strafe hart ausfallen.«
    »Dennoch hat er sich den Bart abgenommen«, meinte Aahotep. »Er kennt die Abneigung der Ägypter gegen Körperbehaarung. Er macht sich mehr aus der Meinung des Volkes, als für einen König gut ist.«
    »Weil er eben kein richtiger König ist«, sagte Ahmose hochnäsig. »Lasst uns ins Haus gehen und nachsehen, was sich da tut. Habt ihr gehört, wie diese Höflinge reden? Das klingt so abgehackt, als ob ihre Zungen bei all der Eile müde geworden sind. Wir müssen uns unter sie mischen, Kamose, und die Ohren offen halten. Vielleicht hören wir etwas Nützliches.«
    »Ich möchte überhaupt nicht mit ihnen zusammen sein«, sagte Tani. »Hoffentlich bekommen wir wirklich Zelte im Garten.«
    »Wir müssen uns benehmen, als ob alles in Ordnung wäre«, befahl Kamose. »Wir dürfen uns nicht von ihnen beleidigen oder einschüchtern lassen. Hier sind Vertreter der edelsten Familien Ägyptens und die Setiu-Ratgeber des Königs versammelt. Gegen die haben wir nichts.«
    Trotzdem verließ niemand den Schatten des Sonnensegels. Die letzten Nachzügler aus dem Gefolge des Königs schlenderten vorbei. Die meisten übersahen das Grüppchen. Etliche verbeugten sich, ob nun spöttisch oder im Ernst, das wusste Kamose nicht zu sagen. Er stand noch immer mit dem Arm um Tanis Schulter und sehnte sich auf einmal danach, die Stimme seines Vaters zu hören.
    Nehmen hatten Kamoses Gemächer für den König gewählt. Das waren zuvor Seqenenres und davor die seines Vaters gewesen. Die Räume waren schlicht mit bunten Wandgemälden aus dem Alltagsleben verziert, jedoch geräumig und hoch. Die Wesire wurden in Si-Amuns Räumen untergebracht, und Ahmose fand sich zugunsten von Nehmen und Yku-didi vor die Tür gesetzt. Er und Kamose beschlossen, in den Kasernen bei den eingesperrten Soldaten zu schlafen, doch vom König kam über Nehmen ein Befehl, der ihnen das untersagte, und so quetschte man sie dann in eine Dienstbotenzelle, glücklicherweise nicht Mersus.
    Tani freute sich über die sich

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