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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Schreiber kam aus seiner Ecke und setzte sich mit schreibbereitem Pinsel zu Kamoses Füßen. »Schick Botschaft in den Süden nach Necheb. Ich brauche Steuerleute, und in Necheb wachsen gute Bootsmänner heran. Du kannst die Nachricht nach eigenem Dafürhalten abfassen, aber so wie einen Befehl. Uni, hast du Dudus Siegel?« Der Haushofmeister nickte. »Dann ist es Zeit, für Apophis eine Rolle vom General zu diktieren, die ihm berichtet, wie ungemein wohlerzogen die Barbaren aus Waset geworden sind und wie schicksalsergeben ihre Frauen.«
    Ipi tauchte den Pinsel in die schwarze Tusche und hielt ihn erwartungsvoll über dem Papyrus gezückt, doch Kamose war auf einmal tief in Gedanken versunken. »Uni«, sagte er nach einem Weilchen, »ist es schwierig, an Lapislazuli heranzukommen?« Uni kniff die Augen zusammen.
    »Aber ja doch«, erwiderte er. »Der kann nur in der Wüste abgebaut werden und kommt äußerst selten vor. Sogar der König zahlt dafür viel Gold, aber man munkelt, dass er und seine Königin viel besitzen und ihre Stühle, Kleidertruhen und Ähnliches damit eingelegt sind.« Kamose blickte auf.
    »Schick jemanden zum Tempel und lass bei Amunmose nachfragen, ob er in Amuns Lagerhaus etwas davon hat. Sag ihm, er soll ihn meinem Goldschmied geben. Ich hätte gern ein Pektoral aus Lapislazuli.«
    »Aber Fürst …« Kamose schnitt ihm das Wort ab, indem er mit der Hand auf den Schreibtisch schlug.
    »Ich bin ein König«, sagte er herrisch. »Ich bin Amuns Sohn, seine Inkarnation, oder etwa nicht? Das Volk soll mich beim Vorbeifahren mit Lapislazuli angetan sehen und sich daran erinnern. Uni, muss ich dir denn jeden Befehl einzeln erklären?« Uni verbeugte sich steif.
    »Nein, Fürst. Entschuldigung.«
    »Dann mach dich an die Arbeit. Und vergiss den Läufer nicht, er soll die Insignien eines Herolds tragen. Nimm jemand, auf den völlig Verlass ist und der eine Rolle nach Norden bringen kann. Er soll sagen, dass er den regulären Herold begleitet hat, der jedoch in Aabtu erkrankt ist, falls Dudus richtiger Herold in Auaris gut bekannt ist. Wähle einen einigermaßen gebildeten Mann aus, Uni, denn Apophis wird ihn ausfragen. Schick ihn zu mir, ehe er aufbricht. Und jetzt, Ipi, wird diktiert.«
    Die Botschaft an den König war kurz, Kamose konnte jedoch der Versuchung nicht widerstehen, etwas über Tani zu sagen, so als käme es aus Dudus Mund, nämlich die Hoffnung, dass man sie gut behandelte. Er wagte es nicht, sich weiter nach ihr zu erkundigen. Als er in dieser Nacht schlaflos auf seinem Lager ruhte, die Kopfstütze aus Elfenbein kühl unter seinem Nacken, und das Nachtlicht gelegentlich über die Wände seines Zimmers zuckte, tat ihm der Gedanke an sie weh. Ich habe nicht genug Zeit mit ihr verbracht, sagte er sich. Niemand von uns hat das. Sie ist immer die kleine Tani gewesen, die uns zwischen den Beinen herumlief, und bisweilen hat es uns Spaß gemacht, sie zu verhätscheln, aber oft haben wir sie auch achtlos weggeschickt. Wir haben ihre Stärken nicht wahrgenommen, so beschäftigt waren wir mit uns selbst. Möge Amun für sie sorgen und ihr Mut verleihen. Er döste gerade ein, als es leise an die Tür klopfte und Uni durch den Türspalt spähte.
    »Ich bin wach«, sagte Kamose und setzte sich auf.
    »Fürst, General Hor-Aha ist da und möchte dich sprechen.« Jegliche Schläfrigkeit war verflogen.
    »Lass ihn herein«, befahl Kamose, stand auf und spürte, wie ihm das Herz leicht wurde, als die vertraute, hoch gewachsene Gestalt im Umhang ausholenden Schrittes in den Dämmer trat. Uni machte hinter ihm die Tür zu. Hor-Aha blieb stehen und wollte sich verbeugen, doch Kamose umarmte ihn, was ganz gegen seine Natur war. Der Medjai-Krieger roch nach Sand und Steinen. Sein langes, geflochtenes Haar und der braune Umhang waren staubig. Kamose spürte, wie sich seine riemenartigen Muskeln anspannten, als er die Umarmung erwiderte, alsdann brachte Hor-Aha seine Verbeugung zu Ende. »Willkommen daheim«, sagte Kamose. »Ich bin so erleichtert über deinen Anblick, dass mir die Worte fehlen. Hast du die Neuigkeiten gehört?«
    »Ja, Fürst.« Hor-Aha ließ seinen Umhang zu Boden fallen, dass feiner Sand hochwölkte. Darunter hatte er sich nur ein schmutziges Lendentuch um die Hüften gebunden. Um die nackte Mitte trug er seinen Ledergurt mit Dolch und Axt. Kamose wollte es vorkommen, als wäre er niemals fort gewesen. »Der Priester, der mich draußen in der Wüste erwartete, hat mir alles erzählt. Die

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