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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Tür, und Uni trat mit einem Tablett in der Hand ein. Seqenenre lächelte matt. »Ich könnte mir denken, dass sich die meisten Diener um Gäste kümmern, die sich heute Morgen so elend fühlen wie ich«, sagte er. »Gibt es Wasser, Uni?« Der Mann stellte das Tablett neben dem Lager ab.
    »Ja. Ich habe es eigenhändig aus dem großen Krug auf dem Flur geschöpft. Es ist frisch. Und hier sind auch Brot und ein paar Feigen, aber es sind die ersten und vermutlich noch grün. Wenn du sie nicht willst, hole ich frischen Lauch.« Seqenenre hob den Becher und trank ihn aus.
    »Die Feigen reichen. Geh zum Badehaus und stelle fest, ob es gleich heißes Wasser für mich gibt. Wo sind die anderen?«
    »Fürstin Aahotep und Aahmes-nofretari sind mit den anderen Frauen im Garten und sehen den Weberinnen zu. Tani und Ramose sind schwimmen gegangen. Ahmose angelt. Teti und sein Haushofmeister sind in der Sänfte nach Chemmenu hinein, und Si-Amun ist, glaube ich, auch mit.«
    »Danke. Du kannst gehen.« Uni entfernte sich unter Verbeugungen.
    Seqenenre suchte sich ein paar Feigen aus, hatte aber keinen Appetit. Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, ließen die Kopfschmerzen nach. Sorgsam ging er den eigenartigen und erschreckenden Wortwechsel mit Teti noch einmal durch, an dem natürlich er schuld gewesen war, und merkte, dass der Wein, dem er so reichlich zugesprochen hatte, ihn irgendwie gereinigt hatte. Sein Kopf fühlte sich sauber an. Verzweiflung und Angst waren verflogen. Er konnte beruhigt nach Haus fahren.
    Dann ging er barfuß auf den Flur und holte sich mehr Wasser aus dem hüfthohen steinernen Krug, wickelte sich in ein Laken und ging zum Badehaus. Dort stellte er sich auf den Badesockel, und während der Badediener ihn mit Wasser übergoss und ihn schrubbte, versuchte er sich einzureden, dass das Leben schön sei. Feucht und abgekühlt ging er zurück in sein Zimmer, öffnete Thots Hausschrein und dankte dem Gott, dass er ihm die neue Einsicht geschenkt hatte anzunehmen, was sich nicht ändern ließ. Uni tauchte nicht wieder auf. Verärgert kleidete sich Seqenenre selbst an: schlichter Schurz, Silberkette und Sandalen, darauf wagte er sich in den strahlenden Nachmittag hinaus.
    Er stahl sich am Garten vorbei, in dem seine Gemahlin und seine Tochter mit gekreuzten Beinen unter einem Sonnensegel saßen und sich lebhaft mit Teds Frau unterhielten, die auf einem Schemel vor einem Webrahmen saß, schlenderte an Spalieren mit essbaren Weintrauben vorbei, dann über den gepflasterten Hof und kam zur Bootstreppe. Ein paar Hunde lagen japsend und faul im Schatten der Akazien, die sich am Wasser drängten, und Teds Lieblingspavian kam zu ihm getrippelt, musterte ihn neugierig und streckte eine pelzige Hand aus. Belustigt griff Seqenenre zu, streichelte sie, und das Tier fletschte anscheinend zufrieden die Zähne zum Zerrbild eines Lächelns und trottete ins Gebüsch.
    Seqenenre ließ sich auf der Bootstreppe nieder. Tani und Ramose waren weit draußen im Wasser und schlugen unter schallendem Gelächter mit Binsen nacheinander. Seqenenre sah ihnen zufrieden zu. Auf einmal erblickte Tani ihn, winkte, und dann kamen sie und Ramose auf die Bootstreppe zugeschwommen und kletterten tropfend und keuchend aus dem Wasser. »Sei gegrüßt, Fürst«, sagte Ramose und verbeugte sich. »Sollte ich das noch nicht getan haben, so bedanke ich mich für die Gesellschaft deiner Tochter.«
    »Ach, ich glaube, das hast du bereits«, versicherte ihm Seqenenre grinsend. Ramose wirkte verlegen, doch dann antwortete er seinerseits mit einem Grinsen.
    »Ich muss jetzt etwas an der Zielscheibe üben«, sagte er. »Bitte entschuldigt mich. Vater frage ich später wegen der Fahrt im Streitwagen, Tani.« Er ging rasch, barfuß und mit geschmeidigem und sicherem Schritt auf dem besandeten Pflaster, und die Sonne glitzerte auf den Wassertropfen, die er beim Gehen abschüttelte. Tani wrang ihr Haar aus und wischte sich das Wasser vom Gesicht.
    »Was für ein höflicher junger Mann«, meinte Seqenenre, »es gefällt dir hier, Tani, nicht wahr?« Sie zupfte das tropfnasse Leinenhemdkleid von der braunen Haut. Seqenenre merkte, wie durchsichtig es in nassem Zustand war und wie es sich an ihre knospenden Formen und langen Gliedmaßen schmiegte. Sie war rank und schön, seine geliebte Tochter, und in ein paar Jahren würde sich dazu noch das Selbstbewusstsein einer reifen Frau und das Wissen um ihre Anziehungskraft gesellen. Auf einmal war er sehr stolz auf sie,

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