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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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stolz und besitzergreifend.
    »Ja«, antwortete sie. »Tut es. Hier ist immer etwas los. O Vater«, beeilte sie sich hinzuzufügen, »nicht etwa, dass ich mich daheim langweile. Am liebsten bin ich immer noch bei uns. Ich möchte nicht unehrerbietig sein. Aber hier lebt es sich vergnüglich.«
    »Ich kann mich noch erinnern, dass du bei deinem letzten Besuch geschmollt hast und es nicht abwarten konntest, dass wir den Anker lichteten und zurück nach Waset fuhren.«
    »Ja, aber das war vor vier Jahren. Da hat mich Ramose mit Spinnen beworfen und mich gehänselt, und deshalb habe ich mich die nächsten Male geweigert mitzufahren. Aber jetzt ist alles anders. Jetzt ist er ein Mann.«
    »Hänselt er dich denn nicht mehr?«
    »Na ja, schon noch, aber nicht gemein. Und er kümmert sich auch um mich.« Ganz flüchtig sah er ein Erröten, eher eine rötliche Färbung ihrer braunen Wangen. Jetzt rieb sie sich mit aller Macht den Kopf. »Ich möchte, dass er uns besucht. Lädst du ihn ein, Vater?« Zuweilen bist du schon richtig erwachsen, meine Tani, dachte er, ehe er ihr antwortete. Ich selbst würde Ramose auch gern in einer anderen Umgebung erleben als auf diesem üppigen Anwesen.
    »Ja, das tue ich«, willigte er ein. »Sein Vater redet schon von einer Verlobung zwischen euch beiden.« Sie wirkte nicht überrascht, sondern faltete die Hände zwischen den Knien und starrte hinaus auf den sonnenfunkelnden Nil.
    »Mit mir hat noch keiner darüber gesprochen«, erwiderte sie, »aber vielleicht geht es. Ich halte ihn für einen sehr guten Menschen, und ich glaube, er mag mich auch.« Auf einmal drehte sie sich um und musterte ihren Vater prüfend. »Aber was ist mit Kamose?« Seqenenre nahm Abstand von seinem albernen Traum und stellte dabei fest, dass es ihm nicht Leid tat, als er sich völlig verflüchtigte.
    »Wenn ihr, du und Kamose, auch nur das leiseste geschlechtliche Interesse aneinander gezeigt hättet, ich hätte bereits auf eine Ehe zwischen euch gedrungen«, gestand er. »Aber ich werde dich niemals zu etwas zwingen, was dir zuwider ist, Tani. Wenn ihr euch noch mehr lieb gewinnt, könnt ihr viele Menschen glücklich machen.« Sie gab ihm einen flinken Kuss auf die Wange.
    »Danke, Vater. Du bist wirklich gut. Kamose wird sich nämlich noch lange nicht verheiraten. Er nimmt alles immer so ernst. Und jetzt will ich ins Haus und mich einölen lassen.«
    Er sah nicht hinter ihr her, sondern saß, das Kinn in die Hand gestützt, die Augen auf das andere Ufer gerichtet, das im Hitzedunst schimmerte. Sie hat nur teilweise Recht, dachte er. Kamose ist tatsächlich ein ernster Mann, aber er versteht und fühlt sehr tief. Falls er jemals einer Frau begegnet, die ihn anrührt, wird er ihr sein Leben lang treu sein.
    Si-Amun kostete seine Zeit in Chemmenu voll aus. Er fühlte sich wohl bei den eleganten, glatten und höflichen Vertretern des Königs, die in Tetis geschäftigem Empfangssaal kamen und gingen. Er war sehr wissbegierig, wenn er sich mit den Kaufleuten und Händlern aus Rethennu, Keftiu und Zahi unterhielt, und seine zutraulichen Fragen verrieten die Erregung eines Ausgehungerten. Und zugleich genoss er die zwitschernden Aufmerksamkeiten von Tetis vielen Dienerinnen. Er war hoch gewachsen, drahtig, gut aussehend und ein Prinz. Daher bekam er die ganze Ehrerbietung, die ihm zustand.
    Er und Teti hatten sich immer gemocht. Teti war so umgänglich und offen, wie sein Vater herrisch und verschlossen war, und obwohl Si-Amun Seqenenre liebte und genau wusste, dass sein Blut königlich war, gab es auch Zeiten, in denen er lieber Tetis Sohn gewesen wäre. Ertappte er sich bei solchen Gedanken, dann schämte er sich, doch von seiner Kurzweil hielt ihn das nicht ab. Er hatte mit Teti und seinem Vater den Anstandsbesuch beim Nomarchen von Chemmenu und seinen Provinzen gemacht. Seqenenre war überschwänglich und zuvorkommend gewesen, hatte von jeder Süßigkeit des Begrüßungsmahls gekostet und sich nach der Gesundheit der Familie des Nomarchen erkundigt, hatte seinen Pokal erhoben und das Lob des Königs gesungen, doch Si-Amun wusste, dass sich sein Vater hinter diesen erlesenen Manieren für seine Unehrlichkeit in Grund und Boden schämte.
    An diesem Tag hatten er und Teti den Nomarchen noch einmal aufgesucht und einen herrlichen Morgen verbracht. Sie hatten sich dessen Jagdhunde angesehen, hatten einen seltenen Jahrgang Palmwein verkostet und den neuesten Klatsch aus Auaris gehört. Mit Bedauern war er aufgebrochen. Er

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