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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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auffällt, falls du auf dem Weg zu ihm gesehen wirst. Dem stimme ich zu.«
    »Ach ja?«, spottete Si-Amun. Er hatte eine Abneigung gegen den Haushofmeister seiner Großmutter gefasst, seit er ihm vor ein paar Wochen die Rolle für Teti übergeben hatte. Es wollte ihm so vorkommen, als ob Mersu unter seinen untadeligen Manieren zum schmierigen Mittäter wurde, doch er wusste nur zu gut, dass daran seine eigenen Gewissensbisse schuld waren.
    Ich habe mich verändert, dachte er, als er widerstrebend aufstand und nach seinen Sandalen griff. Ich kann ihn einfach nicht ausstehen, aber wenn ich ehrlich bin, so habe ich an seinen Diensten oder seiner Haltung nichts auszusetzen. »Es gehört sich nicht für einen Haushofmeister, Zustimmung zu äußern«, schalt er ihn kleinlich. »Aber vermutlich muss ich herausfinden, was Teti von mir will. Geh.« Mersu verbeugte sich und schlüpfte hinaus. Si-Amun konnte seine Schritte nicht hören, denn Mersu war barfuß. Si-Amun ging zur Tür und spähte hinaus. Die Fackel an der Wand beleuchtete nur den schlaftrunkenen Wachposten am hinteren Ende des Flurs.
    Die Zimmer für die männlichen Gäste befanden sich in demselben Flügel wie die Gemächer für ihn und seine Brüder, daher brauchte Si-Amun nicht lange bis zu Tetis Tür. Er klopfte an und trat ein, ohne das »Herein« abzuwarten. Teti saß neben dem Lager, stand jedoch auf und neigte den Kopf. Er trug einen dünnen gelben Leinenmantel mit bauschigen Ärmeln, der über den Boden schleifte und vor dem Nachtlicht jede Linie seines wohlgenährten Leibes offenbarte. »Es war unhöflich, dich zu bitten, zu mir zu kommen, Prinz«, sagte er, ehe Si-Amun Gelegenheit zum Reden hatte. »Bitte verzeih mir. Aber ich muss aufpassen. Ramose und Tani sind noch draußen und betrachten die Sterne«, erläuterte er, als er sah, wie sich Si-Amun im Zimmer umblickte. »Ich werde dich nicht lange aufhalten, Si-Amun.« Si-Amun schluckte seinen unvernünftigen Ärger hinunter, machte die Tür zu und trat näher.
    »Ich hatte eine Antwort auf meine Botschaft erwartet, Teti«, sagte er. »So langsam habe ich gedacht, sie könnte verloren gegangen sein.« Teti deutete auf die getrockneten Feigen und den Wein neben seinem Lager. Si-Amun schüttelte den Kopf.
    »Du hast mich gebeten zu kommen, nicht, dir zu schreiben«, stellte Teti klar. »Tut mir Leid, wenn dir das Not gemacht hat. Ich habe gewusst, dass der Einzig-Eine in diesem Jahr eine Überprüfung des Kataraktes von mir fordern würde, da sie vor der letzten Überschwemmung nicht stattgefunden hat, also habe ich beschlossen abzuwarten. Dein Vater scheint an seinem Kurs festzuhalten.« Si-Amun ging jetzt im Raum auf und ab, berührte die Wände und befingerte die Alabasterlampen.
    »Hast du mit ihm darüber gesprochen?«
    »Ja. Ich habe es kurz erwähnt. Habe ihm erzählt, dass Gerüchte über das Heer nach Norden sickern und schon bald Auaris erreichen werden. Er hat gesagt, dass die Soldaten für die Verteidigung eurer Nomarchen gegen die Schasu gedacht sind.«
    »Eine Lüge.« Si-Amun zwang sich, still zu stehen und Teti anzusehen. »Vaters Medjai-Leibwache hat Schasu eingestellt. Teti, du musst dem Ganzen Einhalt gebieten!« Er breitete die Arme aus. »Warum habe ich mein Gewissen beschwert, wenn du nichts unternimmst?«
    »Kommt dir das so vor?«, fragte Teti leise. »Was ist mit deinem Gewissen deinem König gegenüber, junger Prinz?«
    »Ich weiß, ich weiß.« Das klang ungeduldiger, als Si-Amun vorgehabt hatte. »Ich verlasse mich auf dich, Teti, dass du die Sache für dich behältst und sie dem Einzig-Einen nicht zu Ohren kommen lässt.«
    »Und wie soll ich das schaffen, wenn dein Vater sein Heer nach Norden führt? Si-Amun, du kannst mir glauben, er lässt sich nicht umstimmen. Wir können nichts mehr tun als sein Unternehmen zum Scheitern bringen, ehe es weiter um sich greift.«
    Si-Amun war ganz verkrampft, weil er sich nicht bewegen und herumzappeln wollte. Entschlossen legte er die Hände auf den Rücken. »Geht das noch?«
    Teti runzelte die Stirn und zog den Mantel fester um sich. Sein kahler Kopf glänzte im matten Lichtschein. »Ich kann dem Einzig-Einen schreiben und darum bitten, dass Seqenenre unter irgendeinem Vorwand nach Norden befohlen wird, vielleicht um die Nomarchen um Ta-sche zu ordnen, Steuern zu erheben, was weiß ich. Der König dürfte einverstanden sein.« Sein Blick kreuzte sich mit Si-Amuns gequältem. »Die Überschwemmung steht kurz bevor, und kein Mensch kann

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