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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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durch Wasser marschieren.«
    »Dazu ist keine Zeit mehr.«
    »Dann muss man deinen Vater unterwegs aufhalten und es Apophis mitteilen, ihn warnen, und Seqenenre hat die Folgen zu tragen.«
    »Nein!« Es gab Si-Amun einen Ruck. »Teti, ich habe darauf vertraut, dass du uns hilfst! Wozu bist du nütze gewesen? Was habe ich getan?« Teti trat zu ihm und packte seine Schultern mit festem Griff.
    »Du hast deine Pflicht als treuer Ägypter getan«, sagte er nachdrücklich. »Nur jetzt nicht schwach werden, Si-Amun. Apophis wird deinen Vater wegen deiner Treue milder richten. Ich kenne ihn. Aber du darfst jetzt nicht zaudern. Halte mich auf dem Laufenden. Schick mir Nachricht, wann ihr aufbrecht, wohin und was euer erstes Ziel ist. Falls du das nicht tust, denkt Apophis, dass du die Seiten gewechselt hast, und wird dich hart bestrafen. Zu mehr reicht die Zeit nicht!« Si-Amun riss sich los.
    »Rede noch einmal mit Vater!«
    »Falls ich das tue, weiß er, dass jemand mir erzählt hat, was hier vorgeht. Er wird dich verdächtigen.«
    Das stimmte. Ich hätte es von Anfang an kommen sehen können, dachte Si-Amun bitter. Na schön, soll Vater mich doch verdächtigen. Soll er mir gegenüber abweisend sein, soll er mich doch hassen. Ich gehe selbst zu ihm und erzähle ihm, was ich getan habe. Aber er wusste, das ging nicht. Er glaubte nicht an Seqenenres gerechte Sache. Es ist alles schon zu weit gediehen, dachte er verzweifelt. Ich habe mich darauf eingelassen. »Der König weiß bereits, was hier vorgeht, nicht wahr?«, flüsterte er. »Du hast ihm meine Rolle geschickt. Du hast mich verraten.«
    »Ja, er weiß Bescheid.« Teti schenkte Wein ein und drückte Si-Amun den Becher in die zitternden Hände. »Dennoch wartet er ab, was Seqenenre wirklich unternimmt. Er möchte nicht ungerecht sein, falls sich dein Vater noch besinnt.«
    »Ihr Götter!« Si-Amun blickte starr in die roten Tiefen seines Bechers. »Ich habe meinen Vater verkauft!«
    »Nein. Du hast dein Erbe gerettet. Denk nach, Si-Amun! Apophis wartet und will deinen Vater umzingeln, damit es wenig Blutvergießen gibt. Anderenfalls könnte der angerichtete Schaden, ehe er besiegt ist, riesengroß werden. Der Aufstand bleibt eine kleine Angelegenheit, die schnell vergessen ist. Seqenenre wird bestraft, seine Hauptleute werden hingerichtet, doch ist das nicht besser als der Verlust und die Zerstörung all dessen, was ihr hier habt?« Teti sah zu, wie Si-Amun jäh seinen Becher leerte, ihn in langen, keuchenden Zügen austrank. »Ich rate dir gut, halte mich auf dem Laufenden.«
    Si-Amun stellte den Becher übertrieben behutsam auf den Tisch. Er nickte Teti zu und taumelte zur Tür, doch ehe er sie öffnen konnte, ging sie auf und Ramose trat ein. Si-Amun war zu bestürzt, als dass er beiseite treten konnte, und Ramose wäre fast auf ihn geprallt. »Guten Abend, Prinz!«, sagte er. Si-Amun drängte sich an ihm vorbei und schlug die Tür hinter sich zu. Ramose sah seinen Vater an. »Was ist denn mit Si-Amun los?«, fragte er. Teti ließ sich auf sein Lager sinken und fuhr sich müde mit der Hand über den rasierten Schädel.
    »Ich habe ihn verärgert«, sagte er. »Es ist nichts, Ramose. Ich bin froh, wenn wir morgen reisen.«
    »Das hört sich Unheil verkündend an«, sagte Ramose und lächelte. »Hat es etwas mit Tanis Mitgift zu tun?« Teti blickte betroffen.
    »Nein! Seqenenre und ich haben eine befriedigende Abmachung erreicht, zur Zeit der Aussaat kannst du heiraten.«
    »Wunderbar.« Ramose gähnte. »Wo ist der Leibdiener? Ich will zu Bett gehen. Seqenenres Anwesen gefällt mir, alles ist so ungezwungen, niemand kümmert sich um die strenge Einhaltung der guten Sitten, aber die Dienstboten sind nachlässig. Soll ich ihn rufen?«
    »Wenn du willst?«
    Ramose wartete, aber sein Vater hockte weiterhin auf der Bettkante und starrte ins Leere, und da runzelte der junge Mann die Stirn und rief achselzuckend nach einem Diener; dann fing er an, die Weise zu summen, die Seqenenres Harfenist an diesem Abend gespielt hatte. Er war unbeschreiblich glücklich.
    Fünftes Kapitel
    Teti und Ramose fuhren schließlich mit dem Versprechen auf eine Mitgift von hundert Stück Vieh, zwanzig Opferwiddern und dreißig Uten Silber ab. In dem kurzen Augenblick flüchtiger Kühle, ehe Re in flimmernder Hitze über den Horizont stieg, umarmte Seqenenre die beiden und sah ihnen nach, als sie die Laufplanke zu ihrer Barke hochgingen. Er fragte sich, woher er das Silber nehmen sollte, doch da

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