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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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glaube ich, auch den Verlobungsvertrag mit«, flüsterte sie. »Er will gewiss über die Mitgift reden. Was machen wir denn jetzt?« Seqenenre strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Das soll nicht deine Sorge sein«, ermahnte er sie. »Nur keine Angst. Schließlich ist meine Tani eine Prinzessin.« Du bekommst deine Mitgift, und wenn ich dafür mein ganzes Vieh verkaufen muss, versprach er ihr im Stillen. Wenigstens einem von uns soll sich sein Herzenswunsch erfüllen.
    Die Sänfte wurde langsamer und er hörte, wie die Träger jemanden höflich grüßten. Er schob die Vorhänge auseinander und sah, dass sie jetzt auf der staubigen Straße entlanggetragen wurden, die seinen Besitz von den Bäumen trennte, die den Fluss säumten. Zwei Männer traten zurück und ließen sie vorbei. Einer war Mersu, Tetischeris Haushofmeister, der Seqenenre ernst und respektvoll grüßte. Der andere, der sich auch verbeugt hatte, als er sah, dass der Vorhang aufging, war Seqenenre nicht bekannt.
    »Das ist, glaube ich, Tetis Oberster Schreiber«, erzählte ihm Tani, während er den Vorhang wieder zufallen ließ und die Sänfte zum Haus abbog. »Oder vielleicht auch sein Haushofmeister. Jedenfalls habe ich ihn auf dem Anwesen in Chemmenu gesehen. Ah, da bist du ja, Ramose!« Die Sänfte wurde abgesetzt. Tani schwang die Beine heraus, und die Hand des jungen Mannes streckte sich aus, um ihr zu helfen. Er schaffte es, sich gleichzeitig vor Seqenenre zu verneigen.
    »Sei gegrüßt, Fürst«, sagte er. »Hoffentlich haben dich meine häufigen Grüße an Tani nicht gestört. Ich musste doch dafür sorgen, dass ihr kein gut aussehender Edelmann ins Auge sticht, während ich nicht in ihrer Nähe bin!« Seqenenre legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Sie haben mich nicht gestört«, erwiderte er lächelnd. »Ich bin mir fast sicher, dass du meine Tochter wert bist. Wir werden ja sehen.« Er wandte sich an Tani. »Du kannst ihn jetzt mitnehmen, aber kommt demnächst in den Garten zum Begrüßungsmahl. Alle beide!« Sie sausten nicht davon, wie sie es noch vor ein paar Monaten getan hätten. Händchen haltend schlenderten sie die sonnengefleckte Straße entlang und steckten die Köpfe zusammen, während die Leibwache ihnen folgte. Ihr Anblick tat Seqenenre gut. Er strebte über den matten Rasen dem Haus zu.
    Teti erhob sich von seinem Schemel neben Aahotep und begrüßte Seqenenre mit einem Lächeln. Er hatte, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, Gewicht angesetzt, doch nicht so viel, dass er korpulent gewesen wäre. Es verstärkte nur noch den Eindruck von Autorität, den Teti ausstrahlte. Goldene Armreife funkelten, als er die Hände ausstreckte. Er war prächtig anzusehen mit seinem gelbweiß gestreiften Leinenkopftuch, dem blendend weißen, gestärkten Schurz und dem weichen weißen Hemd. Mehrere Reihen Ketten aus lauterem, mit Jaspis besetztem Silber schmückten seinen Hals. Die Finger, die Seqenenre drückte, waren mit Ringen überladen. »Teti!«, rief er, bedeutete ihm, Platz zu nehmen, und ließ sich selbst ins Gras neben ihm sinken. »Was für eine unerwartete Freude! Tani sagt mir, dass du unterwegs zum ersten Katarakt bist, ehe das Hochwasser hindurchdonnert!« Er fing Tetischeris Blick auf und fand darin seine eigene Erleichterung gespiegelt. Uni bückte sich und bot ihm Wein und ein Gericht getrocknete Pflaumen an. Er nahm den Wein und trank.
    »Ich befolge lediglich einen Befehl des Einzig-Einen«, gab er zurück. »Aber ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe, denn ich möchte dir einen Verlobungsvertrag zwischen Ramose und Tani anbieten.« Er verzog über dem Rand seines Bechers das Gesicht und sagte im Spaß: »Der ist, glaube ich, auf dem letzten Stück Papyrus in meinem Arbeitszimmer geschrieben. Ramose hat meinen ganzen Vorrat für seine Briefe an sie gestohlen.« Alle lachten.
    »Das freut mich sehr, Teti«, sagte Seqenenre. »Und ja, es ist Zeit, die beiden miteinander zu verbinden. Für Tani gibt es nichts anderes mehr, sie will nur Ramose haben.«
    »Dann wollen wir also feiern?« Teti winkte nach mehr Wein. »Eine Hochzeit im Frühling, wenn Ägypten wieder grün ist?«
    »Einverstanden.« Die beiden hoben die Becher. »Aber lass uns die Einzelheiten nicht jetzt bereden. Das tun wir morgen in meinem Arbeitszimmer. Ich gebe ihr eine Aussteuer, wie sie einer Prinzessin zusteht.«
    »Gewiss doch!« Sie tranken sich erneut zu. Seqenenre spürte, wie ihm der Wein zu

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