Der fremde Pharao
ausgebildet sind, will ich sie in den verschiedenen Dörfern stationieren, doch bis dahin habe ich die Kosten für ihre Verpflegung und Bewaffnung zu tragen.« Er spreizte die Hände. »Eine teure Sache.«
»Ich habe gerüchteweise von diesem Heer gehört«, sagte Teti bedächtig, und als Seqenenre seine Miene sah, war er sehr froh, dass er sich mit seiner Erklärung so nahe wie möglich an die Wahrheit gehalten hatte. »Aber, Seqenenre, warum hast du nicht einfach den Einzig-Einen um ein paar Abteilungen Soldaten aus Auaris gebeten? Gewisslich möchte er die Sicherheit seines Volkes nicht gefährdet sehen.« Seines Volkes? Seqenenre verschluckte eine hitzige Entgegnung.
»Ich möchte nicht die Aufmerksamkeit des Königs auf mich lenken«, sagte er ehrlich. »Ich weiß, dass er Angst vor mir hat, daher wäre es dumm, ihm Gelegenheit zu geben, mich unter einem Vorwand meines Amtes zu entheben. Der Einzig-Eine könnte sagen, ich wäre unfähig, ich könnte meine Nomarchen nicht ordnungsgemäß verwalten. Oder er könnte sagen, die Lage wäre ernster, als sie ist, und einen Oberbefehlshaber in Waset stationieren.« Auf einmal wurde ihm immer heißer, sein Schurz kratzte an den Schenkeln und sein Mund schmeckte jäh nach Staub. Tetis schwarze Augenbrauen schossen hoch.
»Der Einzig-Eine wird ohnedies davon hören«, sagte Teti.
»Aber bis dahin habe ich die Lage im Griff«, warf Seqenenre rasch ein. »Vielleicht sind die Eingezogenen dann bereits entlassen.« Ich höre mich an wie ein Schacherer auf dem Markt, der hinter einem Haushofmeister herläuft, wenn der sich von seinem Stand entfernt, dachte er verzweifelt. Dann stand er auf, rieb sich das Gesicht mit den Händen und schenkte Teti ein mattes Lächeln. »Du glaubst mir nicht, wie?« In dem darauf folgenden Schweigen machte Teti plötzlich tsss tsss.
»Warum nicht?«, fragte er. »Die Schasu suchen sich oft abgelegene Dörfer aus. Aber wenn deine Finanzen so angespannt sind, weil du dieses Heer unterhalten musst, Fürst, dann rate ich dir gut, schluck deinen Stolz hinunter und bitte den Einzig-Einen um Hilfe. Es ist außerordentlich gefährlich, ihm die wahre Lage nicht zu erläutern.« Sie blickten sich lange in die Augen. »Du hast seinen letzten Brief noch nicht beantwortet, ja?«, fuhr Teti sanft fort. »Darum möchtest du ihn um nichts bitten. Seqenenre, das war sehr dumm von dir.« Seqenenre entspannte sich. Teti hatte den falschen Schluss gezogen.
»Mach dir keine Sorgen wegen Tanis Mitgift«, sagte er und gab sich Mühe, dass seine Stimme nicht vor Erleichterung zitterte. »Auch wenn ich zeitweise arm bin, weil ich meine Soldaten ernähren muss, so verfüge ich durch mein Vieh im Delta noch über großen Wohlstand. Tani ist mir sehr teuer, und wenn sie Ramose haben will, dann soll sie ihn auch bekommen.« Teti wusste, dass er mit seiner unterschwelligen Kritik die Grenzen der guten Manieren überschritten hatte. Er nickte einmal.
»So sei es«, bestätigte er. »In diesem Fall erbitten wir zweihundert Stück.« Seqenenre nahm wieder Platz und lehnte ab. Ipi auf dem Fußboden beim Schreibtisch griff stumm und unauffällig zum Pinsel, und dann fingen sie erneut an zu feilschen.
Si-Amun wollte an diesem Abend gerade sein Lager aufsuchen, als Mersu unter Verbeugungen sein Schlafgemach betrat. Der junge Mann hatte sich während des ganzen Festes mit unguten Gefühlen geplagt, war verkrampft und höflich gewesen und so schnell wie irgend möglich in seine Gemächer geflohen. Dort hatte ihn Kamose aufgesucht, und sie hatten ein Weilchen gewürfelt. Danach war er in Aahmes-nofretaris Gemächer gegangen, hatte sich neben sie aufs Lager gelegt und den Kopf an ihre Schulter gebettet, während Raa ihr die geschwollenen Beine massierte, doch als sie einnicken wollte, hatte er sich sanft von ihr gelöst, hatte Raa eine gute Nacht gewünscht und war in seine eigenen Gemächer zurückgekehrt. Ihm war kalt, und er war unruhig und wusste, dass er nicht würde schlafen können.
»Entschuldigung, Prinz, dass ich dich noch so spät störe«, sagte Mersu, »aber dein Verwandter möchte sich im Gästezimmer privat mit dir unterhalten.«
»Soll er doch hierher kommen«, entgegnete Si-Amun scharf. »Ein Prinz muss der Aufforderung eines einfachen Edelmannes nicht nachkommen.« Mersu blieb weiter neben der Tür außerhalb des stetigen Lichtkegels der Lampe stehen.
»Stimmt«, sagte er leise, »und Teti bittet dafür auch um Verzeihung, aber er findet, dass es weniger
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