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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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sagte. Der spürte Ramoses Blicke auf seinem Mund, dann wanderten sie über seinen ganzen Leib, aber die Musterung war offen und freundlich. »Sei gegrüßt, Ramose«, sagte er, um sorgfältige Aussprache bemüht. Ramoses Blick fuhr zu seinem Gesicht zurück, er bemühte sich sichtlich um die Entschlüsselung des Gesagten, doch daran hatte sich Seqenenre mittlerweile gewöhnt, und es hatte ihn Geduld gelehrt.
    Dann sagte Ramose: »Ich grüße dich, Fürst, auch im Namen meines Vaters, der sehr betrübt war, als er von deinem Unfall hörte. Ich hatte mich schon auf eine Rolle mit der Mitteilung gefasst gemacht, ich solle nicht kommen. Das hätte ich verstanden.« Er drehte sich um und verneigte sich knapp vor Tetischeri. »Fürstin, es ist mir eine Ehre, dich wieder zu sehen.« Tetischeri lächelte.
    »Ramose, du wirst mit jedem Besuch ansehnlicher«, antwortete sie. »Du hast die ebenmäßigen Züge deiner Mutter und die großen Augen deines Vaters. Wie geht es deiner Mutter?«
    »Gut. Sie schickt dir und ihrer Base je einen Tiegel mit einer neuen Duftsalbe, die Asi für sie gemischt hat, und hofft, dass sie euch gefällt. Ich lasse sie später auspacken, weil ich auch für Tani viele Geschenke mitgebracht habe.«
    Tetischeri freute sich. »Eine neue Duftsalbe! Und hat sie mir auch noch einen Mann mitgeschickt, der sie zu würdigen versteht? Sei bedankt, Ramose. Das ist wirklich ein großzügiges Geschenk.« Seqenenre bedeutete ihm, sich hinzusetzen. Ramose befahl seine Eskorte zum Boot zurück und ließ sich aufseufzend in den ausladenden Schatten der Sykomore sinken.
    »Deine Wunde ist schlimm, Fürst«, sagte er unumwunden, während Tetischeri Mersu mit dem scharfen Befehl, ein Begrüßungsmahl zu holen, in die Küche schickte. »Ich bin entsetzt. Wie konnte ein Steinschlag so viel Schaden anrichten?« Seqenenre blickte ihn ausdruckslos an, und erst jetzt fiel ihm der Brief ein, den Kamose nach Auaris geschickt hatte.
    »Der Streitwagen ist unter dem Felsüberhang schnell gefahren«, erwiderte er und machte zwischen den Wörtern Pausen, die gewährleisteten, dass Ramose ihn auch verstand. »Ich hatte nichts als den Löwen im Sinn, den ich schießen wollte. Irgendetwas hat die Brocken gelockert, ich erinnere mich an nichts mehr als das Geräusch von fallenden Steinen.« Ramose nickte.
    »Vater möchte gern wissen, ob du etwas brauchst, einen anderen Arzt, oder sollen wir dir Aufseher ausleihen?« Seqenenres Hand fuhr zu der Leinenmütze, die auf seinem Kopf saß, und tastete geistesabwesend daran herum.
    »Danke ihm in meinem Namen«, antwortete er, »aber ich brauche nichts. Mein Arzt ist der beste in ganz Ägypten.«
    Das Haus geriet in Bewegung, und dann trat Tani in den Sonnenschein, pflichtschuldigst gefolgt von Heket. Als sie sah, wer da gekommen war, fing sie an zu lächeln und streckte Ramose beide Hände hin. »Wie hübsch du bist, Prinzessin!«, rief er und küsste sie auf die Wange. Sie entzog sich ihm, blickte ihn kurz an und nahm dann neben Tetischeri Platz.
    »So!«, sagte sie. »Werden wir bei diesem Besuch endlich verlobt, Ramose? Ehrlich gesagt, ich habe das Warten satt. Vater ist durchaus imstande, Namen und Titel auf die Urkunde zu setzen, und falls du mir sagen willst, dass du ohne die Unterschrift deines Vaters gekommen bist, erwürge ich dich!« Ja, dachte Seqenenre. Jetzt rasch eine Verlobung und dann die Vermählung. Er warf Ramose, der wieder mit gekreuzten Beinen dasaß, einen Blick zu.
    »Ich habe die Verlobungsdokumente dabei«, sagte dieser. »Sie benötigen nur noch den Namen deines Vaters. Aber mein Vater besteht darauf, dass wir mit der Vermählung noch sechs Monate warten.« Tani warf die Hände hoch, dass die Sonne auf ihren beringten Fingern glitzerte.
    »Also wirklich!«, sagte sie entrüstet. »Als ob wir uns völlig fremd wären! Warum? Seit wann begeistert sich Teti so für steifes Protokoll? Ich habe vor, meinem zukünftigen Schwiegervater einen bösen Brief zu diktieren und …«
    Und so plapperte sie weiter und weiter. Tetischeri beobachtete sie belustigt. Die Diener lächelten. Doch Seqenenre hatte sich innerlich zurückgezogen. Teti wartet ab, was ich unternehme, ging es ihm jählings und zweifelsfrei auf. Er möchte sich nicht mit einer Familie verbinden, die sich mit Hochverrat befleckt hat. Weiß er, dass mich ein Mörder überfallen hat? Er ist durch Rebellion in der eigenen Familie ein gebranntes Kind und sieht sich mit dieser Heirat doppelt vor. Irgendwie muss ich

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