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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Tani beibringen, dass Teti sie nur dann in sein Haus aufnimmt, wenn ich mich siegreich bis Auaris durchschlage und König von Ägypten werde.
    »Tani, es reicht!«, unterbrach Ramose sie streng, und erstaunlicherweise machte Tani den Mund zu, schaffte es jedoch, beredt anklagend zu blicken. »Mein Vater ist bereit, den Verlobungsvertrag jetzt zu unterzeichnen und siegeln zu lassen. Er wird die Festlichkeiten in Chemmenu vorbereiten, und in sechs Monaten kommst du mit deiner Familie zur Hochzeitsfeier. Ich kenne seine Gründe für die längere Wartezeit nicht, aber du und ich, wir haben schon monatelang gewartet, also macht es keinen großen Unterschied mehr. Vielleicht ist es die Mitgift?« Er blickte Seqenenre taktvoll an, doch der antwortete nicht.
    In diesem Augenblick kamen die Diener mit Wein und Schatbrot. Ihnen folgten einer nach dem anderen die übrige Familie, und Ramose stand auf, verneigte sich vor Aahotep und umarmte die drei jungen Männer. Als sich alle am Teich niedergelassen hatten, wandte sich die Unterhaltung allgemeineren Themen zu. Nach einem Weilchen standen Ramose und Tani auf, und Seqenenre gab ihnen die Erlaubnis zu gehen.
    Ramose legte den Arm um die schmalen Schultern des Mädchens, und dann schlenderten sie zum Fluss. Behek war auch aufgestanden und trabte japsend hinter ihnen her. Das Stimmengeräusch verebbte, dafür raschelten und zwitscherten jetzt die Vögel in den Binsen, und in den blühenden Büschen summten die Insekten. Über ihren Köpfen vereinten sich die Palmwedel und warfen steife Schatten auf den hellen, staubigen Pfad. Tani krallte beim Gehen die Zehen in den Staub. »Ich bin sehr böse auf Teti«, sagte sie. »Und ich kann mir vorstellen, dass Vater gekränkt ist. Schließlich, Ramose, ist er ein Fürst. Er verdient von deinem Vater mehr Ehrerbietung, als er bekommt.«
    »Vater ist sich der Ehre durchaus bewusst, dass Seqenenre dich mir gibt«, antwortete Ramose stockend. »Es sind nicht Hintergedanken oder Stolz oder das Bedürfnis, die Autorität deines Vaters auf die Probe zu stellen.« Er blieb stehen und sie auch. Dann drehte er sich um und glättete nachdenklich ihre zusammengezogenen Brauen. Hinter und vor ihnen wand sich der sonnengefleckte Pfad in grünes Dunkel. »Ich will ehrlich sein, Tani«, gestand er. »Ich liebe dich sehr. Aber die Gerüchte wollen nicht verstummen, dass Seqenenre von Apophis’ Hand niedergestreckt wurde, weil er einen Aufstand geplant hat. Stimmt das? Mein Vater glaubt es.«
    »Es ist mir völlig einerlei, was dein Vater glaubt!«, fuhr Tani ihn an. »Er ist ein fetter, alter Mann mit mehr Würde, als er verdient! Und so einer wagt es zu zaudern, wenn es um eine Prinzessin mit königlichem Blut in den Adern wie mich geht!« Ihr Gesicht war erhitzt, ihre Augen funkelten zornig, und Ramose machte einen Schritt zurück.
    »Ich bin auch böse«, sagte er ruhig. »Und auch mir ist es einerlei, was dein Vater oder meiner glauben oder tun. Aber wir sind Kinder und müssen gehorchen, Tani, und das bleibt so, bis unsere Eltern sterben. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Vertraust du mir nicht?« Sie legte den Kopf schief und überlegte.
    »Ich schulde meiner Familie Treue«, sagte sie frostig, »und du bist noch kein Mitglied dieser Familie und ich keins von deiner.« Er packte sie und schüttelte sie sacht.
    »Wenn du mir die Wahrheit sagst, schwöre ich bei Thot, dem Schutzgott Chemmenus, keiner Menschenseele etwas zu erzählen, nicht einmal meinem Vater.« Sie holte tief Luft.
    »Na schön, Ramose. Ich bin böse auf Vater, weil er sich in diese Lage gebracht und den Zorn des Königs auf sich gezogen hat. Ich liebe ihn so sehr und er tut mir so Leid. Aber du musst mir versprechen, alles für dich zu behalten. Sonst verfluche ich dich noch heute Abend, und der Fluch wirkt, falls du es jemals weitererzählst.« Er nickte.
    »Einverstanden.«
    »Ja, es ist wahr. Vater hat Apophis’ Beleidigungen und Nadelstiche hingenommen, solange er konnte, und dann hat er einen Brief bekommen, der ihn anwies, die Nilpferde zu töten. Kannst du dir etwas Dümmeres vorstellen? Vater ist klug und hat es verstanden, so eine rohe Tat abzuwenden, aber dann hat der König gefordert, dass er hier einen Seth-Tempel baut.« Sie biss sich auf die Lippen und richtete den besorgten Blick auf ihn. »Vermutlich wäre er mit einem kleinen Schrein einverstanden gewesen, aber Waset gehört Amun. Es war nicht machbar. Vater hat ein kleines Heer um sich geschart und

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