Der fremde Pharao
zurück.
»Sei still, Si-Amun«, sagte er leise. »Das ist alles schon gesagt worden. Wir marschieren, und damit Schluss.« Si-Amun blickte ihn finster an und schob Aahmes-nofretaris Arm beiseite, die ihn vorsichtig beruhigen wollte.
»Ich habe das ganze Gerede so satt.« Das war Tetischeri. »Mach es, Seqenenre, und Schluss und aus.« Seqenenre rang sich ein frostiges Lächeln ab, ehe er sich an Tani wandte. Sie musterte ihn mit festem, forschendem Blick.
»Leider, Tani, bedeutet es, dass deine Heirat aufgeschoben werden muss, wahrscheinlich auf unbestimmte Zeit«, sagte er. Das waren die schlimmsten Worte, die er seinen verzerrten Lippen jemals abgerungen hatte. Er suchte nach weiteren, nach tröstlichen Worten, doch sie ersparte ihm das.
»Vor einem Jahr wäre ich bei dieser Mitteilung zusammengebrochen«, sagte sie mit belegter Stimme. »Jetzt schaffe ich es, mich ins Unvermeidliche zu fügen. Darum hat Teti also auf einer sechsmonatigen Wartezeit bestanden, nicht wahr, Vater? Er hatte uns alle im Verdacht. Ich kenne meine Pflicht. Falls du jedoch König wirst, erwarte ich eine angemessene Belohnung meiner Ergebenheit!«
Seqenenre konnte nicht einmal mehr über ihren unbeholfenen Versuch lachen, die Sache lustig zu nehmen. Die Bitternis lastete in seiner Brust wie ein harter, kalter Stein. Teti wird nicht zu mir stoßen, wenn wir vorbeiziehen, dachte er, aber vielleicht Ramose. Ach, könnte ich Teti doch zwingen, den Vertrag zu erfüllen, und die beiden jetzt vermählen und sie aus diesem tragischen Chaos heraushalten. »Nur noch eins«, sagte er. »Ich befehlige im Feld. Ich kann zwar nicht mehr gut kämpfen, aber ich kann Männer anführen, deren Kampfmoral von mir abhängt.« Si-Amun holte Luft und wollte losbrüllen, doch Kamoses Hand hielt seinen Arm gepackt wie eine Zange.
»Amun wird uns rächen«, sagte Kamose abschließend. Seqenenre hielt es nicht länger aus, er schickte sie alle mit einer Handbewegung fort. Als sie gegangen waren, wandte er sich an Uni.
»Gib mir meine Krücke und deinen Arm, Uni«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, als wäre ich bereits nach Auaris und zurück gelaufen. Was meinst du, komme ich zurück?« Eine Bitte um Ermutigung sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Uni brummelte.
»Frag Amunmose, nicht mich«, gab er zurück. »Ich bin kein Wahrsager.« Und ein taktvoller Diener bist du auch nicht, dachte Seqenenre belustigt, und bei dem Gedanken verflüchtigte sich seine Traurigkeit. Dieses Mal würde es keinen nächtlichen Mörderhieb geben. Er würde sich bis zu ihrem Aufbruch ständig bewachen lassen. Dieses Mal würden sie wirklich losmarschieren.
Si-Amun verließ den Empfangssaal und hatte schon fast das Ende des Flurs erreicht, der zu seinen eigenen Gemächern führte, als Mersu aus den frühen Schatten glitt und sich verbeugte. Si-Amun übersah ihn und versuchte sich an ihm vorbeizuschieben, doch der Haushofmeister machte einen Schritt und vertrat ihm den Weg. »Was ist?«, fuhr Si-Amun ihn an. Mersu verbeugte sich erneut.
»Mit Verlaub, Prinz, aber ich würde gern wissen, was dein Vater zu sagen hatte. Es ist sehr ungewöhnlich, die ganze Familie gleichzeitig zusammenzurufen.« Si-Amun konnte den Mann kaum ansehen, so groß war seine Abneigung.
»Das geht dich nichts an.«
»Schon möglich«, antwortete Mersu leise und sah sich dabei in dem verlassenen Flur um. »Aber vielleicht den König.«
»Apophis hat angeordnet, dass hier in Waset ein Sutech-Tempel gebaut wird«, sagte Si-Amun stockend. »Und jetzt lass mich vorbei, ehe ich dich schlage.« Mersu rührte sich nicht.
»Und was wird Seqenenre tun, Prinz?« Si-Amun lief rot an.
»Das hat er noch nicht entschieden. Aus dem Weg!« Mersu beugte sich vor und sprach noch leiser.
»Si-Amun, muss ich dich daran erinnern, dass du mich ins Vertrauen ziehen musst, wenn ich nicht erzählen soll, wer den Überfall auf deinen Vater ausgelöst hat? Ich habe nämlich nichts zu verlieren.«
»Ich kann dich nicht ausstehen!«, rutschte es Si-Amun heraus. »Du verdienst es gar nicht zu leben, und falls Vater gewinnt, bringe ich dich eigenhändig um. Verräter!«
»Dann will Seqenenre also marschieren?«, fragte Mersu, ungerührt von Si-Amuns gehässigem Anfall. »Wann?« Si-Amun lenkte ein.
»Sofort. Schon jetzt geht die Nachricht nach draußen. Wir versammeln uns und brechen gegen Ende des nächsten Monats auf.«
»Epiphi«, sagte Mersu nachdenklich. »Vielen Dank, Prinz.«
Si-Amuns Antwort war eine harte Ohrfeige, die
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