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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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noch einmal und zog sich dann in die Kabine zurück.
    Die folgenden drei Monate vergingen auf dem Anwesen in jener schwülen Stille, wie sie einem Chamsin draußen in der Wüste voraufgeht. Die Felder wechselten von saftigem Grün zu knisternder goldener Reife. Seqenenres Aufseher begutachteten die Äcker, sorgten dafür, dass die Speicher ausgefegt wurden, und befragten die Listen vom vergangenen Jahr. Doch Seqenenre selbst fand kein Interesse mehr an den Angelegenheiten seines kleinen Reiches.
    Kamose und Si-Amun feierten ihren Geburtstag, Kamose leutselig, doch Si-Amun so stillverlegen, dass es schon fast an Verdrossenheit grenzte. Seqenenre hatte einen Empfang für seine Söhne gegeben und dabei mit Besorgnis Si-Amuns Bemühungen um Höflichkeit bemerkt. »Mit dem da solltest du lieber ein Wörtchen reden«, hatte ihm seine Mutter geraten. »An dem nagt etwas.« Seqenenre hatte es versucht, doch Si-Amun war höflich und ausweichend gewesen. Das Problem war offensichtlich nicht die Gesundheit des jungen Mannes oder seine Ehefrau, denn Aahmes-nofretari genoss die Trägheit und Zufriedenheit ihrer zweiten Schwangerschaft.
    Am Ende hatte Seqenenre rasendes Kopfweh, Schulter und Rücken schmerzten von der Krücke, und er war so erbost, dass er ihm scharf sagte, falls seine Sorgen mit dem bevorstehenden Kampf zu tun hätten, so entbinde er ihn von jeglicher Verpflichtung mitzumarschieren. Si-Amun hatte mit zitternden Lippen eine Antwort versucht, doch schließlich hatte das gewohnte stumme Unbehagen obsiegt, und er war geflüchtet.
    Seqenenre hatte Kamose befragt, doch der stand genauso vor einem Rätsel wie sein Vater. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Er geht mir aus dem Weg. Wir ringen nicht einmal mehr. Bisweilen zieht er mit Ahmose in die Sümpfe. Du weißt ja, wie unbeschwert Ahmose ist. Si-Amun verbringt die meiste Zeit mit Aahmes-nofretari in den Frauengemächern.« Tetischeri hatte schon lange die Geduld mit ihrem Enkelsohn verloren und redete unumwunden mit ihm, und deshalb machte er einen Bogen um sie, doch seine Mutter sorgte sich weiter um ihn und gab sich alle Mühe, ihn auszuhorchen, doch vergebens.
    Seqenenre war gezwungen, seine Sorgen um Si-Amun beiseite zu schieben. Er hatte seine eigenen, denn er rang seinem Körper die anstrengenden Übungen ab, die ihn hoffentlich gesund genug für den Streitwagen und die Fahrt nach Norden machen würden. Er schwamm jeden Tag, planschte im Nil herum und übersah verbissen die heimliche Meinung der Zuschauer. Er wusste, dass er lächerlich wirkte. Er schleppte sich schwitzend und fluchend und mit schmerzenden Muskeln in der brennenden Sonne über den Exerzierplatz. Im Hinterkopf war da noch immer der Glaube, er brauche nur Zeit genug und müsse nur hart genug üben, dann würde wieder Leben in seinen Arm und sein Bein zurückkehren; doch trotz aller Bemühungen blieben die Gliedmaßen leblos und wiesen ihn in seine Schranken.
    Mehrere Male hatte er sich in das Tal tragen lassen, wo Osiris Mentuhotep-neb-hapet-Res verlassener Tempel in der Hitze vor sich hin schmorte, doch die Gegenwart seines Vorfahren regte ihn nur auf, und so beschloss er, nicht wieder hinzugehen. Das Schicksal hatte Mentuhotep nicht so geschlagen wie ihn, Seqenenre. Mentuhotep musste nicht gelähmt und gebrochen nach Norden in den Krieg ziehen. Der Platz löste Selbstmitleid aus, da brütete Seqenenre lieber in der freundlichen Finsternis des alten Palastes vor sich hin. Er konnte zwar nicht mehr auf das Dach klettern, wo trotz vielen Schrubbens der Fleck von seinem Blut noch immer braun in die Ziegel eingebrannt war. Er saß auf der Thronestrade, wandte das verzerrte Gesicht den undeutlichen Friesen auf den Wänden zu und versuchte, sich seine Zuversicht zu erhalten.
    In der letzten Woche des Payni kam ein Brief vom König, den sein Oberster Herold brachte, der nicht unterwegs nach irgendwo war, sondern in Waset anlegte und eine Eskorte aus zwanzig Kriegern in königlichem Blau und Weiß mitbrachte, er selbst in makellosem Leinen und strahlendem Kopftuch und zuvorkommend von einem vergoldeten Sonnenschirm vor der Sonne geschützt, unter dem er großen Schrittes dem Empfangssaal zueilte. In einer Hand trug er seinen weißen Amtsstab, in der anderen eine versiegelte Rolle. Uni begleitete ihn unbeteiligt zu einem Stuhl und bot ihm Erfrischungen an, und dabei tat er, als sähe er weder die spitzen Speere ringsum noch die Ledergurte mit den Messern, die sich die Leibwache um die mächtige Mitte

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