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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Medjai mit ihren schwarzen Leibern hoben sich von ihnen ab, überragten ihre ägyptischen Kampfgefährten um Haupteslänge. Das Haar lag ihnen wie Hor-Aha geflochten auf der nackten Brust. Die ägyptischen Rekruten hatten sich das Haar auch wachsen lassen, aus soldatischem Aberglauben und als Schutz, und es hing ihnen dunkel und glänzend auf die Schultern. Mehr Bogenschützen, als ich mir erhofft hatte, dachte Seqenenre. Das ist gut. Wie schön sie aussehen, wie raubtierhaft. Aber wie wenige, meine Amun-Division ist gar keine Division. Ach, Amun mit der Doppelfeder, sei uns in den kommenden Tagen hold und beschütze uns mit deiner Macht!
    Kamose hatte geendet. Hor-Aha brüllte heiser, und die Männer marschierten langsam an der Estrade vorbei, während Amunmose zu dem Pokal mit dem Blut griff und sie im Vorbeiziehen bespritzte. Ihre Augen richteten sich von ihm zum Fürsten, sein verzerrtes Gesicht sah jeden Einzelnen, als sie den Segen empfingen und in Marschordnung auf der Straße am Fluss weiterzogen. Si-Amun berührte seinen Arm, und gehorsam verließ er die Estrade und wartete unten, bis man seinen Streitwagen brachte. Auf dessen Gestell hatte man einen Stuhl mit hoher Lehne gebunden, an die er sich anlehnen konnte. Darüber wölbte sich ein Sonnensegel. Aahotep und die Mädchen kamen und umarmten ihn, und sie winkten ihm, als er in den Streitwagen stieg, Si-Amun ihn auf den Stuhl setzte und ihn daran festband. Als Aahotep ihn so unbeweglich mit dem Speer in der Hand sitzen sah, warf sie sich in den Wagen. »Ich liebe dich, Seqenenre«, schrie sie auf und drückte den Kopf an seinen Hals. »Es fällt mir schwer, dich so ziehen zu sehen!«
    Einen wonniglichen Augenblick lang atmete er ihren warmen Duft, dann schob er sie beiseite. »Ahmose braucht dich jetzt«, sagte er fest, »und du musst die Mädchen trösten. Kümmere dich darum, dass der Montu-Schrein im Haus ständig geöffnet ist und dass vor ihm geopfert wird. Der Kriegsgott wird dich erhören.« Sie fasste sich und stieg wieder aus. Die Mädchen stellten sich neben sie. Seqenenre hörte den Marschbefehl. Dann griff Si-Amun zu den Zügeln.
    Der Streitwagen ruckte an und rollte. Si-Amun winkte seiner Mutter zu und schwang die Peitsche. Mühsam warf Seqenenre einen Blick zurück. Sie standen noch immer da, wo er sie verlassen hatte, neben der Spur im Staub, die von den marschierenden Füßen hinter ihm wieder zertreten wurde. Aahotep hatte die Arme um die Mädchen gelegt. Tetischeri stand, umgeben von ihren Dienern, etwas hinter ihnen und hatte sich zum Gruß erhoben. Sie wirkten so klein vor dem Hintergrund des Flusses, die Gestalten eingerahmt vom Tempelpylonen jenseits des Wassers, auf dem in der auffrischenden Brise die Fahnen flatterten. Am jenseitigen Ufer drängte sich ein stummes Meer von Einwohnern, die gekommen waren, weil sie ihren Fürsten in den Krieg ziehen sehen wollten. Niemand hatte gejubelt. Niemand freute sich. Ihre Mienen waren ängstlich und ernst.
    Seqenenre schaute noch einmal lange hin, dann wandte er sich ab. Vor ihm waren die gespreizten Beine und der biegsame Rücken seines Sohnes und das Getrappel der kleinen Pferdehufe auf dem fest getretenen Sand. Hinter ihm sangen einige Männer. Er sah noch einmal zurück, doch eine Biegung des Wegs führte durch vereinzelte Bäume und verstellte ihm den Blick. Er konnte nur noch die Tempelfahnen sehen, doch auch die verloren sich jetzt hinter zitternden Palmwedeln. Waset lag hinter ihm.
    Achtes Kapitel
    An diesem Tag kamen sie gut voran. Alle waren trotz der glühenden Hitze bester Laune, und drei Stunden nachdem Re von Nut geschluckt worden war, schlugen sie bei Kift ihr Lager am Fluss auf. Seqenenre war erschöpft. Sie hatten zwar einmal kurz Halt gemacht und gegessen, aber er hatte nur an seinem Brot geknabbert und sein Wasser getrunken, ohne sich von seinem Stuhl losbinden zu lassen. Trotz des Schattens vom Sonnensegel war er schwach und ihm schwindelte, als Hor-Aha endlich kam und ihm herunterhalf. »Ein guter Tag, Fürst«, meinte der General, als sie das Zelt betraten und Seqenenres Leibdiener herzutrat. »Falls wir weiter so gut vorankommen, könnten wir in zehn, elf Tagen Qes erreichen. Aber das klappt natürlich nicht. Wir müssen lahmende Pferde, kranke Männer und andere Unbilden einrechnen. Sagen wir, in zwölf Tagen.«
    Seqenenre lächelte und ließ sich dankbar auf das Feldbett sinken. »Die zwölf Tage brauche ich auch, um mich abzuhärten«, gestand er zerknirscht.

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