Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
Vom Netzwerk:
erzählt, dass ich und Mrs Nash bei Ihnen waren?«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte er und wünschte, er hätte es getan. »Gespräche wie die, die wir geführt haben, sind immer streng vertraulich, und wenn Sie mich übergehen und Ihren Schwager bitten, mit einem meiner Vorgesetzten zu sprechen, ist auch das streng vertraulich. Da müssen Sie sich keine Sorgen machen.« Er betrachtete das als eine Art Rüge und den Hinweis, dass es unter den Beamten so etwas wie Solidarität gab. »Aber damit ist der Fall abgeschlossen, ein für alle Mal.«
    »Cora Crippen ist ermordet worden«, sagte sie. »Sie werden von dieser Sache noch hören, Inspector.«
    »Das glaube ich nicht, Mrs Smythson, und ich muss Sie dringend bitten, ihre Anwürfe fallen zu lassen. Weitere unberechtigte Anschuldigungen von Ihrer Seite könnten zu einer strafrechtlichen Verfolgung führen.«
    »Aber genau das wollen wir doch!«
    »Gegen Sie, Mrs Smythson. Sie können unschuldige Menschen nicht so einfach des Mordes bezichtigen, wenn Ihnen danach ist. Es gibt Gesetze gegen Verleumdung, wissen Sie?« Am anderen Ende der Leitung wurde es still, und schließlich sagte er: »Hallo?«, um zu hören, ob sie überhaupt noch da war. Als sie endlich wieder etwas sagte, klang ihre Stimme tief und verärgert.
    »Ich hoffe, Sie drohen mir nicht, Inspector Dew.«
    »Sicher nicht. Ich versuche Ihnen nur zu helfen, indem ich Sie darauf hinweise, dass …«
    »Ihnen
ist
bewusst, wer mein Schwager ist?«
    »Nur zu gut. Aber die Tatsachen sind nun mal Tatsachen, und ich fürchte, mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht anbieten.«
    »Also gut«, sagte sie. »Aber wenn Sie herausfinden, dass Sie sich getäuscht haben und ich recht hatte und dieser hinterhältige Schurke schließlich doch am Strick baumelt, dann finden Sie vielleicht eine Möglichkeit, sich bei mir zu entschuldigen. Sie haben mich einmal zu oft enttäuscht, Inspector Dew.«
    »Ich werde daran denken«, antwortete er erschöpft, »und danke für Ihr Interesse, Mrs Smythson. Auf Wiederhören.« Er legte auf und wich vom Telefon zurück, als könnte es nach ihm schnappen.
     
    »Drücken wir es so aus«, sagte Inspector Dew und wählte seine Worte sorgfältig, »dass bestimmte Mitglieder aus dem Kreis von Cora Crippens Freundinnen nicht viel von Dr. Crippen halten.«
    Ethel lächelte. »Dachte ich’s mir doch«, sagte sie. »Genau das habe ich zu Hawley gesagt. Ich sagte, es muss eine von diesen schwatzhaften, gelangweilten Frauen sein. Sie haben nichts zu tun, und so erheben sie lächerliche Anschuldigungen und verschwenden jedermanns Zeit damit, ihnen nachgehen zu müssen.«
    »Es wäre bestimmt nicht richtig von mir, wenn ich sagte, dass ich jedem Ihrer Worte von ganzem Herzen zustimme«, antwortete er mit einem Lächeln, »also sage ich nichts.«
    Ethel lachte, sah auf den Tisch und kratzte mit dem Fingernagel an einem kleinen Klecks Kerzenwachs. »Ich glaube, wir verstehen uns, Inspector«, sagte sie. »Mögen Sie einen Tee?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bleibe nicht lange«, sagte er. »Wann, denken Sie, kommt Dr. Crippen nach Hause?«
    »Er müsste eigentlich jeden Moment kommen«, sagte sie und sah auf die Uhr. »Ach, bleiben Sie doch noch. Ich weiß, er fände es schade, wenn er Sie verpassen würde.«
    »Vielleicht noch ein paar Minuten«, sagte er, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und fragte sich, ob es zu unhöflich wäre, ihr die Frage zu stellen, die ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf ging. Er entschied sich dafür, schließlich schienen sie sich zu verstehen, und sie hatte offenbar nichts zu verbergen. »Sagen Sie mir ruhig, dass es mich nichts angeht«, fing er an, »aber was für eine Position haben Sie in diesem Haushalt?«
    »Was für eine Position?«
    »Ja«, sagte er und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, war es doch eine sehr persönliche Frage. »Helfen Sie Dr. Crippen, das Haus in Ordnung zu halten, seit seine Frau ihn verlassen hat?«
    Sie sah ihn an und entschied sich, ehrlich zu sein. »Hawley und ich arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen«, erklärte sie ihm. »Bei Munyon’s, wissen Sie?«
    »Ja, das ist mir bekannt.«
    »Ich war seine Assistentin dort. Nun, das bin ich immer noch, wir sind gute Freunde geworden, und seit Cora weg ist, nun, es stimmt, dass wir auf unserer Freundschaft aufgebaut haben.«
    »Sie wohnen hier also?«
    »Er bedeutet mir sehr viel, Inspector.«
    »Natürlich. Sonst hätte ich nicht gefragt.«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher