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Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Oberkörper da, warf sich von einer Seite auf die andere und murmelte ein paar Worte. Die Aufregung des Abends hatte sie lange nicht einschlafen lassen, sie war eben erst weggedämmert und befand sich immer noch in unruhigem Schlummer.
    Ein Strahl Mondlicht fiel durch die leicht geöffneten Vorhänge und tauchte Coras Ellbogen in ein gespenstisch blasses Licht. Das war sie, die letzte Möglichkeit, umzudrehen und sich dagegen zu entscheiden, doch er bewegte sich vorsichtig weiter vor, sah das halb leere Glas Wasser neben dem Bett, nahm es, schüttete den gesamten Inhalt der Flasche hinein und stellte es zurück auf den Nachttisch. An der Tür hustete er laut, um ihren Schlaf zu stören.
    Ihre Augen öffneten sich langsam, sie rieb sie und richtete sich im Bett auf. Gähnend sah sie zu seiner kaum erkennbaren Gestalt in der Tür hinüber.
    »Hawley?«, sagte sie mit verschlafener Stimme. »Bist du das?« Anstatt zu antworten, räusperte er sich nur leise, und bevor sie ihn noch richtig ausmachen konnte, verschwand er aus ihrem Blickfeld. »Mach bloß nicht so einen Krach, du Narr«, schimpfte sie. »Ich versuche zu schlafen.« Das waren ihre letzten Worte.
    Bevor sie sich zurück in die Kissen sinken ließ, griff sie nach ihrem Glas Wasser und leerte es in einem Zug. Er hörte, wie sie plötzlich nach Luft schnappte, das abgehackte Keuchen, mit dem sie zu atmen versuchte und es nicht konnte, ging zurück in ihr Schlafzimmer und sah, wie sie ihre Kehle gepackt hielt. Mit schmerzverzerrten, weit aufgerissenen Augen sah sie ihn über sich stehen und schüttelte den Kopf, staunend und konfus, während das Leben langsam aus ihrem Körper wich. Gefühllos sah er zu, wie sie zurück in die Kissen fiel und ein paar Versuche unternahm, stoßweise zu Atem zu kommen. Dann lag sie still da, die Augen zur Decke gerichtet, und ein kleines Rinnsal Wasser lief ihr aus dem Mundwinkel. Verwundert, dass es endlich vorbei war – dass sie endlich
tot
war –, ließ er die Luft aus seiner Lunge entweichen und fühlte eine große Stärke in sich aufsteigen. Nervös und gleichzeitig staunend über seinen Mut, bückte er sich, atmete tief durch und hob ihren Körper vom Bett hoch.
    Sie war schwerer, als er gedacht hatte, und es war nicht leicht, sie die Treppe hinunterzuschaffen. Mehr als einmal dachte er, er verlöre den Halt und müsste sie fallen lassen, sah sie auf dem Boden aufschlagen und sich selbst das Genick brechen. Er überlegte einen Moment lang, ob er sie nicht einfach nach unten werfen sollte, schließlich war sie schon tot, und er konnte ihr keinen zusätzlichen Schaden zufügen. Er entschied sich jedoch dagegen, hätte der Lärm doch womöglich die Nachbarn geweckt und auf den Plan gerufen. Die Treppe war schmal, und als er die Diele erreichte, schwitzte er heftig und musste sie ablegen, um Kraft zu schöpfen.
    Er öffnete die Kellertür, sah in die Tiefe und suchte nach dem Schalter für die einzelne Glühbirne, die den Weg ausleuchtete. Sie war nicht sehr hell, und so holte er Kerzen aus dem Wohnzimmer, die er an die hintere Wand des Kellers stellte. Endlich ging er zurück nach oben, nahm Cora hoch und trug sie mit schmerzenden Armen die steinernen Stufen hinunter, erreichte sein Ziel, ließ sie zu Boden fallen und rang nach Luft.
    Er zog die Handschuhe und den Mantel aus, setzte den Hut ab, holte einen kleinen Meißel aus der Tasche und begann, die Steinplatten aufzuhebeln. Sie lagen auf einer Schicht Sand, unter der Holzlatten zum Vorschein kamen und schließlich ein Zementboden. Zwischen den Latten und dem Zement gab es einen etwa zwanzig Zentimeter tiefen Leerraum, und er hob so viel Platten zur Seite, wie er an Platz zu benötigen glaubte. Dann wandte er sich erneut der Leiche von Cora Crippen zu.
    Er legte sie der Länge nach in den freigeräumten Bereich und überlegte, wie er anfangen sollte. Verblüfft bemerkte er, dass er keinerlei Grauen empfand, nur den Druck, möglichst schnell voranzukommen. Er holte seine Messer aus der Tasche und breitete sie auf dem Boden aus. Währenddessen schien ein leises Murmeln aus Coras Kehle zu dringen, und er starrte sie entsetzt an. Bildete er sich das nur ein? Ihre Lippen schienen sich zu bewegen und etwas zu flüstern, und so griff er, ohne zu zögern, nach dem schärfsten seiner Messer und schlitzte ihr die Kehle auf. Überrascht sah er zu, wie sich die Wunde öffnete und dann plötzlich mit Blut füllte, das ihr links und rechts am Hals hinunterlief. Ein saugendes

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