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Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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LeNeve?«, rief Cora außer sich. »
Ethel LeNeve?
Du verteidigst
sie?
Was ist mit mir?«
    »Jetzt bitte, Cora«, sagte Louise und lachte sanft. »Es gibt keinen Grund, sich aufzuregen. Ich wollte niemanden beleidigen. Vielleicht liest du mehr in meine Worte, als ich tatsächlich ausdrücken wollte.«
    »Was wolltest du denn ausdrücken?«, fragte Cora. »Es ist schwer für mich, mich nicht beleidigt zu fühlen, wenn du mich im selben Atemzug mit diesem Gossenkind nennst. Dazu behauptest du, dass ich nicht gut genug für deine wertvolle Familie bin. Und wo wir schon dabei sind: Glaube nicht, dass ich mich nicht von bestimmten gesellschaftlichen Feiern ausgeschlossen fühle.«
    »Gesellschaftlichen Feiern? Zum Beispiel?«
    »Nicholas’ Geburtstagsfeier. Ich habe immer noch keine Einladung und weiß doch sicher, dass die anderen Ladys dabei sind.«
    »Es ist nur eine kleine Party«, protestierte Louise, die ihr genug Seil geben wollte, an dem sie sich aufhängen konnte. »Nur für die Familie und enge Freunde.«
    »Was bin ich denn?«, kreischte Cora.
    »Eine sehr enge Freundin«, sagte Louise und brach angesichts von Coras Hysterie ein. »Natürlich müsst ihr kommen. Ihr wärt uns willkommen. Alle beide.«
    Nicholas stimmte ihr zu und seufzte innerlich.
    Das schien Cora etwas zu beruhigen, und sie spielten weiter Karten, doch die Stimmung war vergiftet und das Schweigen ohrenbetäubend.
    Endlich, im Glauben, dass im Grunde sowieso alles verloren war, und vom Alkohol beflügelt, wuchs der Unmut in Cora aufs Neue an und kochte schließlich über. »Natürlich bin nicht ich es, die dir peinlich ist«, sagte sie. »Es ist Hawley. Er ist es, den du loswerden willst. Er ist es, der uns alle nach unten zieht. Aber ich muss ihn ja nicht mitbringen. Wenn es dir lieber ist, lasse ich ihn zu Hause.«
    »Cora!«, sagte Hawley beleidigt.
    »Nein, jetzt spreche ich es einmal aus. Ich habe es lange genug ertragen müssen, von dir und deinesgleichen hinabgezogen zu werden«, fauchte sie ihn an, »von einem nutzlosen Schwachkopf ohne ein Gramm Ehrbarkeit im Körper. Ist es ein Wunder, dass ich im Leben nicht weiterkomme, wenn ich dich am Hals hängen habe und du mich wie ein Albatros in die Tiefe ziehst?«
    »Cora, bitte. Unsere Gäste …«
    »Die wissen, dass ich recht habe«, schrie sie und sah die beiden um Zustimmung heischend an, doch die Smythsons saßen mit versteinerten Gesichtern da. »Tatsache ist doch, dass ich mich deinetwegen in dieser Situation befinde. Ich komme mit meiner Karriere nicht voran, weil ich von dir keinerlei Unterstützung erfahre.« Sie sah Louise an. »Weißt du, warum Alec Heath gegangen ist? Er ist gegangen, weil er es leid war, Hawley Tag und Nacht jammern zu hören. Er hat mich geliebt. Wir haben es die ganze Nacht miteinander getrieben, weißt du, wenn Hawley eingeschlafen war.«
    »Cora!«, sagte Hawley.
    »Aber es stimmt«, sagte sie, und ihre Worte verschleiften. »Du weißt, dass es stimmt, du willst es bloß nicht wahrhaben.« Sie kicherte und beugte sich näher zu Louise hin. »Einmal hat er uns erwischt, weißt du«, sagte sie und zwinkerte ihr zu. »Stand in der Tür, während Alec in mir drin war, und hat nur zugesehen. Wahrscheinlich hat er ihn selbst da nicht hochgekriegt, weil er auch als Voyeur eine Niete ist.«
    »Ich denke, wir sollten gehen, Nicholas«, sagte Louise mit scharfer Stimme und stand auf. »Bitte hole mir meinen Mantel.«
    »Nein, ihr sollt bleiben«, sagte Cora und starrte sie an, als könnte sie sich überhaupt nicht denken, warum die beiden wegwollten. »Er ist derjenige, der gehen sollte: Hawley. Komm schon, verschwinde. Louise, Nicholas, ihr bleibt. Ich verspreche, dass uns Hawley nichts mehr verdirbt.«
    »Wir
gehen,
Cora«, sagte Louise, »und ich denke, es ist eine Schande, wie du dich vor ehrbaren Leuten benimmst. Ich habe solche Obszönitäten in meinen Leben noch nicht gehört.«
    »Als wenn mich das störte, was du denkst, du emporgekommene Schlampe!«, rief Cora und änderte unversehens den Kurs. »Himmel noch mal, ich weiß noch gut, wie du hinter der Theke vom Horse and Three Bells Bier gezapft und für jeden, der ein paar Shilling in der Tasche hatte, die Unterhose heruntergelassen hast.«
    »Nicholas! Meinen Mantel!
Sofort!
«
    »Klar doch. Lauf nur davor weg. Ihr alle lauft vor der Wahrheit weg. Haut doch alle ab, raus hier, zum Teufel!«, schrie sie.
    Die Smythsons rissen die Haustür auf und stürmten hinaus. Louise schob Nicholas mit aller Kraft

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