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Der freundliche Mr Crippen | Roman

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Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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hatte, dass er Vater werden würde, war der kränkelnde Lord Smythson zum Erstaunen seiner Ärzte auf wundersame Weise genesen. Er hatte nicht nur seine Lungenprobleme überwunden, sondern überhaupt einen stark gesundheitsorientierten Lebensstil angenommen, der ihn zu immer abenteuerlicheren Unternehmungen trieb. Seine letzte Eskapade, die Besteigung eines berühmten Berges, hätte ihn vor ein paar Jahren noch umgebracht. Jetzt machte sie ihn zu einem Helden.
    »Es ist erstaunlich, wie er sich erholt hat«, sagte Andrew.
    »Ich glaube, es war der Gedanke, Vater zu werden«, meinte Nicholas. »Er wollte einfach nicht mehr krank sein. Es ist reine Charakterstärke, wenn ihr mich fragt.«
    »Und das nach all den Jahren der Krankheit.«
    »Elizabeth sagt, sie will noch ein Dutzend weiterer Kinder«, sagte Nicholas mit einem Lachen. »Nur, um Martin gesund zu halten.«
    Mit jedem neuen Kind schmolz die Chance für Louise, selbst Lady Smythson zu werden, weiter dahin. Tatsächlich hatte sie die Hoffnung mittlerweile aufgegeben und wünschte sich statt des Todes ihres Schwagers nun den Tod ihres eigenen Mannes. Sollte Nicholas einer unerwarteten Krankheit zum Opfer fallen, so überlegte sie, würde sie als wohlhabende Gesellschaftswitwe sicher einen unverheirateten oder verwitweten Lord finden, der sie ehelichen wollte. Sie beobachtete ihren Mann ständig, konnte zu ihrem Bedauern jedoch keinerlei Hinweise auf eine Krankheit entdecken. Nicholas schien in bester Form. Eine Zeit lang hatte sie es damit versucht, nachts das Schlafzimmerfenster zu öffnen, damit er sich eine Lungenentzündung holte, stattdessen aber hatte er erklärt, nun umso besser zu schlafen, während sie selbst von einer Influenza ereilt wurde.
    »Ist es nicht wunderbar zu sehen, dass die Gerechtigkeit am Ende die Oberhand behält?«, sagte Louise, die spürte, wie viele Blicke auf ihr ruhten, und das Gefühl ihrer Berühmtheit genoss. »Und dass man so maßgeblich daran beteiligt war?«
    »Was für eine Schande nur, dass es überhaupt so weit kommen musste«, sagte Margaret. »Unsere arme, liebe Cora. So ein tragisches Ende.«
    »Wohl wahr. Ohne sie ist nichts wie früher. Unsere Music Hall Ladies’ Guild hat ein wertvolles Mitglied verloren«, stimmte ihr Louise zu und wiederholte damit die Worte, die sie ein paar Tage zuvor einem Reporter der
Times
gegenüber auf den Stufen zum Gericht geäußert hatte. »Wir werden uns immer an sie erinnern.«
    »An eine gute Freundin«, sagte Margaret Nash.
    »Und eine wundervolle Frau«, sagte Louise Smythson.
    »Unsinn, ihr konntet sie beide nicht ausstehen«, polterte Andrew Nash. »Etwas weniger Heuchelei bitte, Ladys.«
    »Andrew, das ist eine unerhörte Lüge«, sagte seine Frau. »Du weißt ganz genau, wie nahe uns Cora gestanden hat.«
    »Wenn du darauf bestehst, meine Liebe«, antwortete ihr Mann mit einem Seufzen. »Aber jetzt ist diese Geschichte bald vorbei und erledigt, und wir können endlich wieder normal werden. Obwohl ich zugeben muss, dass es für das Geschäft sehr gut war. Seit unsere Namen immer wieder in der Zeitung standen, ist das Interesse an meinen Bergbauprojekten in Mexiko außerordentlich gestiegen. Ich hoffe, eine ganze Reihe neue Investoren an Bord holen zu können. Wenn alles gut geht, gibt das einen hübschen Gewinn. Gestern habe ich von Alec Heath gehört, der auch zu so etwas wie einer örtlichen Berühmtheit geworden ist.«
    »Pssst, Andrew, die Geschworenen kommen zurück.«
     
    Fünftausend Kilometer entfernt in Kanada standen Matthieu Zéla und Martha Hayes in der Redaktion der
Quebec Gazette,
wohin das Urteil gleich nach seiner Verkündigung übermittelt werden würde. Seit dem Morgen, da Dr. Crippen an Bord der
Montrose
verhaftet worden war, hatten sie den Fall aufmerksam verfolgt. Es war ein Schock für sie gewesen.
    »Er schien ein so angenehmer Mensch zu sein«, sagte Martha, die mit Tränen in den Augen Trost an der Schulter ihres neuen Arbeitgebers und Freundes suchte. »So etwas Grausiges zu tun, das gegen alle Menschlichkeit geht.«
    »Vielleicht
ist
er ja ein angenehmer Mensch«, sagte Matthieu. »Ich meine, dass er ein Verbrechen begangen hat, heißt noch lange nicht, dass er kein gutes Herz hat.«
    »Oh, Matthieu, wie kannst du so etwas sagen?«
    »Ich meine nur, dass uns die Umstände zu allem Möglichen bringen können, ohne dass wir notwendigerweise dafür verantwortlich gemacht werden sollten. Wer weiß, was diese Cora für ein Mensch war?«
    »Selbst wenn sie

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