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Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Vorstellungen von ihren Gewohnheiten.
    »Wie ich Ihnen das letzte Mal schon sagte, Mrs Smythson«, antwortete Dew. »Wenn sie in Amerika gestorben ist, können wir nichts tun. Die amerikanischen Kollegen würden …«
    »Aber genau das ist es ja, Inspector«, sagte Louise, erfreut, dass sie endlich auf den Punkt kamen. »Wir glauben nicht, dass sie in Amerika gestorben ist. Wir glauben auch nicht, dass sie überhaupt gefahren ist. Wir glauben, er hat sie umgebracht.«
    »Wer?«
    »Natürlich ihr Mann. Dr. Crippen.«
    Dew lächelte. »Dr. Crippen«, sagte er zweifelnd. »Der Name klingt kaum wie der eines Frauenmörders, oder?«
    »Nun, ich denke nicht, dass sie alle Jack the Ripper heißen, oder?«, fragte sie.
    »Nein, sicher nicht«, gab er zu. »Aber was gibt es Neues, dass Sie erneut hergekommen sind? Was sind Ihre neuen Beweise?«
    Louise lehnte sich zurück und sah Margaret Nash an, die sich bereit erklärt hatte, diesen Teil der Geschichte zu übernehmen.
    »Mein Mann ist Mr Andrew Nash«, begann sie. »Ihm gehört die Nash Trading and Mining Company. Vielleicht haben Sie davon gehört?«
    »Nein«, sagte Inspector Dew.
    »Nun, in Geschäftskreisen ist er sehr bekannt«, sagte sie leicht verstimmt. »Auf jeden Fall hatte er gerade geschäftlich in Mexiko zu tun und war bereit, nach Kalifornien zu fahren und die Wahrheit über Coras Tod herauszufinden. Als er dort ankam, ist er gleich zu den Behörden und nannte ihnen den Tag ihrer angeblichen Ankunft im Land und den ihres vermeintlichen Todes. Wie es scheint, müssen sich Besucher dort drüben nach ihrer Ankunft bei der Polizei melden. Das hat sie nie getan. Tatsächlich gab es keinerlei Hinweis darauf, dass sie überhaupt in Kalifornien angekommen ist, und es gab auch keine Meldung über ihren Tod. Andrew ist sofort ins Rathaus gegangen, und sie haben das Todesregister für die Wochen um das Datum, das Dr. Crippen genannt hat, durchgesehen. Es gab niemanden, auf den ihre Beschreibung hätte zutreffen können, weder in den Leichenhallen noch bei den Bestattern. Nichts, was darauf hingedeutet hätte, dass sie überhaupt je da gewesen, geschweige denn, dort gestorben ist.«
    »Wir wussten auch den Namen der Verwandten nicht, um die Cora sich angeblich hatte kümmern wollen«, sagte Louise.
    »Sie hat uns ja nicht mal gesagt, dass sie wegfahren würde«, sagte Margaret. »Dabei sind wir ihre besten Freundinnen.«
    »Ich bin ihre ganz
besonders
beste Freundin«, sagte Louise.
    Inspector Dew lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, strich sich nachdenklich den Bart und überdachte die Geschichte. »Diese Crippens«, sagte er endlich, »was für eine Art Paar ist das? Kennen Sie sie gut?«
    »Oh, sehr gut«, sagte Margaret Nash. »Cora gehört zu unserer Music Hall Ladies’ Guild. Sie ist eine bekannte Sängerin und wäre ein Star geworden, wissen Sie.« Und dann fügte sie mit dramatischer Stimme noch hinzu: »Bevor er sie umgebracht hat!«
    »Und Dr. Crippen? Wie ist der?«
    »Er ist ein eher ruhiger Mann«, sagte Louise. »Er arbeitet als Zahnarzt und den Rest der Zeit in einer Apotheke. Manchmal sollte man glauben, er kann kein Wässerchen trüben, aber hinter seinen Augen lauert das Böse, Inspector. Ich kann es spüren.«
    Dew lächelte. Er war Leute gewohnt, deren Fantasie mit ihnen durchging und die jedes ungelöste Verbrechen in den Straßen Londons denen zuschrieben, die sie für schlecht hielten. »Haben die beiden sich vertragen?«, fragte er. »Waren sie glücklich?«
    »Nicht ganz«, sagte Louise, »obwohl Cora doch wirklich die liebste, zartfühlendste Frau der Welt war. Nur ein Ungeheuer konnte mit ihr nicht auskommen. Hawley Crippen war ein Glückspilz, wenn Sie mich fragen.«
    Er nickte und machte sich ein paar Notizen. Im Grunde glaubte er nicht, dass an der Geschichte etwas dran war, aber vielleicht sollte er, falls er dazu die Zeit fand, den Doktor einmal besuchen. »Könnten Sie mir die Adresse der Crippens geben?«, fragte er.
    » 39  Hilldrop Crescent, in Camden«, sagte Louise.
    Er schrieb das auf, erhob sich und schob die beiden zur Tür. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde der Sache auf den Grund gehen«, sagte er. »Ich bin sicher, es wird sich alles klären.«
    »Das hoffen wir natürlich«, sagte Margaret Nash, die die Dramatik der Geschichte sehr genoss. »Ich fände es entsetzlich, annehmen zu müssen, dass so einer lieben Frau etwas Schlimmes zugestoßen ist.«
    »Sie werden uns doch auf dem Laufenden halten,

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