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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Clodius das Gift. Dann entsetzte er mich mit dem Befehl, Dir das Gift selbst beizubringen! Er hatte erfahren, daß Du zum Abendessen im Haus von Mamercus Capito erwartet wurdest, und hatte sich ebenfalls eine Einladung besorgt. Ich sollte seinen Platz einnehmen, mit der Entschuldigung, daß er nicht am selben Tisch wie sein Todfeind speisen könne.
    Ich protestierte, und er wurde wütend. Dann flehte er mich förmlich auf Knien an, die Tat zu begehen. Er sagte, all seine Pläne würden davon abhängen, sich Pompeius' Wohlwollen für kurze Zeit weiter zu sichern, und wenn ich ihm diesen Gefallen täte, würde er auf ewig in meiner Schuld stehen und mich neben sich zum zweitmächtigsten Mann Roms machen. Zu guter Letzt willigte ich ein. Keiner hätte erleichterter sein können als ich selbst, als der Anschlag mißlang.
    »Das war mein Verdienst«, sagte Hermes zu Julia. »Ich habe sein Leben gerettet.«
    »Das habe ich nicht vergessen, Hermes«, sagte ich.
    »Vielleicht kaufe ich ein Flagrum ohne Bronzedornen.«
    Nachdem sich die Runde nach dem Tod Capitos auflöste, fuhr ich zu lesen fort, mit dem ich, wie ich vor allen Göttern beschwören kann, nichts zu tun habe, rief ich meine Sklaven und ging. Davon ausgehend, daß ich Dich ermordet hatte, konnte ich Clodius' Gegenwart nicht ertragen und floh statt dessen zu meiner Verwandten Clodia im Haus von Metellus Celer.
    Den nächsten Tag verbrachte ich, von Schuldbewußtsein zerrissen, in den Tempeln und auf dem Forum. Du kannst Dir meine Erleichterung nicht vorstellen, als ich Dich überaus lebendig mit Cicero und Lucullus vor der Curia konferieren sah.
    Ich beschloß, von nun an nichts mehr mit Clodius zu tun haben zu wollen, und begab mich zu seinem Haus, um ihm dies mitzuteilen. Daß der Versuch fehlgeschlagen war, verdroß ihn, aber er sagte nur, daß wir es eben noch einmal probieren müßten. Er war viel zu beschäftigt mit dem für diesen Abend angesetzten Treffen, als sich um Dich zu kümmern. Ich teilte ihm mit, daß ich mit seinen Machenschaften in Zukunft nichts mehr zu tun haben wolle, aber er wischte meine Bedenken beiseite und meinte, ich würde solche kindischen Skrupel zu überwinden lernen, wenn ich erst Erfahrung in der römischen Politik gesammelt hätte. Schließlich ließ ich mich umstimmen, erklärte aber, keine ungesetzlichen Aufträge mehr annehmen zu wollen.
    Clodius lachte, nannte mich seinen Freund und erklärte mir, daß die geplanten Aktivitäten für diesen Abend dem Wesen nach eher ein Scherz wären. Ich sollte das purpurne Gewand und das Kleid einer weiteren Frau zu Pompeius' Lager bringen. Der General und Faustus Sulla würden diese anlegen und nach Sonnenuntergang mit mir in die Stadt zurückkehren. Ich sollte dem Wärter am Tor erklären, daß es sich um zwei Damen von einem Landgut handelte, die zu den Riten der Guten Göttin in die Stadt kämen. Mit meinen patrizischen Insignien würde ich auf keinerlei Widerstand stoßen.
    Ich tat, wie mir geheißen, obwohl es ein wahrhaft bizarrer Auftrag war. Auf dem Forum gesellte sich Clodius, ebenfalls in Frauenkleidern, zu uns sowie zwei weitere, ähnlich gewandete Herren. Sie mischten sich unter die Menge der hochgeborenen Damen, die das Haus des Pontifex maximus betraten.
    Ich trieb mich noch ein paar Stunden auf dem Forum herum, bis ich plötzlich aus dem Haus einen großen Aufruhr vernahm.
    Clodius kam fast völlig nackt aus dem Haus gerannt, verfolgt von einer Meute wie Furien kreischender Frauen. Ich warf ihm meine Toga über die Schultern, und wir verschwanden in einer Gasse und rannten zurück zu seinem Haus. Den ganzen Weg lachte Clodius wie ein Verrückter, und Tränen rollten über seine Wangen.
    Im Haus verlangte er Wein und begann heftig zu trinken, ohne den Wein zu verdünnen. Bald war er so betrunken und prahlte so laut herum, daß ich das Personal entließ, damit sie nicht mithörten, was er sagte. Er meinte, jetzt würden alle seine ehrgeizigen Träume in Erfüllung gehen, und ich bat ihn um eine Erklärung, da ich immer noch glaubte, daß es sich bei den Aktivitäten jenes Abends nur um einen Streich handelte.
    Er sagte, die drei Männer, die in Bälde Rom regieren würden, hätten sich in Caesars Haus getroffen und sich auf den zukünftigen Kurs des Imperiums geeinigt, und daß er, Clodius, dieses Treffen arrangiert hätte. Die beiden Mächtigsten, Pompeius und Crassus, könnten allein nie zusammenarbeiten, und ihre Rivalität würde das Reich in einen Bürgerkrieg reißen.

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