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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Clodius meinte, daß Caesar bedeutender sei als die beiden anderen, und hatte ihn zu diesem Treffen gedrängt, damit die Feindseligkeiten zum Nutzen aller Beteiligten ausgeräumt werden könnten.
    Das kam mir völlig wirklichkeitsfremd vor, und ich fragte ihn, was er damit meine. Er erwiderte, daß er, Clodius, erkannt habe, daß Crassus und Pompeius zu phantasielos wären, ihre Meinungsverschiedenheiten anders als durch einen Krieg zu lösen; daß Caesar zwar brillant und ein Genie sei, aber zu faul, eine Versöhnung zu initiieren, und daß alle drei sich zu sehr durch Traditionen gebunden fühlten, um das zu tun, was Sulla getan hätte, nämlich die Verfassung zu ignorieren.
    Bei dem Treffen in Caesars Haus, sagte Clodius, habe der Pontifex maximus alle durch einen feierlichen Eid verpflichtet, sich an die Bestimmungen ihrer Übereinkunft zu halten.
    Folgende Vereinbarungen seien getroffen worden: »Jetzt kommen wir zum Kern der Sache«, bemerkte ich.
    »Hör auf, Kommentare abzugeben, und lies weiter!« sagte Julia in einem Zustand beträchtlicher Erregung, den ich amüsiert zur Kenntnis nahm.
    Zunächst sollten die beiden anderen in Caesars Abwesenheit, der zur Ausübung seines Propraetorats in Spanien weilen und nicht in Rom sein würde, um zwischen den beiden zu vermitteln, als freundliche Kollegen auftreten. Nach seiner Rückkehr sollte diese Drei-Mann-Koalition ihre eigentliche Arbeit beginnen, um die weiteren Ambitionen der drei zu fördern. Als Pfand seiner Unterstützung würde Crassus eine Sicherheit für Caesars Schulden hinterlegen, damit jener Rom verlassen und sein Amt antreten könne. Pompeius verlangte, offenbar in Erfüllung einer früheren, weniger formellen Übereinkunft, daß sich die beiden anderen während seines Triumphes an prominenter Stelle zeigen sollten, damit jedermann sähe, daß er ihre volle Unterstützung genieße.
    Caesar sollte nach seiner Rückkehr aus Spanien mit einem Konsulat geehrt und einer Sonderbelohnung als Statthalter von ganz Gallien bedacht werden. Alle würden darauf hinarbeiten, daß Crassus. den ersehnten Krieg mit Parthia führen könne, während Pompeius jeden gewünschten Statthalterposten mit Ausnahme von Gallien und Parthia antreten dürfe.
    Da all diese Projekte ihre längere Abwesenheit von Rom erforderlich machen würden, sollte Clodius ihr Repräsentant in der Stadt werden. Sie würden sein Bemühen, in den plebejischen Stand überzuwechseln, fördern und anschließend seine Kampagne für das Tribunal unterstützen. Als Tribun könne er zur Förderung seiner eigenen Ambitionen die entsprechenden Gesetze einbringen. Als Führer des Volkes würde er die Stadt de facto wie ein ungekrönter König regieren, während die anderen ihn vor Gegenmaßnahmen des Senats schützen würden.
    Pompeius, der sich für den größten hielt, habe darauf bestanden, Faustus Sulla als Kollege von Clodius einzusetzen, um die Sicherstellung seiner Interessen zu gewährleisten. Clodius stimmte widerwillig zu. Nachdem diese Vereinbarungen getroffen waren, löste sich die Runde auf.
    Beim Verlassen des Gebäudes schlich sich Clodius ins Haupthaus, um die Mysterien zu belauschen, obwohl Pompeius versuchte, ihn zurückzuhalten. Als er entdeckt wurde, verließen die anderen inmitten des folgenden Aufruhrs das Haus.
    Clodius berichtete all das bestens gelaunt, offenbar in der Annahme, daß ich seine Gerissenheit bewundern würde.
    Entsetzt fragte ich ihn: Was ist mit der Verfassung? Was ist mit dem Senat? Er sagte verächtlich, der Senat sei ein Haufen altmodischer Hinterbänkler, und die Verfassung besage das, was der mächtigste Mann dazu erklären würde.
    Nachdem ich begriffen hatte, daß ich an einer Verschwörung zum Sturz der Republik beteiligt war, floh ich aus Clodius' Haus. In einer kleinen Taverne fand ich Unterschlupf, wobei ich ständig fürchte, daß Clodius, wenn er wieder nüchtern ist, begreifen wird, daß er mir viel zuviel erzählt hat und mich suchen lassen wird. Alle seine Männer kennen mich, und bis zum Einbruch der Dunkelheit wage ich nichts zu unternehmen.
    Ich habe diesen Brief geschrieben und werde ihn an der Tür Deines Hauses anbringen. Dann werde ich aus Rom fliehen und nie zurückkehren. Jetzt ist es dunkel, und ich werde meine Kammer verlassen, sobald ich den Briefbehälter versiegelt habe.
    Unternehme mit diesem Wissen, was Du für richtig hältst. Der Senat muß handeln. Lang lebe Rom.
    »Der arme Junge«, sagte Julia, als ich zu Ende gelesen

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