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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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stürzen.
    »Verzeihung, Herr«, sagte Hermes, »aber glaubst du ernsthaft, so lange zu leben?«

XIII
    Die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit verstrich unendlich langsam. Etliche Male ging ich aufs Dach und robbte bis zur Brüstung, um einen Blick zu riskieren. Die menschenleeren Straßen vor meiner Tür machten es leicht, lauernde Schatten zu entdecken. Mindestens zwei waren jedesmal sichtbar: Männer in langen, braunen etruskischen Roben mit spitzen Bärten.
    »Sie sind noch immer draußen«, verkündete ich nach meinem letzten Erkundungsgang. »Aber die Leute kommen jetzt nach und nach von den Festivitäten heim. Bald werden die Straßen düster und überfüllt sein, dann kann ich etwas unternehmen.
    Hermes, ich möchte, daß du zu Milos Haus gehst.«
    »Durch diese Straßen?« kreischte er.
    »Natürlich nicht. Welcher römische Junge braucht schon Straßen, wenn es intakte Dächer gibt? Wenn du deine Route sorgfältig wählst, kannst du von hier bis zu Milos Haus gelangen, ohne deinen Fuß auf die Erde zu setzen. Es gibt keine drei Straßen in Rom, die so breit wären, daß man sie nicht mit einem Satz überspringen kann. Ich möchte, daß du Milo sagst, daß ich kräftige Leibwächter brauche, die mich durch die Stadt und die Dame Julia nach Hause eskortieren. Es handelt sich um eine überaus ernste Angelegenheit, bewaffnete Mörder sind hinter uns her. Und jetzt ab mit dir.« Blaß stieg er die Treppe hinauf, um meiner Bitte nachzukommen. Für einen miesen Leichenfledderer von einem Sklaven war er eigentlich ein ganz vielversprechender Bursche.
    Julia saß kopfschüttelnd da, ein Bild tiefer Niedergeschlagenheit. Es machte mich traurig, sie so zu sehen, aber meine Pflicht gegenüber Senat und Volk wogen mehr als ihre Loyalität gegenüber ihrem Onkel.
    »Nun sei doch nicht so verzweifelt, Julia«, sagte ich. »Wie ich Gaius Julius kenne, wird er sich da schon irgendwie rauswinden, wie immer. Es ist Pompeius' Fell, das ich an die Pforte der Curia nageln will.«
    »Und was ist mit Crassus?« fragte sie tonlos.
    »Er wird sich seine Geschworenen kaufen. Du darfst nicht vergessen, daß sie bisher noch nichts Gravierendes getan haben.
    Die Gesetze wegen Verschwörung sind Gummiparagraphen.
    Nur Cicero wäre in der Lage, eine wirklich hieb- und stichfeste Anklage gegen sie zu erheben, und das wird er nicht wagen, da ihm wegen seiner Behandlung der Catilina-Verschwörer das Exil droht.
    Nein, was Caesar und Crassus angeht, kann ich bestenfalls hoffen, sie in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen. Die Vorstellung, daß sie sich in Frauenkleidern getroffen haben, wird die Fantasie der Menschen reizen wie nichts zuvor in der Geschichte. Die Komödienschreiber werden diese Szene auf Jahre hinaus auf sämtliche italischen Bühnen bringen. Aber Pompeius hat versucht, mich vergiften zu lassen, und ihn will ich zur Strecke bringen.«
    »Von seiner Verschwörung gegen den Staat ganz zu schweigen«, sagte sie trocken.
    Ich zuckte die Schultern. »Er hat keine Chance. Aus irgendeinem Grund hat er die Gelegenheit, sich mit Waffengewalt zum f Diktator zu machen, verstreichen lassen, was er vor weniger als einem Jahr noch mit Leichtigkeit hätte tun können. Jetzt will er in der großen Politik mitspielen, und ich muß Cicero recht geben: Er ist politisch zu dumm und unerfahren, um auf diese Art etwas zu erreichen. Wenn er die Geschichte überhaupt überlebt, dann nur mit Caesars Erfahrung und Crassus' Reichtum. Ohne seine Armee bringt er ja nicht einmal einen einzigen kleinen Mordanschlag zuwege.«
    »Und worauf führst du dein außergewöhnliches Glück zurück?« fragte sie. »Verschwörer machen sich ungern selbst die Hände schmutzig, sondern vertrauen die Drecksarbeit meist ihren Untergebenen an. Unwürdige oder unfähige Untergebene können praktisch jede Verschwörung ruinieren. Pompeius wollte mich aus dem Weg haben, weil er wußte, daß ich der einzige Mann in Rom bin, der die Machenschaften ihrer Dreierbande enthüllen könnte. Er wollte den Anschein eines natürlichen Todes erwecken, also entschied er sich für Gift. Er betraute Clodius mit dem Job, doch da ein Giftmord in puncto Ruchlosigkeit gleich hinter Brandstiftung rangiert, gab der den Auftrag an Nero weiter. Und weil das kein Job für einen Amateur war, hat Nero ihn vermasselt.
    Als Clodius nach seinem Frevel wieder zu Sinnen kam, wußte er, daß Nero versuchen würde, mich zu warnen, also schickte er seine etruskischen Killer los, mein Haus im Auge zu

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