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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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schrecklicher Gefahr!«
    »Das weiß ich«, sagte ich. »Aber wie hast du das so schnell herausgefunden?«
    »So schnell? Aber ich habe es erst gestern abend erfahren.«
    »Das ist etwas zu verwirrend für mich«, sagte ich. »Nur einen Moment. Ich muß mit meinem Sklaven sprechen.«
    »Nein, du mußt mit mir sprechen!« Sie ergriff meine Arme und riß mich mit erstaunlicher Kraft herum. »Decius, gestern abend hat Clodius meinen Onkel besucht. Er will dich umbringen. Er hat getobt wie ein Verrückter!«
    »Natürlich«, sagte ich. »Er ist ein Verrückter. Was hat Gaius Julius dazu gesagt?«
    »Er war schrecklich wütend. Er sagte, daß man dich auf gar keinen Fall umbringen dürfe, aber Clodius wollte nicht auf ihn hören. Mein Onkel sagte:>Wenn ich erfahre, daß das Blut von Decius Metellus an deinen Händen klebt, werde ich vor dem ganzen römischen Volk feierlich den Fluch des Jupiter Optimus Maximus über dich aussprechen.<«
    Das war eine ernste Drohung. Es würde bedeuten, daß es keinem römischen Bürger irgendwo auf der Welt erlaubt wäre, auch nur ein Wort an ihn zu richten, geschweige denn, ihm zu helfen. Kein verbündeter König durfte ihn aufnehmen. Er würde ein heimatloser Wanderer unter den Barbaren werden. »Und was hat Clodius geantwortet?«
    »Er hat gelacht. Er sagte: Jupiter braucht sich nicht zu bemühen. Charun wird ihn holen.    Mir war, als sei ich in das Kaltwasserbecken der Bäder gefallen. »Er meint, daß er seine etruskischen Priester auf mich angesetzt hat.«
    »Ich wünschte, ich hätte länger zuhören können, aber ich war auf Zehenspitzen aus meiner Kammer herangeschlichen, als ich das Gebrüll hörte, und hätte jeden Moment entdeckt werden können. Ich konnte das Haus nicht verlassen, bis mein Onkel zum Theater aufgebrochen war, und es gab keine Möglichkeit, dir vorher eine Nachricht zukommen zu lassen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll«, sagte ich mit surrendem Kopf. »Aber du darfst auf keinen Fall mit mir gesehen werden. Schon der Besuch in meinem Haus ist ein unverantwortliches Risiko.« Weitere Befürchtungen überkamen mich. »Sie könnten schon draußen lauern. In den verlassenen Straßen gibt es kein Versteck. Du mußt bis zum Einbruch der Dunkelheit hierbleiben.«
    »Würden sie es denn wagen, mich anzugreifen?« fragte sie, ganz patrizische Hoheit.
    »Normalerweise nicht«, erwiderte ich. »Clodius fürchtet Gaius Julius. Aber seine geistige Verwirrung hat inzwischen ein solches Stadium erreicht, daß ihm alles zuzutrauen ist. Und diese Etrusker sind Fanatiker. Nur Pompeius kann sie zurückrufen, und das wird er nicht tun. Nicht nach dem Theater heute morgen.«
    »Was?«
    Sie war nicht die einzige mit Fragen. Ich fragte mich gerade, warum Gaius Julius so entschlossen war, mein Leben zu erhalten. Es war erleichternd zu wissen, daß es jemanden gab, der nicht auf mein Blut aus war, aber in Caesars Fall fiel mir kein guter Grund ein, warum. Zweifelsohne würde sich das klären, wenn dringendere Angelegenheiten geregelt waren.
    »Oh, ich habe heute morgen eine kleine Szene gemacht. Als wir uns Die Trojerinnen ansahen, hatte ich eine große Erleuchtung.«
    »Eine Vision von Apollo!« rief sie und klatschte in die Hände.
    »Aber natürlich! Euripides ist der überragendste aller Dramatiker, und Die Trojerinnen ist sein inspiriertestes Werk.
    Ich liebe Euripides.«
    »Tatsächlich?« sagte ich. Frauen sind schwer zu begreifen.
    »Wie dem auch sei, mir wurde plötzlich ein kurzer Blick auf die Bedeutung diverser Anomalien zuteil. Es war der Anblick all dieser in Frauenkleider gewandeten Griechen, während Pompeius in Triumphator-Robe wie ein aufgeblasener Ochsenfrosch dasaß. Und weißt du, was mein erster Gedanke war? Ich weiß nicht einmal warum, aber ich dachte:>Milo wird froh sein.<«
    »Du redest völlig wirr«, sagte sie mit erstaunlicher Beherrschung.
    »Am Anfang kam es mir auch völlig wirr vor. So ist das bei göttlichen Eingebungen. Weißt du, mein Freund Milo möchte Fausta heiraten. Er war überhaupt nicht begeistert, als er hörte, daß du sie an jenem Abend dort gesehen hast, wo sie doch kein Recht hat, an den Mysterien teilzunehmen, sich aber auch nicht euch unverheirateten Frauen angeschlossen hat. Er deutete an, daß er mehr als unglücklich darüber wäre, wenn ich sie eines Vergehens verdächtigen würde, und Milo ist kein Mann, mit dem ich mich überwerfen möchte. Du kannst dir also meine

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