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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Erleichterung vorstellen, als ich begriff, daß sie an jenem Abend gar nicht dort war!«
    »Aber ich habe sie gesehen«, sagte Julia kühl. »Hältst du mich für eine Lügnerin oder für eine Idiotin?«
    »Nein, nein, nichts dergleichen«, sagte ich lachend und kopfschüttelnd. Ich muß wahrhaft bescheuert ausgesehen und geklungen haben. »Verstehst du nicht, du hast nicht Fausta erkannt, sondern ihren Zwillingsbruder Faustus, verkleidet als Frau!«
    Zu meiner Befriedigung fiel ihr der Unterkiefer runter. »Als Frau verkleidet? Wie Clodius?«
    »Ja, wie Clodius. Und Pompeius und dein Onkel Gaius Julius.
    Ich vermute, Crassus war auch da. Pompeius trug das Gewand der Kräuterfrau, ein purpurnes Kleid. Er trägt so gerne Purpur.«
    »Aber Onkel Gaius? Bist du sicher?«
    »Er sollte die Nacht im Haus von Metellus Celer verbringen, aber er ging statt dessen aus, angeblich um auf dem Quirinal die Omen zu lesen. Ich habe beim Tempel des Quirinus nachgesehen und festgestellt, daß er an jenem Abend nicht durch das collinische Tor gegangen ist. Ich denke, daß auch er sich Frauenkleider anlegte und sich zu seinem eigenen Haus begeben hat. Und wenn Caesar, Pompeius, Clodius und Faustus dort waren, ist Crassus höchstwahrscheinlich auch in die Sache verwickelt.«
    »O je«, sagte sie matt. »Aber warum? Warum sollten sie sich unter so bizarren Umständen treffen?«
    »Das habe ich vor, in Bälde herauszufinden«, sagte ich.
    »Komm mit. Wir wollen ein paar Worte mit meinem Sklaven Hermes wechseln.«
    »Deinem Sklaven?« sagte sie, als sie mir zum hinteren Teil des Hauses folgte. Cato blieb uns dicht auf den Fersen.
    »Genau!« Ich riß die Tür zu seiner Kammer auf, der Junge wich mit aschfahlem Gesicht an die Wand zurück. »Wo sind sie, du diebisches kleines Schwein?« brüllte ich.
    »Was meinst du, Herr? Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Zumindest hatte er den Anstand, so schuldig auszusehen wie Mars in Vulkans Netz. »Ich meine die Sachen, die du der Leiche von Appius Claudius Nero gestohlen hast, du widerwärtige Kreatur!« Ich schlug ihm zweimal ins Gesicht, eine Vorhand, eine Rückhand.
    »Unter meinem Bett!« schrie er, laut losheulend.
    Ich warf seine Pritsche zurück und brachte ein Versteck mit Ringen, Armbändern und Münzen in einer in den Boden gegrabenen Mulde ans Licht. Inmitten der glitzernden Beute lag ein schlichter Bronzezylinder, etwa von der Länge meiner Hand und der Dicke meines Daumens.
    »Du konntest nicht widerstehen, was?« sagte ich. »Du bist in jener Nacht noch einmal nach draußen gegangen und hast die Leiche gefleddert. Das ist ziemlich erbärmlich, Hermes, eine Leiche auszurauben!«
    »Natürlich ist es erbärmlich!« brüllte er. »Ich bin ein Sklave!
    Was erwartest du von mir! Ihr Adeligen könnt euch gegenseitig auf offener Straße umbringen, und ein Praetor schickt euch für ein oder zwei Jahre in die Verbannung. Wir werden ans Kreuz genagelt! Ich konnte ihn mit all seinem Gold doch nicht einfach so daliegen lassen. Außerdem habe ich hinterher Merkur geopfert, und er ist der Gott der Diebe.«
    »Welch bewundernswerte Frömmigkeit. Nun, vielleicht hast du die Sache mit deinen Göttern geklärt, mit mir jedenfalls nicht. Du hast einen Fehler gemacht, Hermes. Du bist mit deiner schändlich erworbenen Beute hierher zurückgekehrt und mußtest dich daran ergötzen, stimmt's? Es war noch dunkel, aber du konntest der Versuchung nicht widerstehen, die Qualität deines Goldes zu überprüfen.« Ich hielt ihm den Giftring unter die Nase. Auf der Kapsel waren Bißspuren zu erkennen.
    »Du wußtest nicht, daß dies ein Giftring ist, und hast hineingebissen. Du hast nicht das ganze Gift herausgesaugt, aber genug, um am nächsten Tag heftige Bauchschmerzen zu haben.«
    »So hat der arme Nero auf seine Art doch noch Rache genommen«, sagte er, in Erinnerung an die Krämpfe zusammenzuckend.
    »Er verdient weit mehr der Rache!« rief ich. »Cato, bring mir die Peitsche!«
    »Du besitzt keine Peitsche, Herr«, sagte Cato. Ich drehte mich zu ihm um.
    »Und ob ich eine besitze. Ein großes, übel aussehendes Flagrum mit bronzenen Dornen an den Riemen. Mein Vater hat es mir geschenkt, als ich mein eigenes Haus eingerichtet habe.
    Wo ist es?«
    »Du hast es vor Jahren beim Würfelspiel verloren«, sagte Cato.
    Seine Frau Cassandra tauchte im Türrahmen auf. »Werdet ihr wohl aufhören zu schreien? Was sollen denn die Nachbarn denken? Ich versuche gerade, ein Abendessen zu bereiten, und niemand wird in

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