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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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überstanden wie ich, und die Ernsthaftigkeit, mit der ein Mann sein politisches Amt betreibt, läßt sich an der Zahl und Gewaltbereitschaft seiner Feinde ablesen.
    Ich erreichte Capitos Haus, als seine morgendlichen Besucher gerade im Aufbruch begriffen waren und Capito selbst sich auf den Weg zu einem jährlichen Opferritual machte, das die Aemilier zum Andenken an irgendeinen Sieg zelebrierten. Ich kannte ihn nur flüchtig, aber er begrüßte mich gastfreundlich und behauptete, er sei froh, mich wiederzusehen. Ich deutete an, daß mich ein politisches Anliegen zu ihm geführt habe, und er lud mich für den Abend zu einem Essen in seinem Haus ein.
    Die Dinge entwickelten sich prächtig, und ich hatte jetzt den ganzen Tag für mich. Zum Forum war es nur ein kurzer Fußweg. Ich lungerte eine Weile dort herum und genoß die Sonne und die Aufmerksamkeit einiger Publicani. Die meisten von ihnen waren Bauunternehmer, aber auch ein faszinierender Geselle war unter ihnen; er hatte eine echte Novität zu verkaufen: einen neuentwickelten Schild für die Legionen.
    »Er ist viel besser als das alte Scutum«, erklärte er mir ernsthaft. »Genauso dick und sicher, aber unten und oben gerade abgeschnitten.«
    »Es ist schwer, Soldaten von einer Neuerung zu überzeugen«, sagte ich. »Worin besteht denn der Vorteil?«
    »Wir haben eine Reihe dieser neuen Schilde in den campanischen Ludi getestet, und die Gladiatoren sagen, daß die neue Form zum Kämpfen viel geeigneter ist als die alte, ovale.
    Der neue Schild ist leichter und erlaubt dem Kämpfenden eine bessere Sicht.«
    »Gladiatoren brauchen sich um Wurfspeere oder Pfeile auch nicht viel Sorgen zu machen«, sagte ich skeptisch. »Krieg besteht ja nicht nur aus Nahkampf.«
    »Unsinn, mein Herr«, widersprach er mir. »Ein Kämpfender wird den Schild immer knapp unterhalb Augenhöhe halten. Mit der neuen Form bietet der Körper noch weniger Angriffsfläche.«
    »Aber wenn man einen Schild mit gerader Unterkante baut«, entgegnete ich, »werden wachhabende Soldaten ihn einfach auf die Erde stellen, sich dagegenlehnen und einschlafen. Jeder Offizier weiß das.« Er tat einen tiefen Seufzer der Verzweiflung. »Dafür haben die Centurionen ja Stöcke, mit denen sie ihre Soldaten schlagen können. Und welche Legion braucht schon mehr als eine exemplarische Enthauptung pro Jahr, um zu begreifen, daß man in Feindesnähe nicht einschläft? Mehr braucht es nicht, die Jungs auf Zack zu halten. Nun, mein Herr, wenn du vielleicht ein gutes Wort für mich bei deinem Vater einlegen kannst, wäre ich bereit, dem Staat einen sehr vernünftigen Preis zu machen.
    Meine Werkstätten könnten eine ganze Legion pro Jahr ausstatten, inklusive einer billigeren Version für die Hilfstruppen.«
    »Ich werde ihn darauf ansprechen«, sagte ich, »aber ich glaube, du wirst wenig Glück haben. Er hält die marianischen Reformen noch für einen Skandal. Wieviel pro Schild?«
    »Fünfundfünfzig Denar für das Legionärs-Modell, dreißig für die Hilfstruppen-Version.«
    »Das hört sich aber ziemlich unverschämt an«, sagte ich.
    »Wir reden hier nicht von minderwertigem Material, mein Herr. Wir reden von erstklassigem Sperrholz aus abgelagertem Limonenbaum und ägyptischem Klebstoff, die Rückseite aus edelstem Filz und die Vorderseite aus ungegerbtem Leder; und zwar nicht irgendwelchem Leder, sondern abgehangenem Bullenleder, fast weiß gegerbt, um jede Farbe oder Färbung aufzunehmen, die die Legion auftragen will. Die Metallarbeiten sind von höchster Handwerkskunst: Buckel, Nieten, Griffe und eine Einfassung aus Bronze. Du willst doch nicht bestreiten, daß das fünfundfünfzig Denar wert ist.«
    »Ich will mit dir nicht über die Feinheiten deines Gewerbes diskutieren«, sagte ich. »Wie unterscheidet sich die Version für die Hilfstruppen?«
    »Sie ist identisch bis auf die Beschichtung aus schlichtem, braunem Kuhleder und die Umrandung, die nicht aus Bronze, sondern aus vernähtem Rohleder ist. Ganz unter uns, es ist als Schild genauso gut, aber wir wissen doch beide, daß die Legionen den Aufstand proben würden, wenn die Hilfstruppen dieselbe Ausstattung wie sie bekämen.«
    »Das ist allerdings wahr«, stimmte ich ihm zu.
    »Ich mach' dir einen Vorschlag: Ich geh' mit dem Preis noch zwanzig Denar runter, wenn ich im Tausch die alten Schilde bekomme. Die kann ich dann den Ägyptern verkaufen. Aber ich möchte mir das Recht vorbehalten, die Inzahlungnahme der Schilde abzulehnen, die zum

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