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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Weiterverkauf zu zerkratzt sind.«
    Ich versprach ihm, mein möglichstes zu tun, und er versicherte mir, er würde sich nicht nur dankbar, sondern auch großzügig erweisen. Den Legionen gefiel, wie sich herausstellte, die neue Form recht gut, aber sie kauften deswegen keine neuen Schilde. Sie schnitten die alten einfach oben und unten ab. Unter den Offizieren gab es nur wenig Dummköpfe.
    Nach dieser Begegnung kaufte ich an einem der Stände ein leichtes Mittagessen, bestehend aus Wurst, gebratenen Zwiebeln und gehackten Oliven, kräftig gewürzt mit Garum, das Ganze in einem ungesäuerten Fladenbrot. Ich spülte mein Mahl gerade mit einem Becher gewässerten Weins hinunter, als ich über den Rand etwas entdeckte, was mich innehalten ließ.
    Ein paar Stände weiter kam jemand aus einer der Wahrsagerinnen-Kabinen. Es war ein sehr junger Mann, gerade alt genug, sich zu rasieren und eine Toga zu tragen. Er kam mir seltsam bekannt vor, aber ich konnte ihn nirgends unterbringen.
    Er sah sich schuldbewußt nach allen Seiten um, als er die Bude verließ. Er trug die roten Sandalen mit dem elfenbeinernen Halbmond am Fußgelenk, wie nur Patrizier sie tragen durften.
    Dies und der vage vertraute Anblick seiner Erscheinung halfen mir schließlich, ihn doch noch zu identifizieren: Er war einer aus der kleinen Gruppe, die sich heute morgen um Clodius gedrängt hatte. Es war der junge Mann, der sich mit der Bemerkung, er könne sich nicht vorstellen, daß eine Gruppe hochgeborener Frauen etwas Verwerfliches oder Schlechtes anstellen könne, als überaus unerfahren entlarvt hatte. Diese gute Gelegenheit durfte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen, also ging ich zu ihm hinüber, wobei ich darauf achtete, mich ihm von hinten zu nähern.
    »Guten Tag!« sagte ich laut, was ihn fast aus seiner Toga warf, als er mit aschfahlem Gesicht herumfuhr. Er warf einen gehetzten Blick auf die Kabine der Hexe, offensichtlich entsetzt, ich könnte ihn bei ihrem Verlassen beobachtet haben. Ich klopfte ihm auf die Schulter, um anzudeuten, daß ich keinerlei Verdacht hegte. »Ich habe dich heute morgen in Geiers Haus gesehen, aber wir wurden nicht vorgestellt.«
    Er winkte erleichtert. »Ich bin Appius Claudius Nero«, sagte er, »und ich weiß, daß du der Senator Metellus bist.«
    Ich ergriff seine Hand. »Ich freue mich immer, einen frischgebackenen Bürger zu treffen. Du mußt die Toga der Männer angelegt haben, als ich in Gallien war. Bist du der Sohn von Appius Claudius, dem Legaten des Lucullus im Orient?«
    »Nein, ich bin sein Cousin. Sein Vater und mein Großvater waren Brüder.« Das bedeutete, der Lauser war ein Cousin zweiten Grades von Clodius und Clodia. Jener hatte seinen Namen von Claudius zu Clodius geändert, als er beschlossen hatte, Plebejer zu werden, und seine Schwester hatte es ihm gleichgetan.
    »Freut mich zu sehen, daß unsere uralten, patrizischen Familien noch immer kräftige, junge Männer hervorbringen«, sagte ich und strahlte ihn an. Ein Claudier mehr war, soweit es mich betraf, eine Ratte mehr, aber ich wollte ihm zumindest die Gunst des Zweifels gönnen. Etwa einmal alle hundert Jahre brachten die Claudier einen guten Mann hervor. Der ältere Appius etwa war ein ganz anständiger Vertreter. Die Tatsache, daß dieser junge Mann sich mit Clodius herumtrieb, sprach allerdings definitiv nicht für ihn. »Danke«, sagte er. »Ich... ich möchte nicht unhöflich sein, mein Herr, aber ich habe ein - eine Verabredung und muß mich beeilen«, stotterte er nervös. »Ich muß los.«
    »Aber unbedingt«, sagte ich. »Ich will dich nicht aufhalten.
    Du mußt mich bald einmal besuchen. Ich würde mich freuen, dich besser kennenzulernen.« Ich ergriff mit beiden Händen seine Hand und bemerkte, daß sie zitterte. Dann entdeckte ich etwas absolut Seltsames: Am Zeigefinger trug er einen großen, knollenförmigen Gift-Ring.
    Ich starrte auf seinen vor Angst steifen Nacken, als er sich entfernte. Warum in aller Welt trug er einen solchen Ring?
    Damals waren Gift-Ringe nicht direkt selten, und die Barbaren glaubten, daß wir damit unsere Feinde vergifteten. Sie vermuteten, daß die Ringe Deckel mit einer Sprungfeder hatten, damit wir die tödliche Dosis Gift verstohlen in den Becher eines Feindes rieseln lassen konnten. In Wirklichkeit handelte es sich um ein Mittel zum schnellen Selbstmord. Die kuppelartige kleine Kammer bestand aus einer geschickt getarnten, nahtlosen Giftkapsel. An das Gift kam man nur heran, wenn man die

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