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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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verlassen, daß er mir keinen Ärger machen oder meine Entscheidungen revidieren würde. Genaugenommen war er einer der Kandidaten, die du noch für mich unter die Lupe nehmen solltest. Gute Arbeit, Decius.«
    »Jederzeit gerne zu Diensten«, versicherte ich ihm.
    »Trotzdem schade um Capito. Der Janitor auch, sagst du?«
    »Mit den gleichen zwei Stößen dahingerafft. Er war noch ans Tor gekettet.«
    »Dann war der Mörder wahrscheinlich ein ehemaliger Legionär. In den Banden wimmelt es nur so von ihnen, und ein Stich in den Hals ist der bevorzugte Todesstoß in der Arena.«
    Diesen Verdacht hatte auch ich bereits gehegt. Ich habe in meinem Leben zahlreiche Gladiatoren kennengelernt, und in dieser getreuen Bruderschaft galt es als Ehrensache, den Besiegten schnell und würdevoll zu töten. Mit einem Schwert ließ sich das am besten mit einem kurzen Stoß in die Jugularvene bewerkstelligen. Es galt überdies als praktisch schmerzfreie Todesart, aber da keiner derjenigen, die einen solchen Stoß empfangen hatten, je hinterher darüber gesprochen hatte, ließ sich das schwer bestätigen.
    »Wahrscheinlich ein eifersüchtiger Ehemann oder ein gedungener Mörder«, verkündete Celer. »Wie meistens. In jüngster Zeit haben politische Angelegenheiten keine mörderischen Ausmaße mehr angenommen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte ich. »Geschäftliche Unstimmigkeiten können auch recht häßlich enden.«
    »Er war Patrizier«, bemerkte Celer. »Die sollten doch gar keine Geschäfte treiben. Nicht, daß sie es deswegen nicht trotzdem täten.«
    Während wir uns unterhielten, versammelte sich der Senat.
    Die curulischen Magistraten stiegen, begleitet von ihren Liktoren, die Stufen hinauf, wobei sie wie alle anderen ein Gähnen unterdrückten. Die Anhänger Pompeius' bildeten ein finsteres, entschlossenes Knäuel, bereit, ein weiteres Mal mit Nachdruck für einen Triumph zu plädie ren. Um uns scharte sich die übliche Horde Meteller, unter ihnen Creticus und Pius, der Pontifex, obwohl er als gebürtiger Scipio nur ein adoptierter Metellus war. Von den prominenten Mitgliedern unserer Familie stand nur Nepos nicht bei uns. Ihn traf man stets in der Fraktion der Pompeianer an. Erstaunlicherweise verwaltete in diesem Jahr kein Meteller eine der Provinzen.
    »Ich habe mit jedem von euch gesprochen«, sagte Celer. »Ihr wißt, wie die Abstimmung ausgehen wird.« Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Neben den großen Metelli gab es dreißig weitere wie mich. Senatoren, die in niederen Ämtern gedient, sich jedoch noch nicht ausgezeichnet hatten.
    »Dann auf eure Plätze«, befahl Celer. Gehorsam wie eine Legion von Veteranen marschierten wir in die Curia.
    Im Innern des Senatsgebäudes war es düster, und der muffige Geruch feuchter Wolle hing über den Bankreihen, da es am Morgen geregnet hatte und auch die edlen Togen naß nicht wohlriechend waren. Beim Bleichen wurde menschliches Urin verwandt.
    So verlief meine erste Senatssitzung nicht so erbaulich, wie ich mir das vielleicht gewünscht hatte. Wenigstens, tröstete ich mich, stand eine wichtige Abstimmung an. Nur der Senat konnte einen Triumph genehmigen, eines der wenigen Vorrechte, die er den Volksversammlungen noch hatte vorenthalten können.
    Der erste Teil des Vormittags war dem Vortrag von Pro und Contra gewidmet. Pompeius' Anhänger leierten beeindruckende Listen seiner Erfolge herunter: dahingemetzelte, versklavte oder unter römische Knute gebrachte Feinde; territoriale Gewinne für das Imperium und heimgebrachte Reichtümer für den Staatsschatz.
    Dann schlug die Stunde der patrizischen Partei, die die Errungenschaften des kleinen Aufsteigers herunterspielte, darüber lamentierte, daß die Meere trotz seines Feldzuges gegen die Piraten so gefährlich waren wie eh und je (was nicht stimmte, aber die Aristokraten klammerten sich an jeden Strohhalm) und Pompeius des Frevels gegen die Götter bezichtigte.
    Dann rief der Vorsitzende Konsul Niger zur Abstimmung.
    Der Princeps erhob sich. Damals war Quintus Hortensius Hortalus Princeps. Er gab seine Stimme nach einer (für seine Verhältnisse) kurzen und unbestreitbar eloquenten Rede für Pompeius ab. Selbst in seinem fortgeschrittenen Alter hatte Hortalus die schönste Stimme auf der ganzen Welt. Danach stand Cicero auf und stimmte genauso. Aus den Reihen der aristokratischen Partei kamen keine Buh-Rufe. Es war allgemein bekannt, daß Cicero Pompeius nicht leiden konnte. Sie haßten ihn wegen der Hinrichtung der

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