Der Frevel des Clodius
catilinaischen Verschwörer und warteten auf eine Chance, ihn deswegen anzuklagen und zu Fall zu bringen.
Dann wurde Metellus Celer aufgerufen. Er stand auf und sagte schlicht: »Ich gebe meinen vorherigen Widerstand auf.
Pompeius soll seinen Triumph haben. Die Soldaten Roms sollen geehrt werden.« Inmitten eines gewaltigen, kollektiven Seufzers nahm er wieder Platz. Jeder wußte, daß damit alles vorbei war.
Ein derartig qualifiziertes Votum konnte nur bedeuten, daß der gesamte Clan der Metelli jetzt hinter dem Triumph stand.
Danach war es eine reine Formsache. Die Zustimmung zu Pompeius' Triumph kam mit überwältigender Mehrheit zustande. Selbst seine erbittertsten Feinde stimmten für ihn, um nicht als Vertreter eines zwecklosen Widerstands dazustehen. Schließlich hatte Celer ihnen einen würdevollen Rückzug offengelassen: Sie konnten behaupten, daß sie den Soldaten als Gesamtheit ihre Ehre erweisen wollten und nicht einem bestimmten General. Diese kleine Einschränkung sollte ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen, die sie damals jedoch noch nicht vorhersehen konnten.
Wir verließen die Curia mit gemischten Gefühlen. Einigen war zum Jubeln zumute, andere wirkten gedämpft. Jeder hatte das Gefühl, daß ein gravierender, unwiderruflicher Schritt getan worden war und daß der römische Staat nach Jahren der relativen Ruhe jetzt auf der Schwelle zu neuen Unruhen stand.
Auf der Treppe stieß ich beinahe mit Lucius Licinius Lucullus zusammen, dem berühmten Eroberer und erklärten Feind Pompeius'. Er schien nicht im geringsten verärgert über das Abstimmungsergebnis und klopfte mir auf die Schulter.
»Na, das war's dann wohl, was, Decius? Die Vorstellung, dieses Schwein in einem Triumphzug die Via Sacra hinabreiten zu sehen, macht mich ganz krank, aber es war ein kluger politischer Schachzug.«
»Einem Mann, der mit einer bewaffneten Legion vor den Toren der Stadt steht, kann man nicht ewig die kalte Schulter zeigen«, sagte ich.
»Genau. Heute wird nichts mehr von Interesse passieren, und die ganze Geschichte hat mich hungrig gemacht. Komm zum Mittagessen mit zu mir. Mal sehen, wer sonst noch einen Bissen vertragen könnte.« Wir stiegen die Stufen hinab und stießen auf Cicero und Milo, die ins Gespräch vertieft waren. Milo trug eine prachtvolle weiße Toga, ein sicheres Zeichen dafür, daß er sich jetzt ernsthaft um eine politische Karriere bemühte.
»Cicero«, sagte Lucullus, »leiste mir Gesellschaft beim Essen.
Du auch, Titus Annius. Und da sehe ich ja auch noch Catos griesgrämiges Gesicht. Cato, du kannst eine gute Speisung vertragen. Komm mit uns.« Milo grinste breit. »Es ist mir eine große Ehre, Lucius Licinius.« Es war offensichtlich das erste Mal, daß er eine solche Einladung erhielt. Sie war beinahe so viel wert wie eine Bestätigung durch die Censoren. Cato und Cicero sahen etwas verärgert aus.
»Lucius«, sagte Cicero, »du willst doch nicht schon wieder ein Bankett schmeißen und es als Mittagessen bezeichnen, oder?«
Lucullus war ganz die gekränkte Unschuld. »Wie könnte ich so etwas tun? Ich habe meinem Personal keinerlei derartige Anweisungen gegeben. Es wird die Kost geben, die man mir jeden Tag auftischt.«
Solche Einladungen waren begehrt. Das gesamte Konzept »Mittagessen« war damals für Römer noch ziemlich neu. Wir hatten es uns zur Gewohnheit gemacht, den ganzen Tag zu hungern. Das Abendessen war nicht nur der wichtigste gesellschaftliche Anlaß, sondern auch die einzige vernünftige Mahlzeit am Tag.
In der Zwischenzeit hatte man auf der Rostra eine Tafel montiert, auf der die Entscheidung des Senats bekanntgegeben wurde, und unter der Bevölkerung herrschte großer Jubel.
Jedermann liebte einen Triumph, und auf diesen hatte man schon lange gewartet. Man hatte Heralde zu Pompeius' Lager gesandt, um ihm den Senatsbeschluß mitzuteilen, aber seine Lakaien waren bereits auf galoppierenden Pferden unterwegs.
Bis wir den Rand des Forums erreicht hatten, hatte Lucius noch Celer, meinen Vater, beide Konsuln und einen Haufen anderer für seinen kleinen, improvisierten Mittags-Snack eingesammelt.
»Mach dich auf einen Schock gefaßt«, sagte Cato zu mir, während wir zum Palatin gingen. »Die Vorliebe unseres Gastgebers für vulgären Luxus ist berüchtigt. Wenn es um niedere, erbärmliche Exzesse geht, stellt er jeden reichen Freigelassenen in den Schatten.«
»Darauf freue ich mich schon!« erklärte ich ihm.
»Andererseits«, gab Cato zu, »hat er seinen
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