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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ihre Hand. »Ich bin der Mann, der Rom regieren wird, wie dein Vater es einst getan hat, meine Dame.«
    Sie blickte lächelnd zu ihm auf. »Wundervoll. Männer mit normalen Ambitionen sind so gewöhnlich.«
    »Ich glaube, wir sind verwandt«, warf ich ein. »War deine Mutter nicht eine Caecilia Metella?«
    »Wie lange bist du schon in Rom, Titus Annius?« fragte sie, meine Bemerkung völlig ignorierend. Na ja, so eng war die Verwandtschaft nun auch wieder nicht. Meine Familie bringt noch immer mehr Töchter als Söhne hervor.
    »Etwas mehr als acht Jahre, meine Dame.« Nach seiner anfänglichen Arroganz schien er jetzt fast um Worte verlegen, ein staunenswerter Anblick, den zu genießen ich nie zu hoffen gewagt hatte.
    »Titus Milo, sagst du? Ich glaube, den Namen habe ich schon mal gehört. Liefern sich deine Anhänger nicht hin und wieder Straßenschlachten mit den Männern von Clodius Pulcher?«
    »In letzter Zeit nicht mehr«, sagte Milo, ob des Lobes ganz verlegen.
    »Wie aufregend. Du mußt mir alles darüber erzählen.«
    »Nun denn«, sagte ich, »ich lasse euch zwei jetzt allein, damit ihr euch kennenlernen könnt.« Sie ignorierten mich. Ich gab diese sinnlose Mission auf und ließ sie stehen. Ich hatte meine Pflicht als Eros getan.
    Mit vollem Bauch und der Aussicht auf einen prächtigen Tag beschloß ich, einen weiteren Freund zu besuchen, diesmal jedoch nicht nur aus gesellschaftlichen Erwägungen. Ich machte mich auf den Weg den Palatin herab zum Fluß. Ich wollte dem Tempel des Aesculapius einen Besuch abstatten.
    Zum ersten Mal ging ich über die prachtvolle neue Steinbrücke, die das Ufer mit der Insel verband. Der Tribun Fabricius hatte sie im vergangenen Jahr erbaut. Im Tempel fragte ich nach dem Arzt Asklepiodes und erfuhr, daß er wieder in der statilischen Schule residierte, die wegen des TheaterNeubaus durch Pompeius gezwungen worden war, sich ein neues Quartier zu suchen. Die neue Schule lag im Trans-TiberDistrikt. Mit einer Wegbeschreibung versehen wechselte ich zum anderen Flußufer, wo sich der jüngste Stadtteil Roms von Mauern unbegrenzt und ohne die erstickende Enge der alten Stadt über eine beträchtliche Fläche erstreckte.
    Die neue Schule war ein großartiger Bau ohne jene gefängnisartige Atmosphäre, die viele solcher Einrichtungen auszeichnet. Der Weg zur Schule war mit Steinen gepflastert und mit Statuen von den Champions vergangener Jahre gesäumt.
    Durch einen Torbogen gelangte man auf einen großen Übungshof, von dem Geklirr der Waffen herüberklang, während die Männer ihre Trainingseinheiten absolvierten. Ich blieb stehen, um das Schauspiel zu betrachten und möglicherweise Einblicke in die Siegeschancen der einzelnen Kämpfer bei den nächsten Spielen zu tun. Die Auszubildenden kämpften mit Übungswaffen, aber die Veteranen der Arena benutzten scharfe Waffen. Die Kunstfertigkeit, die einige der Männer mit der Klinge demonstrierten, war ein wunderbarer Anblick. Kein Soldat würde je dieses Maß an Geschicklichkeit erlangen, da Soldaten die meiste Zeit den Formationskampf üben, wenn sie nicht zum Graben und Bauen herangezogen werden. Gladiatoren hingegen tun nichts anderes als für den Einzelkampf zu trainieren.
    Die meisten Männer benutzten den großen Schild mit der geschwungenen Sica, manche trainierten auch mit dem Speer, aber es gab inzwischen eine neue Sparte von Kämpfern, die während Caesars Amtszeit als Aedil aufgekommen war. Caesar hatte sich hoch verschuldet, um Spiele von nie dagewesener Pracht zu inszenieren, wobei er sogar so weit ging, eine Munera zu Ehren einer verstorbenen weiblichen Verwandten abzuhalten, als ihm die toten männlichen Vorfahren ausgegangen waren. Er kaufte so viele Gladiatoren, daß seine Feinde im Senat die Befürchtung hegten, er würde eine Privatarmee aufstellen. Sie verabschiedeten rasch ein Gesetz, das die Zahl der Gladiatoren begrenzte, die ein einzelner Bürger bei den Spielen zum Einsatz bringen durfte. Da Caesar nicht so viele Gladiatoren präsentieren konnte wie er wollte, fing er an, neue und bizarre Varianten vorzustellen: Männer, die auf Elefanten kämpften, Kämpfer auf Pferdegespannen, Reiter und andere. Am seltsamsten jedoch waren die Netzkämpfer.
    Niemand wußte, was er von ihnen halten sollte, als sie zum ersten Mal in die Arena marschierten. Mit ihren Netzen und dreizackigen Harpunen sahen sie aus wie Fischer vom Styx.
    Niemand kam auf den Gedanken, daß es sich um Kämpfer handeln könnte, weil sie keine

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