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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Rüstung trugen. Wir glaubten, daß sie irgendeinen neuen Tanz aufführen würden. Dann tauchte eine Truppe Gladiatoren mit großen Schilden auf, die sich paarweise mit den Netzträgern aufstellten. Zunächst erwarteten wir, daß die Netzmänner hingemetzelt wurden. Aber es wurde nicht die Art Nahkampf, die wir gewohnt waren. Die Netzmänner rannten in der ganzen Arena herum, warfen ihre Netze, traten die Flucht an, wenn sie ihr Ziel verfehlten, und begaben sich erst wieder in den Kampf, wenn sie die Netze mittels eines Seils wieder in ihre Gewalt gebracht hatten. Nach anfänglichem großen Gelächter und Gejohle bekam das Publikum langsam Geschmack an der Sache und feuerte die Kämpfenden an. Zur allgemeinen Überraschung gewannen mehr Netzmänner als Schwertkämpfer ihre Duelle. Es kam alles so unerwartet, daß es unmöglich war zu entscheiden, ob jemand gut oder schlecht gekämpft hatte, so daß die Menge sich mit dem Todeszeichen zurückhielt, obwohl einige Kämpfer später ihren Verletzungen erlagen.
    Caesar hatte ursprünglich vorgehabt, diese Neuigkeit nur bei einer Serie von Spielen zu präsentieren, aber die Masse hatte so viel Gefallen daran gefunden, daß sie die Netzkämpfer öfter zu sehen forderte. Jetzt sah ich, daß Statilius Taurus sie als reguläre Kampf-Kategorie in sein Ausbildungsprogramm aufgenommen hatte. Traditionalisten wie mein Vater fanden sie zu exotisch, und Cato meinte erwartungsgemäß, daß dies eine Schande für die Tradition des Kampfes auf Leben und Tod war.
    Ein Sklavenmädchen führte mich zum Quartier des amtierenden Schularztes, und dort traf ich meinen Freund Asklepiodes, den weltweit größten Experten für tödliche Wunden. Wir verbrachten etliche Minuten mit der Begrüßung, weil er eine griechische Vorliebe für das Zeremoniell hatte, bevor ich mein Anliegen vorbrachte und ihm von den Ereignissen des vergangenen Abends berichtete.
    »Ah, Decius, das ist wieder mal typisch für dich!« sagte Asklepiodes. »Kaum drei Tage in Rom und schon in einen Mord verwickelt!«
    »Einen erfolgreichen«, sagte ich. »Einen zweiten, bei dem es glücklicherweise bei dem Versuch geblieben ist.« Ich gab ihm das eingewickelte Gebäck. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, das zu testen, ohne daß wir es an einen Sklaven verfüttern?«
    »Ich werde es mit einem Tier versuchen. Es ist zwar schwer, einem Hund süßes Gebäck zu füttern, aber vielleicht geht es mit einem Schwein. Aber ich muß dich warnen: Diese Tests sind nicht unfehlbar. Es gibt Substanzen, die für Menschen tödlich, für Tiere jedoch völlig harmlos sind.«
    »Wenn es ein Gift ist«, fragte ich, »gibt es eine Möglichkeit zu bestimmen welches?«
    »Das ist überaus schwierig, wenn man kein menschliches Versuchssubjekt benutzt, das die Symptome beschreiben kann.
    Es ist mir natürlich verboten, etwas Derartiges zu tun.« »Darum würde ich dich auch gar nicht bitten«, sagte ich.
    »Meinst du, du könntest einen Blick auf Capitos Leiche werfen?
    Leider bekleide ich zur Zeit keinerlei offizielle Position.«
    »Ich bin mit den meisten bedeutenden Leichenbestattern bekannt. Das sollte kein Problem sein. Wenn man deiner Beschreibung glauben darf, wird eine detaillierte Untersuchung nicht notwendig sein. Ein rascher Blick sollte reichen. Ich werde mich heute abend darum kümmern.«
    »Ich wäre dir zu Dank verpflichtet«, erklärte ich ihm.
    »Mein Freund Decius, das Leben ist immer so unendlich viel interessanter, wenn du in Rom bist. Bitte zögere nicht, meine Dienste in Anspruch zu nehmen.«
    »Ich komme morgen wieder«, sagte ich.
    »Versuch solange am Leben zu bleiben«, mahnte er mich.
    Asklepiodes hatte einen eigenartigen Sinn für Humor, aber man muß den Griechen auch ein paar Zugeständnisse machen.
    Als ich über den Fluß zurück zu meinem Haus in der Subura ging, bereute ich, daß ich nicht daran gedacht hatte, mich zu bewaffnen. Die Aussicht auf meine erste Senatssitzung hatte mich in derartige Hochstimmung versetzt, daß ich die üblichen Vorsichtsmaßnahmen außer acht gelassen hatte. Es ist natürlich verboten, innerhalb des Pomeriums Waffen zu tragen, und doppelt verboten, sie in der Curia zu tragen, aber ich war durchaus bereit, eine Zensur zu riskieren. Ein kürzlich erfolgter Anschlag auf mein Leben ließ meinen Respekt für altehrwürdige Sitten stets schwinden.
    Und jetzt marschierte ich mutterseelenallein durch die Straßen, in denen Clodius' Günstlinge laufen konnten. Und als ich darüber nachdachte, fiel

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