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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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vertraulich mit ihnen.
    Dann kamen sie mit ihrem jetzigen Gesichtsausdruck wieder heraus. Celer verkündete, daß eine außerordentliche Senatssitzung anberaumt worden sei, und hat seither kein Wort mehr gesagt.«
    Ein Schauer lief mir über den Rücken. Normalerweise bedeutete das eine größere militärische Katastrophe. Ich fragte mich, wo sie stattgefunden hatte. Antonius Hibrida hatte sich in Macedonien eine Serie von Niederlagen geleistet, so daß eine weitere nicht allzu überraschend gewesen wäre. Vielleicht waren auch die Germanen wieder auf dem Marsch. Der Gedanke ließ mich erschaudern. Beim letzten Mal hatten sie ganz Italien terrorisiert, und es hatte eines Gaius Marius bedurft, sie zu besiegen.
    Das Forum sah aus wie immer, wenn alle wissen, daß schlechte Nachrichten in der Luft liegen. Anstelle der üblichen treibenden Masse hatten sich die Leute in engen, kleinen Grüppchen zusammengeschart, wobei jeder die Unwissenheit des anderen mit immer neuen Gerüchten und Omen bediente.
    Ich hörte Getuschel von einer militärischen Katastrophe, einem Bürgerkrieg, einer Invasion durch ausländische Feinde, der Pest, einer Hungersnot, einem Erdbeben und wundersamen Erscheinungen der olympischen Gottheiten, bis wir die Treppe der Curia erreicht hatten.
    Senatoren drängten sich auf den Stufen, begierig zu erfahren, was sich ereignet hatte. Die Liktoren der Magistraten standen auf ihre Fasces gelehnt und tauschten wie alle anderen Omen aus. Als wir die Treppe erreicht hatten, verließ Gaius Julius unsere kleine Prozession, um mit einer Matrone mit derart verfinsterten Gesichtszügen zu sprechen, daß er und Celer im Vergleich dazu fröhlich wirkten. Ich fragte meine Begleiter, wer sie sei, und jemand erkannte sie als Caesars Mutter. Das war in der Tat höchst merkwürdig. Römische Frauen hatten sich, egal wie angesehen sie sein mochten, nicht für politische Angelegenheiten zu interessieren.
    Das Innere der Curia vibrierte von leisem Summen und Brummen, alle waren besorgt, aber auch neugierig zu erfahren, was geschehen war. Vorne, wo sich die bedeutenden Männer aufhielten, standen die Konsuln und höheren Beamten, die Pontificis und der Princeps. Irgend etwas an der Gruppe kam mir komisch vor. Einige von ihnen, vor allem die Konsuln, sahen regelrecht amüsiert aus. Sie alle umfing eine Aura mühsam unterdrückter, ausgelassenster Heiterkeit, bis Caesar sich zu ihnen gesellte und ihre Gesichter wieder versteinerten.
    Die Konsuln nahmen auf ihren curulischen Stühlen Platz, der Rest von uns setzte sich auf die Bänke. Als Ruhe eingekehrt war, erhob sich Hortalus, um zum Senat zu sprechen.
    »Senatoren«, hob er an, »ich muß in einer ernsten Sache zu euch sprechen.« Seine Stimme war wie Honig für die Ohren.
    »Letzte Nacht ist hier in der heiligen Stadt des Quirinus ein überaus verabscheuungswürdiger Frevel begangen worden!« Er machte um der Wirkung willen eine Pause, und sie erzielte ihren Effekt. Das war nun die allerletzte Nachricht, die zu hören irgendwer erwartet hatte. Ernsthafte Vergehen gegen die Götter waren rar, und normalerweise ging es in solchen Fällen um die Unkeuschheit einer vestalischen Jungfrau. Mir fiel jedoch auf, daß Hortalus das selten verwandte Wort Sacrilegium benutzt hatte, während sexuelle Beziehungen zu einer Vestalin stets als Incestum bezeichnet wurden.
    »Gestern nacht«, fuhr Hortalus fort, »wurde während der uralten, heiligen und feierlichen Riten der Bona Dea ein Betrüger entdeckt, der das für alle Männer verbotene Ritual belauscht hat. Der Quaestor Pubhus Clodius Pulcher ist als Frau verkleidet heimlich in das Haus des Pontifex maximus eingedrungen!« In der Curia brach der totale Tumult aus. Manche riefen nach einem Prozeß, andere forderten seinen Tod. Das meiste war nur Geschwätz und Geschrei, an dem ich mich eifrig beteiligte. Ich sprang herum wie ein kleiner Junge und klatschte vor Freude in die Hände.
    »Jetzt sind wir ihn endlich los!« sagte ich zu jemandem in meiner Nähe. »Jetzt wird man ihn zu einer grausamen rituellen Strafe verurteilen. Vielleicht wird er lebendig begraben oder von glühend heißen Zangen in Stücke gerissen oder so was.« Eine wirklich erfreuliche Vorstellung, aber mein Nachbar dämpfte meinen Jubel.
    »Zuerst muß man ihn vor ein ordentliches Gericht stellen.
    Setz dich, und laß uns hören, was die Pontificis und Juristen sagen.«
    Daran hatte ich nicht gedacht. Cicero hatte sich jede Menge Ärger eingehandelt, indem er den

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