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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Senat gedrängt hatte, die Catilinaer ohne ein Geschworenenverfahren zu verurteilen: Das hatte niemand vergessen. Die Senatoren würden bei einer Anklage, unglücklicherweise, jetzt sogar noch vorsichtiger sein.
    Der Konsul Calpurmanus stand auf und hob seine Hand, um den Senat zum Schweigen zu bringen, was ihm schließlich auch gelang.
    »Senatoren, bevor wir irgendwelche weiteren Maßnahmen diskutieren können, benötigen wir zunächst eine Begriffsklärung, damit wir wissen, worüber wir reden. Der erhabene Princeps Quintus Hortensius Hortalus hat das Wort>Sakrileg    Cicero erhob sich. »In früherer Zeit bezeichnete man mit>Sakrileg    In jüngster Zeit ist die Bedeutung auf jeden Schaden und jede Beleidigung ausgeweitet worden, die Göttern oder geweihten Orten angetan werden. Wenn die Senatoren es wünschen, wäre es mir eine große Freude, hier die gesetzlichen Quellen und Präzedenzfälle für den Tatbestand des Sakrilegs zu zitieren.«
    »Gaius Julius Caesar«, sagte Calpurnianus, »bist du als Pontifex maximus der Auffassung, daß diese Tat die Bezeichnung Sakrileg verdient?«
    Caesar stand auf und trat vor den Senat, als ob er der Beerdigung seines Vaters beiwohnen würde. Er zog eine Falte seiner Toga über den Kopf, feierlich wie ein großer Tragöde.
    »Meiner Einschätzung nach tut sie das«, hob er an, »und es ist mir eine unaussprechliche Schande, daß dieser schamlose Akt im Haus von Caesar geschehen ist.« Dies war das erste Mal, das ich hörte, wie er von sich in der dritten Person sprach, eine lästige Angewohnheit, die uns allen noch vertrauter werden sollte, als uns lieb war.
    »Dann«, sagte Calpurnianus, »befehle ich hiermit in Übereinstimmung mit dem Senat, daß sich der Praetor Aulus Gabinius mit seinen Liktoren zum Haus von Clodius begibt und ihn verhaftet.«
    »Einen Moment mal!« rief ein Senator namens Fufius, ein bekannter Lakai Clodius'. »Publius Clodius ist ein amtierender römischer Beamter und kann während seiner Amtszeit nicht verhaftet oder angeklagt werden!«
    »Oh, setz dich und red keinen Blödsinn!« bellte Cicero.
    »Clodius ist bloß Quaestor und verfügt über genausowenig Imperium wie Verstand. Überdies hat er sich noch nicht zu seinem Einsatzort begeben, um seinen Dienst anzutreten, und diese Straftat fällt auch nicht unter die Immunität des öffentlichen Dienstes.«
    »Und wir wollen auch nicht vergessen«, sagte Metellus Nepos mit purer Bosheit, »daß während des catilinaischen Notstands amtierende römische Beamten einschließlich eines Praetors verhaftet worden sind. Sollte der Vorwurf des Sakrilegs nicht genauso ernst genommen werden wie der des Verrats?« Das hatte natürlich nichts mit Clodius zu tun, sondern war direkt gegen Cicero gerichtet, der diese Verhaftungen angeordnet hatte.
    Ich muß gestehen, daß trotz all dieser gesetzlichen und religiösen Dispute im Senat eine ausgelassene Stimmung herrschte. Die ganze Geschichte war so absurd, daß es einem vorkam wie aus einem Stück von Aristophanes. Wir wären auch nicht weiter überrascht gewesen, wenn die Hauptakteure sich komische Masken mit grinsenden Fratzen aufgesetzt hätten.
    »Meine Herren«, sagte Hortalus, »bevor wir ernsthaft von Verhaftungen und Prozessen reden, möchte ich euch alle an etwas erinnern. Wenn wir Publius Clodius vor Gericht bringen, wird es eine Zeugenvernehmung geben. Im Verlauf dieser Vernehmung wird früher oder später irgend jemand von den Riten der Guten Göttin sprechen müssen.« Das ließ uns innehalten.
    Cato sprang auf. »Undenkbar! Diese heiligen Fragen dürfen nicht zum Thema ordinären Klatsches auf dem Forum werden!«
    »Geh doch mal nach draußen, Cato«, brüllte jemand. »Ich wette hundert Sesterzen, daß schon jetzt niemand mehr über irgend etwas anderes spricht!«
    »Wie können wir einen Prozeß führen«, sagte der Praetor Naso, »wenn die Frauen, die bei Begehung der Straftat zugegen waren, nicht darüber sprechen und die Männer nichts davon hören dürfen?« Das rief weitere Rufe nach sofortigem Handeln und gleichzeitig Proteste gegen irgendwelche Bemühungen in der Richtung hervor. Ich verlor langsam jede Hoffnung, daß noch etwas Konstruktives beschlossen werden würde.
    Inzwischen saß Clodius wahrscheinlich

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