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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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er hinzu.
    »Das liegt nur daran, daß sie Rivalen sind! Aber Milo ist mein Freund!« Manchmal konnte ich die Griechen einfach nicht verstehen.
    »Du hattest mich doch gebeten, einen Blick auf die Leiche von Aemilius Capito zu werfen«, erinnerte mich der Arzt.
    »Ja, richtig. Das wäre mir fast entfallen. Als Beinahe-Opfer eines Mörders neigt man dazu, ähnlich gelagerte Probleme anderer Menschen zu vergessen. Was hältst du von der Sache?«
    »Höchst seltsam«, sagte Asklepiodes.
    »Inwiefern?« Ich spitzte die Ohren. »Mir kam es wie ein ziemlich gewöhnlicher Mord vor, von der verwandten ZweiStoß-Technik einmal abgesehen.«
    »Das war ja das Seltsame. Ich habe den Leichenbestatter überredet, die Wunden untersuchen zu dürfen. Meine Überredungskunst kostet dich übrigens weitere zehn Sesterzen.«
    »Zehn Sesterzen, bloß um an einer Leiche rumzumachen?«
    sagte ich. »Die Nekrophilen, die sich bei den Amphitheatern herumtreiben, zahlen nur fünf.«
    »Bitte!« sagte er gekränkt. »Ich habe nicht mit der Leiche >rumgemacht<. Das wäre unrein. Ich habe sie untersucht. Und man sollte doch annehmen, daß der Preis für einen Senator höher ist als der für einen verdammenswerten armen Teufel.«
    »Ich will schwer hoffen, daß es das Geld auch wert ist«, sagte ich und kramte weitere Münzen hervor.
    »Es war überaus faszinierend. Der Schnitt, oder besser der Stich in den Hals wurde mit absolut fachmännischer Präzision ausgeführt. Es handelt sich um eine zweischneidige Klinge, höchstens drei Zentimeter breit, keine Sica und kein Pugio, sondern eine extrem scharfe, flache Waffe mit einer kurzen Spitze.« Er wies auf die Waffensammlung an den Wänden. »Ich habe nichts Vergleichbares in meiner Sammlung, aber ich denke, daß die Waffe so ähnlich aussehen dürfte wie ein Schlachtermesser.«
    »Das ist wirklich seltsam«, gab ich zu. »Ich wüßte niemanden in Rom, der so tötet. Vielleicht hat er dem armen alten Mamercus deswegen erst einen Schlag auf den Kopf verpaßt um ihn für den tödlichen Stich zu arrangieren.«
    »Jetzt kommt das Allerseltsamste«, sagte Asklepiodes, der diesen langsamen Enthüllungsprozeß augenscheinlich genoß.
    »Aber bitte schnell«, sagte ich.
    »Bei der Delle auf der Stirn hatte ich keine Schwierigkeiten, die Tatwaffe zu bestimmen. Es war ein Hammer mit einer flachen, runden Schlagfläche von circa vier Zentimeter Durchmesser. Der kreisrunde Abdruck befand sich direkt oberhalb der Nase und war an der unteren Kante doppelt so tief wie an der oberen.«
    »Du redest, als käme dieser Unebenheit des Abdrucks enorme Bedeutung zu«, bemerkte ich.
    »So ist es. Es bedeutet, daß der Hammerschlag nicht zuerst ausgeführt wurde, um das Opfer zu betäuben. Wäre das der Fall gewesen, wäre der obere Abdruck tiefer gewesen. Nein, der Mörder hat Capito mit dem Hammer geschlagen, als jener schon am Boden lag. Er stand hinter der Leiche und hat in einem ziemlich spitzen Winkel nach unten geschlagen.«
    »Nachdem er schon am Boden lag!« rief ich. »Wozu sollte das gut sein? Capito war nach dem Messerstich praktisch tot.«
    »Unbedingt. Eine Verletzung der linken Halsschlagader führt sofort zur Bewußtlosigkeit, der Tod folgt binnen Sekunden. Für das Opfer gibt es keine Rettung. Der Hammerschlag muß einen anderen Zweck haben.« Er trat ans Fenster und betrachtete die Männer, die im Hof trainierten. »Es hat mich an etwas erinnert, etwas, das ich vor Jahren einmal gesehen habe, aber ich weiß nicht mehr an was. Deine Fähigkeit, dir die merkwürdigsten Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen und zu einem Bild zusammenzufügen, geht mir ab.«
    Ich hätte es wissen müssen. Wahrscheinlich wußte er etwas Entscheidendes, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern. Ich beschloß, mich in Geduld zu üben. Meine Beinahe-Vergiftung machte mir weit mehr Sorgen als der bedauernswerte Capito.
    »Wenn es dir einfällt, laß bitte sofort nach mir schicken.«
    »Das werde ich tun. Und falls sich weitere derartige Morde ereignen sollten, zögere nicht, mich zu konsultieren.« Er klopfte mir zum Abschied auf die Schulter. »Wie ich dich kenne, ist es nicht unwahrscheinlich, daß noch mehr passiert.«

VI
    Am nächsten Morgen musterte ich die Besucher in Geiers Haus ganz genau. Clodius war nicht anwesend, genausowenig wie Nero. Auch Caesar fehlte, aber er hatte möglicherweise mit seiner Scheidung zu tun. Ich entdeckte meinen Verwandten Creticus und trat zu ihm, um ihm meine Aufwartung zu machen.
    Er war im

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