Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Glaub mir, Decius, nächstes Jahr um diese Zeit wird sich Quintus Caecilius Metellus Celer fest mit dem extremen Flügel der aristokratischen Partei verbündet haben.«
    Mir war nicht entgangen, daß Cicero von den »extremen«
    Aristokraten gesprochen hatte. Er war selbst ein Anhänger der Partei, trotz der Tatsache, daß viele ihrer Führer ihn offen brüskierten. Cicero träumte von einer Republik, die von den »besten« Männern der wohlhabenden und besitzenden Stände der freien Bürger geführt wurde. Diese Männer sollten gebildet, patriotisch und um die Wohlfahrt des Staates besorgt sein. Es war eine schöne Utopie, aber schon Plato hatte ein ähnliches Konzept und auffallend wenig Erfolg damit gehabt, seine Landsleute von der Übernahme dieses Regierungssystems zu überzeugen.
    Ich würde nie behaupten, mehr als einen Bruchteil von Ciceros intellektuellen Fähigkeiten zu besitzen, denn er hatte den wachesten Verstand, den ich je bei einem Menschen erlebt habe. Aber auch er war auf einem Auge blind und von dem geradezu naiven Glauben beseelt, die Aristokraten seien zum Regieren besonders befähigt.
    Ich war ein geborener Adeliger und machte mir keine Illusionen über meine Klasse. Adelige sind Personen, die allein Kraft der Tatsache, daß sie ererbten Grund und Boden besitzen, über gewisse Privilegien verfügen. Sie ziehen die Herrschaft des übelsten Aristokraten der des tugendhaftesten gemeinen Mannes vor. Sie haßten Pompeius, nicht etwa weil er ein Eroberer alexandrinischen Typs war, der möglicherweise die Republik abschaffen wollte, sondern weil er kein Adeliger war und wie Marius eine Armee anführte, die sich nicht aus Männern mit Grundbesitz zusammensetzte.
    Zu jener Zeit, über die ich schreibe, war meine Klasse mit einer Art Massenselbstmord durch politische Dummheit beschäftigt. Einige lehnten die besten Männer wegen ihrer Herkunft ab, während andere wie Caesar und Clodius sich bei den übelsten Elementen der römischen Gesellschaft einzuschmeicheln suchten. Die meisten wollten zurückkehren zu dem angestaubten Bild dessen, was sie für die alte römische Republik hielten: zu einem Ort unglaublicher Tugend, wo Grundeigentümer über die Bauern herrschten. Statt dessen bekamen sie unser gegenwärtiges System: eine Monarchie, die sich als »gereinigte« Republik verkleidete.
    Was Celer anging, hatte Cicero allerdings recht. Binnen eines Jahres stand dieser in den Reihen der extremen Aristokraten, die sich den Grundbesitzvereinbarungen mit Pompeius' Veteranen widersetzten.
    »Ich finde es nicht verwunderlich, daß dir die Vorstellung einer im Umland Roms angesiedelten, mächtigen Privatarmee nicht behagt«, sagte ich. »Ich finde sie selbst ein wenig beunruhigend.«
    »Mir jagt man so schnell keine Angst ein«, sagte Cicero.
    »Jetzt, wo der Feldzug im Orient beendet ist, gibt es keine ruhmreichen Kommandos mehr im Angebot. Pompeius hat bestimmt kein Interesse an den sporadischen Schlachten, die Hibrida zur Zeit in Macedonien so schrecklich vermasselt.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, daß Pompeius fürs erste zu Hause bleiben und sich der Politik widmen muß. Allein die Vorstellung ist lächerlich. Pompeius ist eine politische Niete. Er hat die meisten seiner militärischen Oberbefehle bekommen, ohne vorher irgendeines der von der Verfassung vorgeschriebenen Ämter bekleidet zu haben. Nur durch rohe Gewalt ist er zum Konsul geworden. Er hat keinerlei Erfahrung in der zivilen Verwaltung oder mit den eigentlichen politischen Vorgängen im Senat. Der Mann hat nicht einmal als Quaestor gedient! Du wirst einen weit kompetenteren Senator abgeben als Pompeius, obwohl du kaum eine Woche in deinem neuen Amt bist.«
    Das war ein seltsames Kompliment, wenn es denn eins war.
    Ich war mir jetzt jedenfalls ziemlich sicher, daß man mich nicht wegen Rumschnüffelei vor Gericht zitieren würde.
    Ich hatte noch einige Besuche zu erledigen. Ich beschloß, am Tatort des Unvorstellbaren anzufangen. Ich begab mich zum Haus von Gaius Julius Caesar, dessen Frau, wie man uns glauben machen wollte, über jeden Verdacht erhaben sein mußte. Das Haus des Pontifex maximus war eine geräumige Stadtvilla, eines der wenigen Wohnhäuser am Forum, direkt neben dem Palast der Vestalinnen.
    Der Türwächter ließ mich ein und führte mich durchs Atrium, in dem sich das Personal auf jene zaghafte Weise hin und her bewegte, die Ausdruck der Unsiche rheit im Leben dieser Menschen war. Zweifelsohne fragten sie sich, wer beim

Weitere Kostenlose Bücher