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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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in meinen Sätzen zu verheddern.
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich nicht hier war. Ich habe nur nicht an der Zeremonie teilgenommen.«
    »Ah. Nun, es ist ja auch ein recht großes Haus.«
    »Du gehst die ganze Sache falsch an. Ich fürchte, du enttäuschst mich.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Einfach so in die Häuser bedeutender Männer zu rennen und direkte Fragen zu stellen. So kommst du der Sache nie auf den Grund.«
    Ich war ein wenig niedergeschlagen. Wer war denn schließlich berühmt für seine detektivischen Fähigkeiten? »Na ja, es ist ein bißchen was anderes als Ermittlungen in der Subura, wo dem Opfer die Kehle durchgeschnitten wurde.
    Könntest du mir denn eine bessere Methode vorschlagen?«
    »Laß mich dir helfen.«
    »Dieses überaus freundliche Angebot hast du mir schon einmal gemacht«, erinnerte ich sie.
    »Ich meine, laß mich deine Helferin bei dieser Ermittlung sein. Ich kann an Orte gelangen, die dir unzugänglich bleiben.«
    Ich war total verdutzt. »Warum solltest du so etwas tun wollen?« »Weil ich intelligent, gebildet, umgänglich und bis zum Medeamäßigen Wahnsinn gelangweilt bin. Ich verfolge deine Karriere schon seit Jahren, durch Klatsch unter Frauen und die Tischgespräche meines Vaters, meines Onkels und ihrer Freunde. Es ist genau die Tätigkeit, zu der ich mich hingezogen fühle. Laß mich dir helfen.« In wahrhaft patrizischer Manier verlangte sie dies als ein ihr zustehendes Recht, aber ich meinte, einen bittenden Unterton in ihrer Stimme gehört zu haben.
    »Dein Ansinnen kommt völlig unerwartet«, sagte ich.
    Gleichzeitig leuchteten mir die Vorteile eines solchen Arrangements unmittelbar ein. Unter anderem würde es bedeuten, daß ich Julia öfter zu sehen bekam. »Aber laß uns darüber reden.«
    Sie setzte sich auf eine steinerne Bank und klopfte mit der Hand auf den nur noch leicht feuchten Platz neben sich. »Setz dich zu mir.«
    Ich sah mich im Garten um. »Wir sind ohne Anstandsdame hier. Hat deine Familie nichts dagegen?« Die Männer aus noblen, alten Familien konnten sich aufführen wie die Ziegenböcke oder schlimmer, aber ihre Frauen hatten keusch zu sein, mußten zumindest dafür gehalten werden. Caesars Frau, und so weiter.
    »Blicke über meine linke Schulter«, sagte Julia. »Siehst du unter dem Säulengang einen Schatten lauern?«
    Ich tat, wie mir geheißen. »Ja, ich sehe einen Schatten.«
    »Das ist meine Großmutter, die Dame Aurelia. Du kannst versichert sein, daß sie sich, wenn sie irgend etwas Unziemliches sieht, zwischen mich und die mögliche Schande werfen wird. Sie hat die Augen, den Instinkt und die Krallen eines Raubvogels.«
    »Oh, gut. Dann können wir ja Pläne schmieden. Was würdest du als meine Assistentin denn tun?«
    »Kollegin, bitte.« »Also gut.« Dieses Zugeständnis kostete mich gar nichts.
    »Die meisten hochgeborenen Damen Roms waren in jener Nacht hier. Ich werde einige von ihnen besuchen und sie ausquetschen.«
    »Ist es ihnen nicht verboten, mit jemandem, der noch nicht initiiert ist, über die Riten zu sprechen?«
    »Sicher. Aber einige der skandalumwittertsten Frauen der römischen Gesellschaft waren da, Frauen, die für ihre Indiskretion bekannt sind. Ich weiß, daß außer Clodia auch noch Fulvia und Sempronia anwesend waren, zusammen mit der ganzen Delegation aus Lucullus' Haushalt: seine Frau Claudia und sein Mündel Fausta, die Tochter Sullas, und natürlich deine Cousine Felicia, die Frau des jüngeren Crassus. Wenn ich nicht aus einigen dieser Frauen etwas herausbekommen kann, lege ich ein Gelübde ab und werde Vestalin.«
    »Das wäre in der Tat sehr wertvoll«, gab ich zu. »Aber wenn deine Großmutter mitbekommen würde, daß du dich in der Gesellschaft einer dieser Damen aufhältst, würde sie sich wahrscheinlich die Pulsadern aufschlitzen.«
    »Ich werde eben raffiniert vorgehen. Ich kann es so arrangieren, als würde ich sie zufällig an einem unverdächtigen Ort treffen - in den Bädern beispielsweise.«
    In jenen Tagen gab es einige Bäder in Rom, die exklusiv für Frauen waren. Die Vorstellung, wie Julia sich mit einer jener berüchtigten Damen im Caldarium aalte, ließ allerlei ablenkende Bilder in meinem Kopf aufsteigen.
    »Das hört sich halbwegs sicher an«, räumte ich ein. »Aber halt dich von Clodia fern. Sie ist eine wirklich gefährliche Frau, während die anderen nur milde lasterhaft sind. Ich habe Celers Erlaubnis, sie persönlich zu befragen, aber ich erwarte nicht,

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