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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Jahr zuvor hatten Publius Autronius Paetus und Publius Sulla, ein Neffe des Diktators, die Wahl zum Konsul gewonnen. Man hatte sie wegen der Annahme von Bestechungsgeldern verurteilt, bevor sie ihr Amt antreten konnten, und die beiden nächst erfolgreichen, unterlegenen Kandidaten waren an ihrer Stelle zu Konsuln bestimmt worden.
    »Man sagt, sie, Caesar und Crassus, hätten geplant, den Senat im darauffolgenden Jahr anzugreifen und ihre Feinde umzubringen, wenn sie alle an diesem einen Ort versammelt wären. Dann sollte Crassus zum Diktator ernannt werden, und dieser sollte Caesar zum Rittmeister ernennen. Danach sollten Publius Sulla und Autronius als Konsuln dienen.«
    »Das hört sich für mich wie das Gerede von Zukurzgekommenen an«, sagte ich. »Nicht, daß es jedem der beiden nicht zuzutrauen wäre, aber das Ganze kommt mir doch recht spekulativ vor. Weder Caesar noch Crassus hatten damals genug Anhänger, um die Sache erfolgreich durchzuziehen. Was Sulla angeht, könnte ich es noch verstehen. Er ist bescheuert genug, etwas Derartiges zu versuchen. Seit dem Tod des Diktators war jeder männliche Erwachsene mit dem Namen Cornelius Sulla an jeder nur denkbaren, schwachsinnigen Verschwörung beteiligt, die sich irgendwo ergeben hatte. Dieser spezielle Sulla war auch der Beteiligung an der catilinaischen Verschwörung angeklagt, und es bedurfte schon der Verteidigungskünste Ciceros, ihn da rauszupauken. Sein Bruder wurde ebenfalls angeklagt und auch verurteilt, konnte aber der Hinrichtung entgehen.«
    »Es war Caesars Intervention, die ihn gerettet hat, oder nicht?« stellte Lisas nüchtern fest.
    »Ja, jetzt wo du es sagst, erinnere ich mich. Servius Sulla war so schuldig, daß nicht einmal Jupiter ihn freibekommen hätte, aber Caesar schaffte es irgendwie, daß das Urteil auf Verbannung abgemildert wurde.« Das mutete in der Tat verdächtig an, aber inzwischen witterte ich überall Verschwörungen. Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Caesar und Crassus sind viel zu clever für eine derartige Verzweiflungstat.«
    Lisas lächelte sein weltmännisches Lächeln. »Das mag dir vielleicht so erscheinen, mein junger Freund, aber für mich stellt sich das Ganze nicht so eindeutig dar. In Crassus erkenne ich einen Mann mit vereitelten Plänen, den es zu absoluter Macht und Ruhm drängt, der aber immer wieder mit ansehen muß, wie Pompeius alles bekommt. Caesar ist ein Mann, der die besten jähre seines Lebens hat verstreichen lassen, ohne irgendwelche Taten von Bedeutung zu vollbringen. Vielleicht haben sie ihre Pose majestätischer Gelassenheit inzwischen perfektioniert, aber es sind trotzdem verzweifelte Männer. Es waren in der Geschichte stets solche Männer, die traditionelle Staatsformen gestürzt und Diktaturen errichtet haben.« »Na ja, das mag vielleicht in den griechischen und orientalischen Staaten so sein«, sagte ich. »Aber wir sind schließlich Römer.«
    »Na und? War Gaius Marius vielleicht etwas anderes oder der große Sulla? Oder, was das angeht, Romulus? Die anderen wichtigen Männer weilten in jenem Jahr außerhalb Roms. Wenn sie genug Entschlossenheit an den Tag gelegt hätten, hätte ihr Staatsstreich sogar Erfolg haben können.« Er beschrieb eine Geste, die wohl den letztendlichen Ratschluß der Götter in allen Fragen des Lebens andeuten sollte. »Hätte, wenn die Sache mehr gewesen wäre als ein bloßes Gerücht, um was es sich, wohlgemerkt, handelt.«
    »Und jetzt«, sagte ich, »braucht Caesar schon eine Provinz und ihre Legionen, um sich von dem Schuldenberg zu befreien, der auf ihm lastet.«
    »Und bald werden ihm die entsprechenden Ressourcen zum Ausplündern zur Verfügung stehen«, sagte Lisas.
    »Warum«, fragte ich, »ist er dann noch in Rom?«
    Lisas zuckte vielsagend die Schultern. »Noch mehr Gerüchte.
    Seine Gläubiger wollen ihm die Abreise nicht erlauben, bis er eine Sicherheit für seine Schulden hinterlegt hat.«
    »Eine Sicherheit, die nur Crassus leisten kann«, sagte ich.
    »Ich wüßte nicht, wer sonst.«
    Ich bedankte mich für seine Gastfreundschaft und den erhellenden Klatsch und verabschiedete mich. Ein Sklave holte Hermes und führte ihn ins Atrium. Er machte einen mitgenommenen Eindruck.
    »Sie haben mir die Krokodile gezeigt«, sagte er. Sein Atem roch nach ägyptischem Dattelwein. »Eins von ihnen muß mindestens sieben Meter lang sein. Die größte Echse, die ich je im Leben gesehen habe.«
    »Hast du ihnen beim Fressen zugeschaut?« »Nein, aber ich habe auf dem

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